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Polizeibericht 7. Dezember: Party endet mit Anzeige, Wohnmobil brennt in Neukieritzsch, Graffiti in Naunhof
Graffiti in Naunhof
Ort: Naunhof, Zeit: 04.12.2025, 23:30 Uhr bis 05.12.2025, 00:30 Uhr
Unbekannte haben in der Nacht von Donnerstag auf Freitag im gesamten Stadtgebiet von Naunhof Graffiti gesprüht, unter anderem auch am Polizeiposten Naunhof. Die unbekannten Täter brachten an verschiedensten Häusern Graffiti mit, unter anderem, politischen Inhalten an.
Die Unbekannten verursachten so einen noch nicht bezifferbaren Schaden an den verschiedenen Gebäuden. Das Polizeirevier Grimma nahm die Ermittlungen wegen Sachbeschädigung in Verbindung mit dem Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen auf.
Tatverdächtige nach Einbruch gestellt
Ort: Leipzig, (Lindenthal), Karl-Winkler-Straße, Zeit: 06.12.2025, 02:55 Uhr
Bewohner eines Mehrfamilienhauses konnten in der Nacht von Freitag zu Samstag eine Tatverdächtige (33, deutsch) nach einem Kellereinbruch stellen. Gegen 2:55 Uhr wurde ein stiller Alarm ausgelöst, woraufhin sich zwei Hausbewohner zusammen in den Keller des Mehrfamilienhauses begaben. Dort kam es zu einer körperlichen Auseinandersetzung zwischen der Tätergruppierung und den Hausbewohnern, in deren Folge mehrere Personen vom Ort flüchteten.
Jedoch gelang es den Bewohnern eine 33-jährige Tatverdächtige bis zum Eintreffen der Polizeibeamten des Reviers Nord festzuhalten. Bei dieser wurden in der Folge Betäubungsmittel und ein gefährlicher Gegenstand gefunden und sichergestellt. Nach Rücksprache mit der zuständigen Staatsanwaltschaft in Leipzig wurde die 33-Jährige nach den notwendigen strafprozessualen Maßnahmen wieder auf freien Fuß gesetzt. Gegen sie und die weiteren unbekannten Täter wurden Strafverfahren wegen räuberischen Diebstahls eingeleitet.
Wohnmobil brennt in Neukieritzsch
Ort: Neukieritzsch (Kieritzsch), Dorfplatz, Zeit: 06.12.2025, 09:10 Uhr
Ein Wohnmobil brannte am Samstagvormittag in Neukieritzsch gänzlich aus, wodurch ein 39-Jähriger (deutsch) leicht verletzt wurde. Der 39-Jährige hatte in einem Wohnmobil eine gasbetriebene Heizung in Betrieb genommen, woraufhin es aus bislang ungeklärter Ursache im Inneren des Wohnmobils zum Brand kam. Der 39-Jährige bemerkte den Brand und rettete aus dem Inneren einen Hund, welcher unverletzt blieb.
Hierdurch erlitt er eine Rauchgasintoxikation, welche eine Vorstellung in einem Krankenhaus erforderlich machte. Das Feuer griff außerdem noch auf einen nahestehenden Baum und einen Unterstand über, welche oberflächlich beschädigt wurden. Der Schaden wurde vorerst auf über 50.000 Euro geschätzt. Die Polizei nahm die Ermittlungen wegen eines Branddeliktes auf.
Party endet mit Anzeige
Ort: Leipzig (Südvorstadt), Steinstraße, Zeit: 06.12.2025, 23:30 Uhr
Ein 17-Jähriger (deutsch) skandierte in der Samstagnacht mehrfach einen verbotenen Ausruf während einer Feierlichkeit in der Leipziger Südvorstadt. Durch Zeugen wurde zunächst mehrfach die verbotene Parole gehört und in der Folge eine Person auf einem Balkon wahrgenommen, welche zudem eine verfassungsfeindliche Geste machte.
Die Beamten des Reviers Leipzig Südost konnten in der Folge den tatverdächtigen Jugendlichen ausfindig machen und übergaben diesen an seine Erziehungsberechtigten. Zusätzlich wurde ein Ermittlungsverfahren wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger und verbotener Organisationen eingeleitet.
