Am Donnerstag, 28. Juni, wurden in der Leopoldina in Halle (Saale) die Sieger des IQ Innovationspreises Mitteldeutschland 2012 gekürt. Klarer Sieger im Rennen um den regionalen Innovationspreis Leipzig 2012 wurde der Leipziger Jungunternehmer und Autor André Hille, der im Herbst 2011 mit snippy die erste Kurzgeschichten-App fürs iPhone auf den Markt brachte.

Die Leipziger snippy GmbH setzte sich im Cluster Informationstechnologie gegen neun Leipziger Konkurrenten durch und konnte aus den Händen von Oberbürgermeister Burkhard Jung 5.000 Euro für die beste innovative Idee in Empfang nehmen. “Snippy ist auch ein Produkt der kreativen Aufbruchstimmung in Leipzig. Der Preis hilft uns dabei, unsere Idee mobiler Literatur für jedermann branchenweit durchzusetzen”, sagt André Hille. Als nächsten Schritt kündigte Hille eine umfangreiche Vorstellung auf den “Hot Spots” der Frankfurter Buchmesse im Oktober 2012 an. Auf diesen Ausstellungsinseln präsentieren sich technologische Vorreiter aus der weltweiten Buch- und Medienbranche.

Snippy ist eine Kurzgeschichten-App für Smartphones. Sie ermöglicht den Zugriff auf über 160 Kurzgeschichten – darunter auf ausgewählte Klassiker, auf Geschichten bekannter Gegenwartsautoren wie der Buchpreisträgerin Katharina Hacker sowie auf Kriminalstorys oder Texte junger Nachwuchsautoren. Snippy ist die erste Mobile-Applikation auf dem deutschsprachigen Markt, die verlagsübergreifend einen Komplettzugriff auf Short Storys verschiedener Genres und Zeiten ermöglicht.

Eine Besonderheit ist die Verfügbarkeit der Texte als Hör- und Textdatei. Alle Texte sind von professionellen Sprechern eingesprochen worden. Ein einfaches und gut designtes Bedienmenü erleichtert die Auswahl. So kann der Nutzer beispielsweise die Audiodateien nach Dauer sortieren. Die Aufnahmen sind zwischen fünf und 70 Minuten lang. In “Shake your story” ist ein cleveres Random-System verpackt: Wer sein Smartphone einmal schüttelt, bekommt per Zufall eine Kurzgeschichte vorgeschlagen.

Der Innovationspreis Leipzig wird jährlich von der Leipziger Stiftung für Innovation und Technologietransfer ausgeschrieben. Der Wettbewerb wird innerhalb der Dachmarke IQ Innovationspreis Mitteldeutschland durch die Wirtschaftsinitiative für Mitteldeutschland umgesetzt und versteht sich als wichtiger Baustein für eine starke Profilierung der Innovationslandschaft Mitteldeutschland.

Erst vor wenigen Wochen überzeugte die snippy GmbH die Leipziger Organisatoren des europaweiten Projekts “Creative Cities”. “Wir werden zunächst snippy um Text-Angebote in englischer Sprache unter besonderer Berücksichtigung von Leipziger Künstlern und Künstlerinnen erweitern”, so André Hille. Im zweiten Schritt wolle man die App um die Sprachen polnisch, italienisch, ungarisch und slowenisch ergänzen. Ziel sei es, die lebendige Buchstadt Leipzig international aufzuwerten und bekannter zu machen. Der Konzeptansatz wird vom Leipziger Kulturamt mit zirka 6.000 Euro gefördert. Das Projekt mit der Stadt Leipzig als Leadpartner und 12 Partnern aus Deutschland, Polen, Slowenien, Italien und Ungarn fördert die Nutzung der unerschlossenen Potenziale der Kultur- und Kreativwirtschaft.

Ob das klappt? – Wohl eher nicht. Dazu ist das Förderprogramm “Creative Cities” viel zu schwach untersetzt.Elf Projektpartner aus den Städten Danzig (Polen), Pecs (Ungarn), Ljubljana (Slowenien) und Genua (Italien) teilen sich über drei Jahre Projektlaufzeit in das Projektvolumen von etwa 2,5 Millionen Euro. Heißt in Leipzig: Rund 100.000 Euro gehen in das Cluster Medien und Kreativwirtschaft sowie an Akteure der Kreativwirtschaft. So fließen aktuell im Ergebnis einer Ausschreibung rund 25.000 Euro an drei Einzelmaßnahmen: Die Filmemacherin Alina Cyranek erstellt Kurzfilme zu ausgewählten Branchen der Kreativwirtschaft, der Kunstraum D 21 erhält Geld für die Stärkung eines Netzwerkes ostdeutscher Kunstvereine und eben die Snippy GmbH, die die Förderung bekommt für die Ergänzung einer App mit ins Englische übersetzten aktuellen Texten von Studenten des Leipziger Literaturinstituts.

Weitere Einzelprojekte und Aufenthalte von Akteuren der Leipziger Kreativwirtschaft in den am Projekt beteiligten Städten sollen in den nächsten Monaten finanziell unterstützt werden, teilte am 11. Juni das Kulturamt mit, das geradezu euphorisch schwärmte von einem Projektausflug nach Genua. “Ziel ist unter anderem die Etablierung eines nachhaltigen internationalen Netzwerkes von Kreativen der Städte”, ließ es mitteilen.

Nur ist davon nicht ansatzweise irgendetwas zu sehen. Mal ganz zu schweigen davon, dass man bei der Analyse 2010 keineswegs von der gültigen Definition für Kreativwirtschaft ausging, sondern nur den Teil der künstlerisch und medial Kunstschaffenden beleuchtete. Dass man im Maßnahmeplan gar noch davon ausging, erst einmal bestehende Netzwerke und Strukturen analysieren zu wollen, spricht Bände.

Die Kontaktstelle für die Kreativwirtschaft ist im Grunde ein Ein-Frau-Unternehmen – besetzt mit Katja Etzold vom Aufbauwerk Leipzig, das sich um die Leipziger EU-Projektbewerbungen kümmert. Sie betreut mittlerweile drei Kontaktstellen und versteht sich vor allem als Lotsin und Mittlerin in die Stadtverwaltung hinein. Beratung für die Kreativen vor Ort ist das Motto.

Mehr zum Thema:

Literatur fürs iPhone: Leipziger Startup bekommt Preis für digitale Innovation
Wohin geht die Reise des Buches? Ist die …

Das sieht nicht wirklich nach dem Willen der Stadt aus, tragende und nachhaltige Förderstrukturen selbst für diesen Teilausschnitt der Kreativwirtschaft in Leipzig zu schaffen.

Es wird auch nach Auslaufen des Projekts dabei bleiben – es sei denn, es passiert noch etwas wirklich Neues außer schönen Ausflügen nach Italien.

Die wirklich Kreativen werden weiter auf eigenes Risiko und ohne Rückendeckung durch die Stadt agieren. Und ab und zu gibt es dann für den einen oder anderen einen Preis.

www.snippy-app.de

www.iq-mitteldeutschland.de

www.creativecitiesproject.eu

Beratung in Leipzigs Kreativwirtschaft: Kontaktstelle will Bogen von West nach Ost schlagen: www.leipzig.de/de/business/wistandort/international/eu_proj/creative-cities/

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Redaktion über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar