Und, haben Sie es geschafft, dem schnellen Text des Liedes „Aux Champs-Elysées …“ aus den 70ern zu folgen? Ich hatte Ihnen ja im letzten Tagebucheintrag den Link zu einem Youtube-Video gegeben, in dem so wunderbare Eindrücke von dieser Prachtstraße inmitten des Herzen der Großstadt Paris gezeigt werden – festgehalten in gemalten Bildern. Im heutigen Tagebucheintrag geht es um die besungene Schöne: die Champs-Elysées.

Ein weiter Weg vom Arc de Triomphe bis zum Louvre liegt heute noch vor uns, etwa dreieinhalb Kilometer. Ein Stück davon – bis zum Place de la Concorde – ist die 70 Meter breite Prachtstraße. Danach geht es in die Tuilerie-Gärten, die den Spaziergänger bis direkt zum früheren Palast der französischen Könige bringen.

Früher hieß die Allee auch mal „Avenue du Palais des Tuileries“, 1789 jedoch erhielt sie ihren heutigen Namen „Avenue des Champs-Elysées“. Entnommen der griechischen Mythologie, nach der ins Elysium nur ausgewählte Helden gelangen, die von den Göttern geliebt werden.

Das Elysium muss es den Menschen der damaligen Zeit ganz schön angetan haben – man könnte eine Modeerscheinung vermuten, denn auch Friedrich Schiller verwendete im Sommer 1785, als er im kleinen Dorf Gohlis in der Nähe Leipzigs wohnte (und später in Dresden-Loschwitz), in seiner „Ode an die Freude“ diesen Begriff: „Freude, schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium, wir betreten feuertrunken, Himmlische, dein Heiligthum.“

Blick vom Triumphbogen in die Avenue des Champs-Elysées. Foto: Patrick Kulow
Blick vom Triumphbogen in die Avenue des Champs-Elysées. Foto: Patrick Kulow

Die Geschichte der „Elysischen Felder“

Zurück in die weltliche Realität. Nach Paris ins weit zurückliegende Jahr 1670. Ludwig XIV. ließ jenseits der Tuilerie-Gärten eine Promenade errichten, mitten hindurch durch Felder, Wiesen und Gärten. Die „Elysischen Felder“ waren ein offener Platz innerhalb der Tuilerien und rundum mit Baumgruppen bepflanzt. Ende des 18. Jahrhunderts stieg die Beliebtheit der Straße bei den Parisern, unter Napoleon I. wurde der gesamte Bereich rund um den Place d’Etoile umgestaltet, wobei auch die 12 Avenuen entstanden (nachzulesen im Tagebucheintrag Nummer 11 zum Etoile).

Am Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Champs-Elysées dann zur Prachtstraße und Einkaufsmeile des aristokratischen und großbürgerlichen Paris, was auch an imposanten Bauten wie dem anlässlich der Weltausstellung von 1900 erbauten „Grand Palais“ zu sehen ist.

Und so ist es bis heute geblieben. Wohnen kann hier, aufgrund der hohen Mieten, kaum jemand. Das heutige Straßenbild wird von Geschäften fast aller namhaften Hersteller, Designer und Marken bestimmt, Shop reiht sich an Shop, Kaufhaus an Kaufhaus. Allerdings alles eine Dimension größer und prunkvoller als aus anderen Städten bekannt. Hinzu kommen Theater, Kinos, Banken und Versicherungen, Hotels, Cafés und Restaurants.

Einer der "bekannteren", sagen wir mal, Handtaschenhersteller. Foto: Patrick Kulow
Einer der “bekannteren” – sagen wir mal – Handtaschenhersteller. Foto: Patrick Kulow

Hier kommen wir zurück zu dem Ihnen nun schon bekannten Lied, das Joe Dassin in den Siebziger Jahren so berühmt machte: „Aux Champs-Elysées, …“. (https://www.youtube.com/watch?v=d7-UcdcK4AA) Wenn Sie jetzt mitgesungen, gesummt oder gepfiffen haben, dann geht’s Ihnen so wie mir. Danke für den Ohrwurm.

Die erste Strophe kann man frei so übersetzen: Auf den Champs-Elysées ist es egal, ob die Sonne scheint oder der Regen fällt, ob es Mittag oder Mitternacht ist. Es gibt alles, was ihr wollt, auf den Champs-Elysées.“

“Aux Champs-Élysées
Aux Champs-Élysées
Au soleil, sous la pluie
À midi ou à minuit
Il y a tout ce que vous voulez
Aux Champs-Élysées”

Von der so oft beschworenen und auch im Lied besungenen Romantik kann ich in der heutigen Zeit allerdings nichts erkennen. Die sechsspurige Straße ist laut, die Menschenmassen wälzen sich die Straße entlang, die meisten gucken, manche kaufen. Das ändert sich erst weiter östlich in Richtung Louvre, wenn die Parks links und rechts der Straße beginnen. Der erste Kilometer ist ein einziger Shopping- und Konsumtempel.

„Nur einmal über die Schongseliseh schlendern …“

… so der Wunsch vieler Paris-Besucher. Wir sind bereit, das auf uns zu nehmen, nehmen nochmal einen großen Schluck aus unseren Wasserflaschen und marschieren los.

Ich möchte Ihnen im nächsten Tagebuch über Dinge erzählen, die mir während unseres Besuchs auf der Prachtstraße besonders aufgefallen sind. Dann bummeln wir gemeinsam über die Champs-Elysées, oder auch einfach auf Deutsch: die Schongseliseh.

“Aux Champs-Elysées, Aux Champs-Elysées …”

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