Der Stadtrat tagte: Barrierefreier Campingplatz am Störmthaler See auf wackligen Füßen
Warnzeichen gab es genug, dass das ganze Projekt eines barrierefreien Campingplatzes am Störmthaler See, den der Städtische Eigenbetrieb Behindertenhilfe (SEB) der Stadt Leipzig bauen will, am seidenen Faden hing. Von Anfang an. Denn ohne opulente Fördermittel geht hier gar nichts. Und diese Fördermittel fehlen jetzt schon beim ersten Schritt – der notwendigen Erschließung des Geländes durch die Gemeinde Großpösna. Am 26. November thematisierte das CDU-Stadträtin Sabine Heymann in der Ratsversammlung.
Das Problem gäbe es so nicht, würden sich die beteiligten Akteure nur dazu entschließen, das Campingplatz-Projekt auf die Magdeborner Halbinsel zu verlegen, wie es der UferLeben e.V. vorgeschlagen hat. Dort liege die technischen Anschlüsse schon vor.
Aber die beteiligten Akteure tun sich schwer, auch nur gedanklich an eine Veränderung ihrer Pläne zu denken. In Größpösna genauso wie in Leipzig oder im Landratsamt des Landkreises Leipzig. 500.000 Euro fehlen zur technischen Erschließung de geplanten Campinggeländes, Geld, das weder Großpösna noch der Landkreis haben. Geld, das ursprünglich aus den §4-Mitteln für die Erschließung der einstigen Tagebaulandschaft kommen sollte, aber in letzter Zeit nur noch tröpfelt. Die finanzielle Klammheit hat längst alle Ebenen von den Kommunen bis zum Freistaat erfasst.
Wenn das Gelände aber technisch nicht erschlossen wird, kann der Städtische Eigenbetrieb Behindertenhilfe dort nicht bauen Selbst das Campingplatz-Projekt hat sich in den letzten Jahren deutlich verteuert – von ursprünglich 22 Millionen Euro auf 31 Millionen Euro. Der Großteil der Gelder soll aus dem Stadt-Umland-Projekt zum Strukturwandel in den Braunkohleregionen kommen, 5 Prozent muss der SEB aus eigenen Mitteln aufbringen.
Ein Kassenkredit für den SEB
Wenn der SEB aber 2026 nicht bauen kann, wird sich das in seiner Bilanz niederschlagen. Weshalb sich am 26. November CDU-Stadträtin Sabine Heymann zu Wort meldete und auf diese Gefahr hinwies. Obwohl es beim Tagesordnungspunkt erst einmal nur um den „Wirtschaftsplan 2026 für den Städtischen Eigenbetrieb Behindertenhilfe“ ging.

Doch die absehbar lange Bearbeitungszeit beim Freistaat sorgte dafür, dass die Stadt Leipzig für den SEB einen Kassenkredit von 9 Millionen Euro aufnehmen muss. In der Vorlage heißt es dazu: „Im Wirtschaftsplan 2026 sind umfangreiche Investitionen geplant, welche zum Teil mit Fördermitteln finanziert sind.
Ein Gleichlauf von Zahlungsverpflichtungen gegenüber den Auftragnehmern des SEB und Ausreichung von Fördermitteln ist aufgrund von Bearbeitungszeitläufen beim Fördermittelgeber nicht machbar. Deshalb ist die Erhöhung des Kassenkredits von derzeit 6 Mio. € auf 9 Mio. € notwendig, um jederzeit allen Zahlungsverpflichtungen nachkommen zu können und die Liquidität zu sichern.“
Was freilich die Frage nach sich zieht: Was passiert, wenn Großpösna kein Geld zur Erschließung des Geländes auftreiben kann? Sozialbürgermeisterin Dr. Martina Münch betonte zwar, man sei in intensiven Gesprächen mit Großpösna, Landratsamt und dem Wirtschaftsministerium.
Die Frage bleibt trotzdem, gerade weil sie sichtbar macht, wie sehr all die großen Träume im Neuseenland auf der Zusage von Fördermitteln beruhen, die nun auf einmal in Zeiten klammer Kassen nicht mehr fließen. Ohne dass eine Bereitschaft sichtbar wird, die geplanten Prestigeprojekte umzuplanen.
