Gefährliche Liebschaften: BILD und die Asylbewerber

Liebe Kollegen von BILD, es war schon immer nicht leicht, die teils kruden Kampagnen Eures Mutterhauses gegen alles, was Euch nicht passt, zu verstehen. Natürlich gab es auch lustige Zeiten mit Euch, wenn Ihr behauptet "Leipzig" oder gar "Deutschland" stimme über irgendetwas im Netz ab, wo es dann doch wieder nur BILD-Leser waren, die, konditioniert durch Euch, noch jedes Gesellschaftsbild verzerrt bekamen.

Es gab auch schon Titelbilder, über die sogar wir schmunzeln konnten oder Fotos von Euch, die auf NPD-Flyern auftauchten. Dass Ihr Politik wie eine Muppetshow von Freaks und B-Promis verkauft, geschenkt. Die Menschen können auch andere Medien konsumieren, sie können woanders die Zusammenhänge verstehen. Aber was da am Montag in der BILD Dresden passiert ist, ist Hetze.

Bewusst, offen und natürlich mit einer faustdicken Verdrehung einhergehend. Es geht mal wieder um … Asylbewerber, richtig. Bitte Kollegen, versucht es nicht wieder mit dem Fehler eines Einzelnen zu begründen. Der ganze Artikel, in welchem Ihr, also Redakteur, Fotograf, Korrektur und Chefredaktion am Montag, den 8. September behauptet, das DRK hätte sich Schutzwesten zugelegt, um vor den Asylbewerbern in einem Bautzner Hotel geschützt zu sein, ist eine dreiste Lüge. So infam, dass sogar das DRK aus allen Wolken fiel, als Journalisten von der “Lausitzer Rundschau” nachfragten, ob dies denn stimme. Das DRK braucht die Westen also, um die Mitarbeiter vor der des nächtens saufenden und randalierenden Mehrheitsgesellschaft zu schützen.

Schutz vor allem dabei, wenn’s mal wieder in den Außeneinsatz geht und sich die Aggressionen unzufriedener Mitbürger auf die Sanitäter ergießen. Gab es schon unzählige Reportagen in den letzten Jahren darüber, aber die schauen Eure Stammleser ja selten bis nie.

Aber wenden wir uns mal ab von moralischen Komponenten, wie Mitverantwortung von normalen Journalisten, der Verpflichtung zur Wahrheit und differenzierter Betrachtung komplexer Probleme, dem durchaus gegebenen Auftrag an alle Medien, wenigstens ein wenig zu Transparenz und Bildung in unser aller Leben zu sorgen.

Blicken wir stattdessen auf handfestere Wirkungen. Also etwas, das sogar Euch berühren könnte.

Regelmäßig schlagt Ihr Euch, wenn es um knifflige Probleme in unserer Gesellschaft geht, vermeintlich auf die Seite derer, die denken, es sei etwas gedacht, wenn man einmal am Tag die Vorurteile neu sortiert. Damit befördert Ihr ganz bewusst ein Klima, welches Euch ebenso bedroht, wie den Rest der angeblichen Eliten und Gutverdiener in unserem Land. Also weniger uns aus dem Journalistenprekariat – wir können Eurem Treiben nur mitgeben – Obacht, auch “gated communitys” und hohe Mauern Eurer Chefetagenbewohner und mittleren Dienstränge halten einen wütenden Mob nicht wirklich auf. Denn wer einmal abschließend begriffen hat, wer es wirklich ist, der ihn über Jahrzehnte verarscht hat, könnte die Wirkung einer Explosion gleichkommen.

Indem Ihr mit dem konkreten Artikel und der Lüge, die Anschaffung von Schutzwesten beim DRK hätte ursächlich etwas mit der “Angst vor Attacken im Asyl-Hotel” zu tun, schürt Ihr zwar auch ordentlich den Hass auf Flüchtlinge in Sachsen – doch Ihr sägt längst auch am eigenen Stuhl.

Immer wieder in den vergangenen Jahren habt Ihr große Werbebudgets aus dem Verteidigungshaushalt der Bundesregierung erhalten. Ihr wisst schon: Komm zur neuen Einsatztruppe, Waffen voran und auf in den Krieg. Es passt auch gut zum Redaktionscodex, egal was kommt, dem amerikanischen Waffenbruder die Stange zu halten – in guten, wie in schlechten Irak-Kriegszeiten, als klar wurde, dass der Angriff mit einer faustdicken Lüge begann. Als Merkel-treues Kampfblatt der vergangenen Jahre habt Ihr fleißig von den derzeitigen Machtverhältnissen profitiert und damit auch unheilvolle Entwicklungen in unserem schönen Land stabilisiert. Während Eure selbsternannte “APO”-Rolle nur zu investigativen Reportagen über die Garderobe und den Gemüseverzehr der Kanzlerin aller Klassen reichte. Für Euch und die anderen Tageszeitungen hat man Ausnahmen beim Mindestlohn für Zeitungs- und Briefausträger gemacht.

Ihr habt schon mächtige Freunde da, wo durch eine anhaltende Kriegspolitik die Flüchtlingsströme mitproduziert werden. Zu Hause hü, nach draußen hott.

Springer möchte offenbar wieder Tote sehen. Ihr solltet aufpassen, dass nicht am Ende die angewachsene Zahl der Billiglöhner, der Verängstigten und Hetzer der AfD- und NPD-Anhängerschaft an Eure Tür klopfen und die Köpfe derer verlangen, die die Regierungspolitik in diesem Land bestärkt und sich Lakaien ähnlich angedient haben. Wenn sie verstanden haben, wie Ihr sie mit Euren sinnentleerten Umfragen über Koalitionen, Moscheebauten und Asylbewerbern zur Reichweitensteigerung Eurer Netzseiten und den Verdrehungen und Lügen in Euren Printausgaben letztlich nur beschäftigt und in den Hass getrieben (gestrichen, bei Laune gehalten) habt. Wenn sie dahinter kommen, dass sie ihre Zeit mit unsäglichen Kommentaren zu Euren Geschichten verplempert, so ihr Leben vergeudet und nicht besser genutzt haben.

Dann warten die Fackeln vielleicht irgendwann vor Eurer Tür. Und nicht, wie in Rostock-Lichtenhagen vor der Notunterkunft derjenigen, die eh schon auf der Flucht sind. Ihr seht. Um Moral, an welche bei BILD schon seit 1968 nicht mehr zu appellieren ist, dreht sich diese Frage schon lange nicht mehr. Eher um ein Streichholz, welches Ihr mal wieder habt achtlos fallenlassen.

Der BILD-Artikel im Netz

www.bild.de/regional/dresden/rotes-kreuz/sanitaeter-tragen-schon-schutzwesten-37574928.bild.html

Der BILD-Printauszug & eine Auflistung des Best of der Userkommentare auf den Seiten der AfD und der NPD gibt es bei BildBlog

www.bildblog.de/60433/schutzwesten-gegen-asylbewerber

Wer ein bisschen mitschimpfen möchte, kann dies hier bei der AfD auf Facebook tun

https://www.facebook.com/alternativefuerde/posts/815511548479186