Am heutigen 9. März geht nicht nur Kornelius Unckell gut essen in Leipzig. In sieben Restaurants der Leipziger Innenstadt will er einkehren. "Leipziger Veggieday" heißt die Aktion, mit der die Grünen heute auf etwas aufmerksam machen wollen, was so gern immer wieder vergessen wird: Fleischverzicht ist auch ein Beitrag zum Umweltschutz.

60,5 Kilogramm pro Kopf verzehrten die Deutschen 2009. Die Tatsache, dass dieser Pro-Kopf-Verbrauch auf Dauer nicht klimaverträglich zu halten ist, darüber werden mittlerweile Bestseller geschrieben. Sogar auf der Grünen Woche wurde das zur Kernbotschaft. “Anständig essen wird zum Trend, weil immer mehr Menschen akzeptieren, ihren persönlichen Konsum nachhaltig zu gestalten,” erklärt Stefanie Gruner, Sprecherin des Kreisverbandes von Bündnis 90/Die Grünen.

Am Montag, 7. März, streifte sie sich, gemeinsam mit Kornelius Unckell, das quietschgrüne T-Shirt der Grünen über. Auf einen Bollerwagen packten die beiden eine Kiste Äpfel und eine mit Möhren. Dazu eine Kiste mit Einladungspostkarten. “Du gehst mit mir essen” stand auf den Karten. Die Grünen luden damit ein zu ihrem ersten Veggieday. Mit Fahrrad stieß noch Bundestagsabgeordnete Monika Lazar dazu. Denn jetzt ging es ans Verteilen auf einer Werbetour durch die Innenstadt und einen Teil der Südvorstadt.

Intention des Leipziger Veggiedays ist es, die Kreativität der Leipziger Gastronomie auf dem Gebiet der vegetarischen Küche zu zeigen. “Ich wollte meine Kollegen animieren, ihrer Phantasie einmal freien Lauf zu lassen und neue vegetarische Gerichte zu kreieren, die sich dann vielleicht auch dauerhaft auf den Speisekarten etablieren”, sagt der Organisator Kornelius Unckell, selbst Gastronom in Leipzig. In der Südvorstadt ist er Mitinhaber der Alten Schlosserei in einem Innenhof der Kurt-Eisner-Straße.Und er ist nicht der einzige Gastronom, der gutes Essen nicht mehr mit deftigen Fleischgerichten verbindet. Bei sieben Kollegen aus der Innenstadt hatte er sofort Erfolg, als er nachfragte, ob sie sich am Veggieday beteiligen würden.

Und so beteiligen sich heute das Barcelona (Gottschedstraße 12), das Café Cantona (Windmühlenstraße 29), das Fela (Karl-Liebknecht-Straße 92), das Kesselhaus (Holbeinstraße 29), das Macis (Markgrafenstraße 10), das Pilot (Bosestraße 1) und das Telegraph (Dittrichring 18) am Veggieday und zeigen, was Köche aus Gemüse zaubern. Nach Fleischgerichten wird man heute dort vergeblich fragen. “Mit dem Veggieday wollen wir Lust auf fleischlose Küche machen und dafür sensibilisieren, dass Fleisch zu kostbar ist, um es jeden Tag zu verzehren,” erklärt Katharina Krefft, gesundheitspolitische Sprecherin der Stadtratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen die Initiative.

Etwa ein Drittel der weltweiten Getreideernte wird für die Fütterung von Nutztieren verbraucht, weiß das Online-Lexikon Wikipedia zu erzählen. Nur etwa 10 Prozent des verfütterten Getreides wird dabei in Fleischmasse umgewandelt, die restlichen 90 Prozent sind für die menschliche Ernährung verloren.

Die weltweite Fleischproduktion ist auch Teil der klimaschädlichen Emissionen, die zum Klimawandel beitragen. Die Produktion von einem Kilogramm Fleisch setzt – so berichtete das britische Magazin “New Scientist” im Jahr 2007 – 36,4 Kilogramm Kohlendioxid frei. Das entspricht in etwa dem CO2-Ausstoß eines Pkw bei einer Fahrt über 250 Kilometer.

Wer will, kann es sich selbst ausrechnen: Ein Fleischverzehr von 60 Kilogramm im Jahr bedeutet logischerweise ein CO2-Aufkommen von über 2 Tonnen.Das kann man jetzt mit dem politischen Blickwinkel betrachten und grimmig dreinschauen dabei. Man kann es aber auch von der wirtschaftlichen Seite sehen. Dann ahnt man, dass Fleisch – gemessen an den Kosten seiner Produktion – in Deutschland auf jeden Fall zu billig ist. Der weltweite Anstieg der Nahrungsmittelpreise hat auch damit zu tun, dass die landwirtschaftliche Nutzfläche mit dem Anstieg der Weltbevölkerung längst nicht mehr Schritt hält. Dabei steigen die Preise für vegetarische Landwirtschaftsprodukte längst wesentlich stärker als die für Fleischprodukte. Jeder Sachse kann das in seinem eigenen Lebensmittelladen erleben. Seit 2005 stiegen die Preise für Fleisch und Fleischwaren um 15,8 Prozent, die für Gemüse um 30,7 Prozent.

Der Veggieday ist da eine gute Gelegenheit, nachzudenken über die durchaus begrenzten Ressourcen der Erde. Und dass es nicht nur Möhren und Äpfel sein werden, die heute in den sieben Restaurants angeboten werden, kann jeder, der Lust und Zeit hat, ja selbst herausfinden.

Weitere Informationen: www.facebook.de/veggiedayleipzig

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