Der Wirtschaftsplan für den SEB wurde von der Ratsversammlung trotzdem einstimmig angenommen.
Schulstreik gegen Wehrpflicht – was ist los mit der Jugend? Ein Kommentar
Am 5. Dezember fanden deutschlandweit Demonstrationen von Schülerinnen und Schülern gegen die Wiedereinsetzung der Wehrpflicht statt. Aus CDU und CSU kommt reflexartig die Aussage, diese mögen doch bitte in der Freizeit demonstrieren, einige Schulen kündigen Disziplinarmaßnahmen gegen Schulstreikende an und der Verteidigungsminister findet die Schulstreiks großartig. Sie seien ein Ausdruck des Interesses und Engagements der Schülerinnen und Schüler.
In Umfragen ist die Mehrheit der deutschen Bevölkerung für eine Wehrpflicht, allerdings besteht diese Mehrheit wohl meist aus denjenigen, die diese nicht mehr betrifft. Von Männern meiner Altersklasse hört man oft, die „Schule der Nation“ sei ja gar nicht so schlimm gewesen, der Wehr- oder Wehrersatzdienst hätte uns auch nicht geschadet und diese jungen Menschen sollen sich nicht so anstellen.
Auf der anderen Seite, von den potenziell Betroffenen, aber auch von Politikern der Linken und des BSW, ist zu hören von Kriegsdienst, „euren Kriegen“, dem Erlernen des Tötens und verlorener Lebenszeit.
Welche Frage wird nicht gestellt?
Ich hole ganz weit aus und beginne damit, dass wir in einem demokratischen und sozialen Bundesstaat leben, in dem alle Staatsgewalt vom Volke ausgeht. Nachzulesen im Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, Artikel 20.
Für mich stellt sich die grundlegende Frage: „Warum sind junge Menschen immer weniger bereit, die Demokratie und den Sozialstaat notfalls mit der Waffe in der Hand und unter Einsatz ihres Lebens zu verteidigen?“
Das geht nicht gegen die jungen Menschen, obwohl schon die Überlegung gestattet sei, dass gerade im Moment der Demonstrationen junge ukrainische Menschen eben dies gegen einen Aggressor tun. Die Rolle der unterstützenden politischen Parteien kann man durchaus kritisch sehen.
Zum einen stellen sie die obige Frage nicht, zum anderen fordern sie ständig diplomatische Bemühungen und Gespräche mit jemandem, der diese ignoriert. Die Gleichsetzung von Verteidigungsbereitschaft und Kriegstreiberei haben einige der Akteure verinnerlicht.

Sind unsere Demokratie und unser Staat es nicht wert, verteidigt zu werden?
Liegt es vielleicht daran, dass die Jugend Demokratie nicht wirklich erlebt? Zumindest dann, wenn sie sich artikuliert.
Gerade in der letzten Zeit wurden Aktionen von jungen Menschen kriminalisiert, denkt man nur an das Urteil gegen die Mitglieder der „Letzten Generation“. Man muss die Aktion nicht gutheißen, aber setzt man sie ins Verhältnis zu „Störungen des Luftverkehrs“ durch Hackerangriffe, welche nur durch mangelnde IT-Sicherheit möglich waren, dann sind diese Störungen geradezu unerheblich.
Wie hoch sind die Strafmaße, die gegen diese Firmen verhängt werden? Das Anliegen der Aktivistinnen und Aktivisten ist jedenfalls nachvollziehbar, über die eingesetzten Mittel kann man streiten.
Vor kurzem forderte Bundespräsident Steinmeier „Menschen, die gegen Vorurteile genauso entschlossen vorgehen wie gegen Naivität, die Probleme ausblendet, statt sie zu lösen.“ Da ging es übrigens darum, „unsere Demokratie zu verteidigen: zu verteidigen gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Gewalt.“ Kurz darauf ging in Gießen der Staat, mit massiver Polizeigewalt, gegen eben jene Menschen vor. Auch das trägt nicht zum Vertrauen bei.
Es gab im Zusammenhang mit den „Klimaklebern“ politische Initiativen zur Verschärfung des Strafrechts gegen junge Klimaaktivistinnen und -aktivisten. Es ertönte der Ruf nach schnellen und harten Verurteilungen. Vergleicht man das mit lang andauernden Prozessen gegen Menschen, die sich bewaffnen, um unsere Demokratie zu bekämpfen, wen erstaunt dann die mangelnde Verteidigungsbereitschaft für den demokratischen Rechtsstaat?
