Vermutlich ist kein Pogrom in stehenden und bewegten Bildern jemals umfassender festgehalten worden als der von Lemberg/L?viv vom 30. Juni und 1. Juli 1941 gegen die dort lebende jüdische Bevölkerung. Die Ereignisse wurden gleich von Dutzenden von "Knipsern" und Schmalfilmamateuren aus den Reihen der Wehrmacht und der SS sowie von Bildberichtern und Kameramännern der Propagandakompanien auf Fotografien sowie 8- und 16-mm-Filmen gebannt.

Zum Teil bezeugten sich die Fotografen und Kameraleute in ihren Aufnahmen gegenseitig ihre Teilnahme an dem Geschehen. Dabei geriet Fotografieren und Filmen selbst zu einem Akt der Gewalt, der konstitutiver Bestandteil der Ereignisse war. Fotografien und Filmstreifen waren damit mehr als nur visuelle Belege, sie waren „aktive Dokumente“ der Gewalt.

Gerhard Paul kontextualisiert und analysiert nun erstmals diese Bilder und Filmdokumente. Zugleich verfolgt er ihre Verwendung bis in die Gegenwart hinein.

Gerhard Paul, 1951 geboren, ist Professor für Geschichte und ihre Didaktik an der Europa-Universität Flensburg. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten zählen die NS-Täterforschung sowie die Medialität und Visualität der Geschichte. Gegenwärtig arbeitet er an einer umfassenden Geschichte des visuellen Zeitalters, die im kommenden Jahr unter dem Titel Punkt & Pixel erscheinen soll.

Seinen Vortrag „Lemberg 1941. Gewalt in Bildern – Gewalt der Bilder – Gewalt an Bildern“ hält er am Montag, 20. Oktober, 17 Uhr c. t. im Vortragssaal der Universitätsbibliothek Leipzig (Bibliotheca Albertina, Beethovenstr. 6, 1. Stock). Die Moderation übernimmt Prof. Dr. Stefan Troebst (GWZO).

https://www.leibniz-gwzo.de/de

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