An der HTWK Leipzig treffen sich am 26. und 27. Februar 2013 Fachleute aus ganz Deutschland zur 9. Leipziger Deponiefachtagung. Während alle Welt derzeit über die politisch unbewältigte Energiewende diskutiert, steht die "Rohstoffwende" eigentlich noch bevor. Obwohl viele Rohstoffpreise an den Weltmärkten gestiegen sind, fehlt bis heute das Bewusstsein dafür, welche Rohstoffe in europäischen Deponien verbuddelt wurden.

Die erste Leipziger Deponiefachtagung fand schon 2005 statt. Die hatte zwar auch schon den Arbeitstitel “Stilllegung, Sicherung, Nachsorge und Nachnutzung von Deponien”. Aber wer sich das Tagungsprogramm ansieht, merkt: Eigentlich ging es nur um die Stilllegung von Altdeponien, die Absicherung gegen das Eindringen von Grundwasser, die Absicherung von Oberflächen. Auch die Politik behandelte die alten Müllkippen eher wie Zeitbomben, die es zu plombieren galt. Parallel sollten die wertvollen Bestandteile des Mülls recycelt werden. Doch für viele wertvolle Inhaltsstoffe – etwa in Mobilfunkgeräten, alten Computern oder Fernsehern – kamen die gewünschten Kreisläufe nie in Gang. Tonnenweise wurden die ausgedienten Elektronikgüter nach Asien oder Afrika verschifft, um sie dort – unter meist primitivsten Bedingungen – zu lagern und zu sortieren. So kann ein kluges Kreislaufsystem nicht funktionieren.

“Die Tagung hat sich inzwischen einen anerkannten Platz im Veranstaltungskalender auf dem Deponiesektor erarbeitet”, erklärt Prof. Dipl.-Ing. Manfred Kilchert, Veranstalter an der HTWK Leipzig. “Fachleute diskutieren hier beginnende Entwicklungen und teilen ihre Erfahrungen zu verschiedenen Fragen rund um den Deponiebau.” Die Nutzung von Deponien habe sich in den letzten Jahren geändert, erklärt Professor Kilchert: “Abfälle lassen sich nicht vermeiden. Damit wir aber nicht im Müll ersticken, sind gute Abfallbehandlungsanlagen wichtig. Müll ist inzwischen nicht mehr Abfall, sondern Ressource, etwa zur Gewinnung von Sekundärrohstoffen und Energie.”
Welche Einsparungen dabei inzwischen möglich sind, veranschaulicht folgendes Beispiel: In ganz Sachsen werden jährlich etwa 300.000 Tonnen Haus- und Sperrmüll in die fünf mechanisch-biologischen Abfallbehandlungsanlagen angeliefert – das entspricht etwa 822 Tonnen pro Tag. Würde man diese Menge (822.000 kg) in Milchkartons (á 20 cm) füllen und hintereinander legen, ergäbe sich eine Entfernung wie von Leipzig bis nach Bautzen (822.000kg mal 20 cm ergibt 164 km).

Durch das Aussortieren von verwertbaren Rohstoffen und das Verbrennen von heizwertreichem Material sowie die gezielte Verrottung von organischem Material kann sachsenweit soviel eingespart werden, dass die Getränkekartons nur noch bis nach Grimma reichen würden (63.000 Tonnen pro Jahr, also ca. 172 Tonnen/Tag, mal 20cm ergibt 34 km). Wobei Sparen eher nicht de geeignete Begriff ist: Die Menge wird ja eben doch wieder deponiert.

Manchmal mit ungesunden Beimischungen, wie die Affären um einige sächsische Deponien in den letzten Jahren gezeigt haben. Es ist noch immer billiger, gefährliche und/oder unsortierte Abfälle quer durch Europa zu verschicken, sie einfach umzudeklarieren und teilweise unter dubiosen Umständen einfach in alten Kies- und Tongruben zu verschütten, wie in Sachsen-Anhalt geschehen. Die zuständigen Kontrollbehörden versagen immer wieder oder – was bei einigen Fällen ja mittlerweile ein Fall für die Staatsanwaltschaft wurde – wollen gern mitverdienen.

Was nur funktioniert, weil die Abfälle nicht wirklich auch als Rohstoffe betrachtet werden und für viele Restbestandteile keine funktionierenden Verwertungsketten existieren. So lange das so ist, werden sogar noch neue Deponien aufgemacht. Das wird auf der Tagung genauso Thema wie die Selbstkontrolle der Deponie oder der Umgang mit dem Deponiegas.

Veranstalter der Tagung sind neben der HTWK Leipzig das Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt und das Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz Brandenburg. Eröffnet wird die Tagung am 26. Februar um 9:30 Uhr durch die Rektorin der HTWK Leipzig, Prof. Dr. rer. nat. Renate Lieckfeldt. Tagungsort ist die HTWK Leipzig, Karl-Liebknecht-Str. 132, Audimax (Raum G329).

www.deponiefachtagung.de
www.htwk-leipzig.de

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