Im Bereich des Sozialstaates schwindet das Vertrauen der Jugend in diesen ebenfalls. Das zeigt nicht nur die Diskussion um die Rentenreform, auch Kinderarmut in unserem reichen Land, soziale Unsicherheit und das gebrochene Aufstiegsversprechen spielen eine Rolle.
Wirklich ernst genommen fühlen sich viele Jugendliche nicht. Denken wir nur an die Zeit, als Fridays for Future zehntausende Kinder und Jugendliche auf die Straße brachte. Ein „Schulstreik fürs Klima“, für viele Politiker konnten nur erwachsene Aktivisten dahinter stecken. Jugendliche sind zu solchen Aktionen scheinbar nicht selbständig fähig.
Also: Werdet erstmal erwachsen, bevor ihr euch äußert!
Die Jugend ist desillusioniert von der derzeit herrschenden Gerontokratie. Ja, das schreibe ich als „alter weißer Mann“. Ich kann es verstehen. Die wirkliche Frage, die man sich stellen sollte, ist nach meiner Meinung:
„Was müssen Staat und Gesellschaft tun, damit die Jugend bereit ist, diesen Staat und somit unsere Demokratie notfalls mit der Waffe in der Hand und unter Einsatz ihres Lebens zu verteidigen?“
Da haben nicht nur Friedrich Merz und seine Regierung viele Hausaufgaben zu erledigen. Wir, die ältere Generation, sind insgesamt gefordert.
Der Stadtrat tagte: Die Stiftung Friedliche Revolution wird jetzt bis 2030 institutionell gefördert + Video
Am Abend des 26. November kam es in der Leipziger Ratsversammlung noch einmal zu einer Grundsatzdebatte über die Friedliche Revolution. Ganz bestimmt nicht die letzte dieser Art, auch wenn es eigentlich nur um das Anliegen ging, die Stiftung Friedliche Revolution nach 16 Jahren Arbeit endlich in eine institutionelle Förderung der Stadt zu übernehmen. Natürlich geht es da eigentlich ums Geld und die Frage, wo das Geld herkommt. In diesem Fall, also: aus der Kulturförderung oder der Demokratieförderung.
Nur irgendwie ging es dann in der Debatte doch wieder um andere Dinge. Zum Beispiel um die Frage, wie eigentlich in Leipzig an die Friedliche Revolution erinnert werden soll und welche Perspektive fehlt. Obwohl die Stiftung Friedliche Revolution längst ein breites Spektrum der Erinnerung abdeckt – bis hin zu einer erfolgreichen Stadtführung nach dem Kinderbuch „Fritzi war dabei“.
Mit dem nach dem Buch gestalteten Stadtrundgang wurden die Orte der Friedliche Revolution für alle Teilnehmer der Führung erlebbar.
Inzwischen ist das Buch nicht nur verfilmt, der Film hat auch noch einen Emmy gewonnen. Und so machten sowohl SPD-Stadträtin Pia Heine als auch Grüne-Stadträtin Katharina Krefft am Beispiel „Fritzi“ deutlich, wie die Arbeit der Stiftung in die Öffentlichkeit hinein wirkt. Und zwar erfolgreich.

Emmy-Auszeichnung für „Auf Fritzis Spuren – Wie war das so in der DDR?“
Zum ersten Mal wurde eine deutsche Kinderserie mit einem der begehrten Emmys ausgezeichnet. Die sechsteilige Produktion von MDR, WDR und Balance-Film erzählt von dem Leipziger Mädchen Fritzi, die im Herbst 1989 die Wende miterlebt, und verwebt ihre fiktive Geschichte mit dokumentarischen Berichten und Zeitzeugen-Interviews. Die Produktion basiert auf dem bei Klett Kinderbuch im Jahr 2009 erstmals erschienenen Kinderbuch „Fritzi war dabei“ von Hanna Schott mit Bildern von Gerda Raidt.
