Der Hochschulexperte der Linken im Landtag, Gerhard Besier, hat ein entschlossenes Vorgehen gegen die prekäre Beschäftigung von wissenschaftlichem Personal gefordert. Die Beantwortung zweier Kleiner Anfragen (Drucksachen 5/11234 und 5/11468) habe erneut den Beweis erbracht, dass eine Karriere an den sächsischen Hochschulen wenig attraktiv sei.

“Vor allem an den Universitäten gibt es für akademische Mitarbeiter kaum volle Stellen, befristete Arbeitsverträge mit oft sehr kurzen Laufzeiten sind die Regel”, kritisierte Besier. “Oft kehren qualifizierte junge Menschen dem Freistaat deshalb den Rücken. Angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung können wir es uns aber nicht leisten, kluge Köpfe ziehen zu lassen”, erklärte der Hochschulpolitiker. Sachsens Hochschulen seien nur dann wettbewerbsfähig, wenn sie dem wissenschaftlichen Nachwuchs attraktive Arbeitsbedingungen böten.

Besier forderte verlässliche Aufstiegsperspektiven für die sächsischen Nachwuchswissenschaftler. Qualifizierungsstellen sollten nicht länger aufgeteilt, Befristungen nur in Form von Bewährungszeiten erlaubt sein. “Wir täten gut daran, in Sachsen stärker auf Tenure-Track-Modelle zu setzen, bei denen Nachwuchswissenschaftler bei entsprechender Eignung sichere Aufstiegsperspektiven bekommen”, schlägt Besier vor.

Täglich erreichen uns unzählige Meldungen aus Leipzig, Sachsen und darüber hinaus, die nicht immer gleich oder nie Eingang in den redaktionellen Alltag finden. Dennoch sind es oft genug Hinweise, welche wir den Lesern der “Leipziger Internet Zeitung” in Form eines “Informationsmelders” nicht vorenthalten möchten …

Der Wissenschaftspolitiker führt die schlechten Arbeitsbedingungen auch auf die im Bundesvergleich unterdurchschnittliche Grundfinanzierung der sächsischen Hochschulen zurück. Die Universitäten seien besonders betroffen, die Situation an den Fachhochschulen etwas besser. “Das zeigt, dass die Staatsregierung eine Schwächung der Universitäten in Kauf nimmt, stehen diese doch, anders als die Fachhochschulen, weniger für in erster Linie wirtschaftlich verwertbare Ausbildung und Forschung als vielmehr für unabhängige, kreative Wissenschaft. Das wird der sächsischen Wissenschaftslandschaft schaden”, prophezeite der promovierte Historiker und Theologe, der dem Wissenschaftsausschuss des Landtages vorsitzt.

In Sachsen sind alle Gruppen von Nachwuchswissenschaftlern vom Befristungsproblem betroffen, selbst Promovierte und Habilitierte. Seit 2011 hat die Zahl befristeter Verträge deutlich zugenommen. Derzeit sind an der TU Chemnitz 78 %, an der TU Dresden 81 % und an der Uni Leipzig 86 % aller Arbeitsverträge für wissenschaftliches und künstlerisches Personal befristet. An den Universitäten laufen die Verträge im Durchschnitt über 1,6 Jahre (ohne medizinische Fakultäten). An den Kunst- und Fachhochschulen machen befristete Verträge insgesamt einen Anteil von 53 % aus, die mittlere Laufzeit liegt dort bei 1,9 Jahren.

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