Wie der gesamte Osten der Bundesrepublik hatte auch Leipzig nach der Wiedervereinigung mit größeren wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen. Doch anders als in anderen Regionen ging es aus unterschiedlichsten Gründen relativ stetig wieder bergauf. Das ging so weit, dass Leipzig sogar als „Boomtown“ oder „Hypezig“ bezeichnet wurde und nicht nur wirtschaftlich, sondern auch bei der Bevölkerungszahl ein üppiges Wachstum verzeichnete.

Leipzig als die Stadt der Gründer

Leipzig gilt nicht zuletzt auch aufgrund seiner guten geografischen Lage als Anziehungspunkt für viele junge Menschen. Das zeigt sich nicht zuletzt dadurch, dass die Bevölkerung der größten Stadt Sachsens in den letzten beiden Jahrzehnten stetig gewachsen ist.

„Als Auslöser dafür fungieren hauptsächlich die Universität sowie auch die guten Rahmenbedingungen für Gründer. Das sehen wir an der Anzahl an Unternehmen dieser Region, die aktiv ihre Internationalisierung vorantreiben“, sagte uns zu dem Thema Jana Öttinger vom lokal ansässigen Übersetzungsbüro Dialecta.

Das wiederum liegt mit daran, dass die Immobilienpreise im Vergleich zu anderen Großstädten noch relativ moderat waren und der Standort im Herzen Europas Vorteile bei der Erreichbarkeit bietet. In letzter Zeit folgte die Stadt allerdings der Tendenz der gesamten Bundesrepublik, weshalb die Preisentwicklung bei Immobilien ebenfalls an Fahrt aufnahm.

Zwischen Industrie und Dienstleistung

Die zentrale Lage sorgte auch dafür, dass renommierte Betriebe im verarbeitenden Gewerbe Leipzig als Produktionsstandort auswählten. Dazu gehört beispielsweise der bekannte Autohersteller BMW, der 2005 ein Werk in Leipzig eröffnete und dort heute laut eigenen Angaben circa 5600 Mitarbeiter beschäftigt. Dennoch wurde von Stellen wie dem Institut für Wirtschaftsforschung Halle bereits 2011 bemängelt, dass im Industriesektor nicht alle Potenziale abgerufen werden.

Dagegen präsentiert sich die Stadt als attraktiv für Betriebe aus dem Bereich der Dienstleistung. „Die Stadt Leipzig selbst fasst dies unter anderem in seinem Cluster IT-, Medien- und Kreativwirtschaft zusammen, wo nach offiziellen Angaben derzeit über 36.000 Personen mit seit Jahren steigender Tendenz beschäftigt sind“, weiß Hagen Weiss von Panorama Markets.

Nicht zu vergessen ist außerdem die Strahlkraft von Leipzig für die Gesundheitswirtschaft und Biotechnologie, wo die Stadt in der „Bio-City Leipzig“ Labor- und Büroflächen zur Verfügung stellt und damit intensiv an der Forschung mitwirkt.

Ein Blick auf die Zahlen

Neben den einzelnen Sektoren gibt besonders ein Blick auf verschiedene Statistiken Aufschluss über die Wirtschaftsentwicklung. Schauen wir uns zunächst das Bruttoinlandsprodukt an, fällt auf: In den vergangenen 20 Jahren hat die Wirtschaftskraft Leipzigs stetig zugenommen. Betrug das BIP pro Einwohner vor 20 Jahren noch 23.484 Euro, stieg es in der letzten Erhebung auf 39.695 Euro je Einwohner. Dementsprechend gab es auch in den einzelnen Sektoren ein großes Wachstum zu verzeichnen, wobei der Anstieg im verarbeitenden Gewerbe am größten ausfällt.

Noch deutlicher lässt sich der Aufschwung an den Arbeitslosenzahlen erkennen. Diese schlugen sich im Jahre 2003 in einer Quote von 19,8 Prozent nieder und stieg zwei Jahre später sogar über die Marke von 20 Prozent. Danach sank die Quote jährlich und erreichte ihren Tiefstwert schließlich im Jahre 2019, als der Wert nur noch 6,5 Prozent betrug.

In diesem Bereich pendelt sich die Arbeitslosenquote seitdem relativ konstant ein, wenngleich im letzten Jahr wieder ein Anstieg auf über 7 Prozent zu beobachten war. Das veranschaulicht, dass die Wirtschaftsentwicklung insgesamt fast ausschließlich positiv war, dieser Trend aufgrund aktueller Herausforderungen aber keineswegs eine Garantie für die Zukunft darstellt.

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