„Fritzi war dabei“ ist mit über 38.000 verkauften Exemplaren einer der Longseller des Verlags, erhältlich auch als Taschenbuch und vielfach Schullektüre. In Leipzig wurde ein zeithistorischer Stadtrundgang auf Fritzis Spuren vom Theater der Jungen Welt und der Stiftung Friedliche Revolution inszeniert. Auch die Verfilmung des Buches sowie die nachfolgende Kika-Serie „Fritzi und Sophie“ wurden vielfach preisgekrönt.
Die Idee zum Buch kam der Verlegerin Monika Osberghaus, als sie einmal mit ihrem kleinen Sohn durch Leipzigs Straßen ging und mit ihm über Autokennzeichen sprach – denn das „L“ kannte man auch aus den alten Bundesländern. Der Erstklässler, der gerade frisch aus dem Westen kam, wurde so neugierig auf seine neue Stadt und deren Wende-Geschichte, dass klar war: Darüber muss es ein Buch für Kinder im Grundschulalter geben!
Streit um Erinnerungsperspektiven
Aber es gibt immer Leute, denen genügt das breite Erinnerungsspektrum nicht. So wie BSW-Stadtrat Thomas Kachel, der in der Arbeit der Stiftung Friedliche Revolution nun ausgerechnet die Erinnerungsperspektive der Ostdeutschen vermisste, die sich – wie er sagte – im Schwarz/Weiß der bundesdeutschen Erinnerung nicht wiederfinden. Sich also weder als Täter, noch als Opfer empfinden.

Klar: Die gibt es. Revolutionen werden immer von einer Minderheit getragen. Das war auch in der Friedlichen Revolution so. Tatsächlich ging es Kachel auch gar nicht darum. Denn immer wieder betonte er, es solle doch bitteschön das Buch „Beyond the Wall“ von Katja Hoyer wahrgenommen und die Autorin auch eingeladen werden.
Nur: Was Katja Hoyer in ihrem Buch gemacht hat, ist eher ein sehr einseitiger Beitrag zur Geschichte der DDR, auch wenn er die DDR aus der Perspektive der „normalen“ Leute zeichnet.
Sehr einseitig, wie auch der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk anmerkte: „Von SED über Mauer bis politische Indoktrination fehlt praktisch alles, was ihren Erzählfluss vom kuscheligen Leben stören würde. Dieses Buch ist aus wissenschaftlicher Sicht unmöglich. Gleichwohl bedient es eine Lücke. Wir haben es bisher alle in der Öffentlichkeit nicht geschafft, Gesellschaftsbilder über die DDR tragfähig zu machen, in denen sich viele Menschen wiederfinden. Die meisten fühlen sich ausgeschlossen von historischen Debatten über die DDR. Das ist ein Problem und die Begründung, warum diese populistischen Bücher so einen Erfolg haben.“
Es ist also eine Aufgabe der Geschichtswissenschaft, die unterschiedlichen Perspektiven mit Blick auf die DDR zu erkunden. Denn es stimmt ja: Auch wenn sich Menschen nicht als Bürgerrechtler oder gar Revolutionäre betätigen, bleiben sie Subjekt der Geschichte und prägen Politik. Die gesamte ostdeutsche Geschichte nach 1990 ist ja ohne diese so gern als „schweigende Mehrheit“ bezeichnete Bevölkerungsgruppe nicht denkbar.
Eine Aufgabe für die Geschichtswissenschaft
Aber CDU-Stadtrat Michael Weickert, der sich bis heute glücklich schätzt, gerade im Oktober 1989 geboren zu sein, betonte berechtigterweise: „Wir leben heute alle in der Bundesrepublik.“
Das heißt nun einmal auch: Wie unsere Gesellschaft heute ist, das beeinflussen alle. Die, die sich in der Friedlichen Revolution engagiert haben, die, die damals auf der Seite des grimmigen Staatsapparates standen und mit Kerzen und Gebeten nichts anfangen konnten, aber auch alle, die die Geschichte nur über sich ergehen ließen.
Deswegen hat Ilko-Sascha Kowalczuk recht, dass auch die Perspektiven der Menschen sichtbar gemacht werden müssen, die sich in den Erzählungen über 1989 nicht wiederfinden. Aber das ist die Arbeit von Historikern und Soziologen. Da geht es überhaupt um ein Verständnis dafür, warum sich so viele Ostdeutsche in den Erzählungen über die DDR nicht wiederfinden. Aber das ist nicht die Aufgabe der Stiftung Friedliche Revolution.
