Alles Bangen und Hoffen über viele Monate war umsonst. Am Ende mussten die rund 13.800 Mitarbeiter der insolventen Drogeriemarktkette eine ganz bittere Pille schlucken: Schlecker wird abgewickelt. Das war der Beschluss der Gläubiger-Versammlung am Freitag in Berlin.

Von Seiten des Insolvenzverwalters Arndt Geiwitz war zu erfahren, dass die Angebote bei den Gläubigern auf Ablehnung gestoßen waren. Der Gläubiger-Ausschuss habe keine Perspektive für eine wirtschaftlich sinnvolle Fortsetzung des Schlecker-Geschäfts gesehen. Zwar sei das Restrukturierungskonzept recht anspruchsvoll gewesen, so Geiwitz, allerdings vom Prinzip her machbar gewesen. Der Knackpunkt sei offenbar die Zahl der Kündigungsschutzklagen gewesen.

Diese seien der Grund dafür gewesen, dass Investoren ihre Angebote reduziert hätten. Aber auch inhaltliche Fragen seien entscheidend gewesen, wie ein Sprecher des Gläubiger-Ausschusses, betonte. Ein Forderungsverzicht würde alleine kein unternehmerisches Konzept ersetzen. Die Hoffnungen waren mit jedem Absprung möglicher Investoren immer mehr gesunken. Zuletzt war noch der US-Finanzinvestor Cerberus im Rennen gewesen. Der deutsch-amerikanische Investor Nicolas Berggruen, der schon Karstadt vor dem gleichen Schicksal bewahrt hatte, hatte sich schließlich ebenfalls zurückgezogen.

Dass die etwa 13.800 Mitarbeiter nun den bitteren Weg zur Arbeitsagentur antreten müssen, ruft auch bei Ver.di-Vertretern und Betriebsratsmitgliedern Wut, Trauer und Entsetzen hervor. Von einer absoluten Hiobsbotschaft, einer menschlichen und sozialen Katastrophe spricht man angesichts der Entwicklung im Gesamtbetriebsrat von Schlecker. Nun müsse, so ein Vertreter der Mitarbeiter, die Politik helfen. Denkbar wäre ein Sonderfonds, vergleichbar mit einer Verlängerung des Insolvenzgeldes um zwei Monate.

Laut Ver.di-Vertretern sind in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen etwa 1.500 Schlecker-Mitarbeiter von der Abwicklung betroffen. Schlecker, so der Insolvenzverwalter werde indessen zeitnah mit Ausverkaufsaktionen beginnen. Parallel würden Gespräche über den Verkauf der noch verfügbaren Auslands-Geschäfte von Schlecker und der Immobilien sowie Lager beginnen. Ende März hatten bereits 11.000 Schlecker-Beschäftigte im Zuge der Insolvenz ihren Arbeitsplatz verloren.

Wenig Hoffnung auf einen neuen Job macht den vor der Entlassung stehenden Schlecker-Mitarbeitern ausgerechnet ein Konkurrent. Deutschlands zweitgrößte Drogeriekette Rossmann versetzt den Schlecker-Mitarbeitern diesbezüglichen Hoffnungen einen Dämpfer. “Wir werden sicher auch ehemalige Schlecker-Mitarbeiter einstellen”, sagte Firmenchef Dirk Rossmann am Samstag vor der Presse. Wie viele der Schlecker-Beschäftigten eine Arbeitsstelle bei Rossmann bekämen, könne allerdings nicht gesagt werden. Eine Bevorzugung von ehemaligen Schlecker-Mitarbeiterinnen dürfe es schon vom Gesetz her nicht geben, betonte ein Sprecher von Rossmann. Sie hätten wegen ihrer Qualifikation gute Chancen, doch sie müssten sich gegen andere Bewerber durchsetzen.

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