Die zweite weltweite Straßenverkehrssicherheitswoche der Vereinten Nationen UN (Second Global Road Safety Week) vom 6. bis 12. Mai 2013 ist der Sicherheit der Fußgänger gewidmet. Rund ein Viertel der Toten im weltweiten Straßenverkehr sind Fußgänger, in Deutschland sind es etwa 15 Prozent und zwölf Prozent der Schwerverletzten.

Im Bericht der Weltgesundheitsorganisation (World Health Organization WHO) wird hervorgehoben, dass das Risiko für Fußgänger, im Straßenverkehr getötet oder verletzt zu werden und eine lebenslange körperliche Behinderung ertragen zu müssen, in den letzten Jahrzehnten trotz der Abnahme der absoluten Zahlen angestiegen ist. Grund dafür ist nach Ansicht der WHO die mangelnde Aufmerksamkeit der Verantwortlichen in Politik und Planung für die Bedürfnisse der zu Fuß Gehenden und stattdessen die Förderung des motorisierten Individualverkehrs. Viele Unfallopfer sind Kinder und in Deutschland auch zunehmend ältere Menschen.

Die WHO hält es für “am effektivsten, die Geschwindigkeit der Fahrzeuge einzuschränken”. Sie stellt sich damit eindeutig auf die Seite der Nichtregierungsorganisationen in Europa, die derzeit eine Europäische Bürgerinitiative zur Einführung von “Tempo 30” in den Städten durchführen. Die Weltgesundheitsorganisation und auch die nationale Organisation für die Verbesserung der Verkehrssicherheit der Fußgänger, der Fachverband Fußverkehr Deutschland Fuss e.V., halten es darüber hinaus für unabdingbar, die Zahl der sicheren Fußgängerüberwege zu erhöhen. Fußgängerüberwege (Zebrastreifen) erhöhen die Verkehrssicherheit, wenn sie ordnungsgemäß eingerichtet sind und die Sichtbeziehungen zwischen den Verkehrsteilnehmern gewährleisten. Die Kosten ab etwa 3.000 Euro für eine Anlage sind damit im Verhältnis zu den sonstigen Ausgaben in den Straßenbauhaushalten der Kommunen mit Sicherheit eine der effektivsten Investitionen.

Fuss e.V. fordert die Bürger insbesondere in den Städten dazu auf, ihre Verkehrssicherheitsprobleme als Fußgängerinnen und Fußgänger deutlicher in die Öffentlichkeit zu tragen. Verbandssprecher Bernd Herzog-Schlagk weist darauf hin, dass “Verkehrsunfälle mit Personenschäden eine eher zufällige Auswahl aus den zahlreichen tagtäglichen Konflikten und sogenannten Beinahunfällen darstellen. Deshalb sind Unfälle nur dann drastisch zu reduzieren, wenn die Straßensituationen flächendeckend für den Fußverkehr verbessert sowie Regelverletzungen schon vor einem Unfall verfolgt und geahndet werden.”

Der Verband schlägt Städten und Gemeinden die Erarbeitung einer Strategie zur Förderung und Sicherung des Fußverkehrs vor, so wie sie in der Bundeshauptstadt Berlin Mitte 2011 vom Senat beschlossen wurde und bietet seine Mitarbeit an. Nach Ansicht von Herzog-Schlagk “darf es nicht hingenommen werden, dass auch in dieser Verkehrssicherheitswoche in Deutschland voraussichtlich 10 Menschen als Fußgänger sterben und deutlich über 600 verletzt werden.”Ein Blick in die Leipziger Unfallstatistik zeigt leider nicht, wieviele Fußgänger bei Verkehrsunfällen zu Schaden kommen. Nur für Radfahrer gibt es besondere Zahlen. Was verblüfft. Fußgänger werden augenscheinlich nicht als besondere Kategorie von Verkehrsteilnehmern wahrgenommen. Jedenfalls nicht auffällig genug, dass es Polizei und Statistik erwähnenswert erscheint.

Sie tauchen nur in zwei Kategorien gesondert auf: als Verursacher und als direktes Opfer eines Fehlverhaltens.

Als Verursacher rangieren Leipzigs Fußgänger ganz am Ende der Skala. Von 14.461 Unfällen im Jahr 2011 verursachten sie gerade einmal 128 – das sind 0,88 Prozent.

Nur eine kleine Zahl in der Leipziger Statistik beschäftigt sich mit ihnen als Opfer: 117 mal war “falsches Verhalten gegenüber Fußgängern” die Unfallursache, die die Polizei registrierte. Wieviele Fußgänger nach Unfällen durch “Fahren bei Rot” oder “Fehler beim Abbiegen” verletzt wurden, weist die Statistik leider nicht aus. Obwohl Unfälle von Fußgängern mit Pkw oder Lkw in der Regel selten glimpflich ausgehen.

Von den 14.800 im Jahr 2012 in Leipzig gezählten Verkehrsunfällen waren immerhin 2.046 welche mit Personenschaden – dabei wurden 14 Menschen getötet (8 mehr als im Vorjahr) und 334 schwer verletzt (45 mehr als im Vorjahr).

Was die Statistik zeigt, ist zumindest, dass die Wahrscheinlichkeit steigt, einen Unfall zu verursachen, je schneller und PS-stärker jemand unterwegs ist. Radfahrer verursachen im Schnitt 3 bis 4 Prozent der registrierten Unfälle.

Der Löwenanteil aber entfällt auf Pkw und Lkw. Und Hauptunfallursache sind Jahr für Jahr überhöhte Geschwindigkeit und Fehler beim Wenden, Nichtbeachten der Vorfahrt usw.

Verkehrssicherheitswoche der WHO: www.who.int/roadsafety/week/2013/

www.fuss-ev.de

Die sächsische Unfallstatistik 2012 (Quelle: Polizei) als PDF zum download.

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