Diese hat vor allem die Aufgabe, die Erinnerung an die Friedliche Revolution in Leipzig lebendig zu erhalten.
Oder mit den Worten aus der Vorlage des Kulturdezernats: „Die Stadt Leipzig versteht die Friedliche Revolution als zentralen Bestandteil ihrer Erinnerungskultur, den sie differenziert und vielperspektivisch reflektiert. Die Stiftung Friedliche Revolution (im Folgenden SFR) ist dabei ein bedeutender zivilgesellschaftlicher Akteur, der sich seit 15 Jahren für die Bewahrung der Werte der Revolution engagiert – etwa durch Projekte wie die „Revolutionale“, den Filmpreis „Leipziger Ring“ im Rahmen von DOK Leipzig oder die Begleitung des Prozesses zur Errichtung des Freiheits- und Einheitsdenkmals.
Als maßgebliche Zustifterin trägt die Stadt Leipzig eine besondere Verantwortung für das Fortbestehen und die Weiterentwicklung der SFR, deren Arbeit für eine nachhaltige Fortführung auf eine dauerhafte institutionelle Förderung angewiesen ist.“
Denn zur Wahrheit gehört auch: In der deutschen Geschichtsdebatte spielt der „Mauerfall“ vom 3. November 1989 die zentrale Rolle, nicht die Friedliche Revolution.
Aus welchem Topf kommt das Geld?
Worum ging es also in der Vorlage wirklich?
„Um die Wirkung und den Fortbestand der Stiftung zu sichern, ist eine institutionelle Förderung in Höhe von jährlich 98.000 € notwendig. Mit der beantragten Förderung trägt die Stadt Leipzig der seit ihrer Gründung 2009 nachgewiesenen Bedeutung der Stiftung Rechnung und fördert nachhaltig die Vermittlung demokratischer Werte und die Erinnerung an die Friedliche Revolution. Damit wird ein Ergebnis der 2024 durchgeführten ‚Evaluierung der Institutionen und Maßnahmen zur Erinnerung an die Friedliche Revolution vom Herbst 1989 in Leipzig (2014–2023)‘ aufgegriffen.“

Die CDU-Fraktion fand nun freilich, dass die Förderung für die Stiftung Friedliche Revolution nicht aus dem Kulturtopf der Stadt kommen sollte, sondern durch das Referat Demokratie und gesellschaftlicher Zusammenhalt aufgebracht werden sollten. Die im Referat Strategische Kulturpolitik dann frei werdenden Gelder sollten dafür in die Basisförderung für die Freie Szene fließen. Ein für die CDU-Fraktion durchaus auffälliger Schwenk, auch wenn Michael Weickert betonte, die CDU-Fraktion habe sehr wohl ein Herz für die Freie Szene.
Das Problem ist nur: Den Antrag auf institutionelle Förderung hat die Stiftung Friedliche Revolution im Kulturdezernat gestellt. Im Referat Demokratie und gesellschaftlicher Zusammenhalt liegt gar kein Antrag vor. Und das Geld ist dort eigentlich auch nicht vorhanden, wie die zuständige Bürgermeisterin Vicki Felthaus erklärte.
Insgesamt stehen dort nur 100.000 Euro für institutionelle Förderung bereit, von denen 60.000 Euro schon dem Erich-Zeigner-Haus e.V. zugeschrieben sind. Blieben nur noch 40.000 Euro, die der Stiftung Friedliche Revolution nicht wirklich helfen würden.
Die Grünen-Fraktion hatte dann noch einen Änderungsantrag geschrieben, der den CDU-Antrag konkretisierte und von Michael Weickert für die CDU-Fraktion auch übernommen wurde. Doch am 26. November entschied sich Grünen-Stadträtin Katharina Krefft dafür, dann doch die stimmigere Vorlage der Stadt zu befürworten. Der Grünen-Antrag wurde damit regelrecht zum Antrag der CDU-Fraktion, wurde aber Punkt für Punkt von der Ratsmehrheit abgelehnt.
Blieb an Ende die Vorlage, die die Stiftung Friedliche Revolution in die institutionelle Förderung des Kulturdezernats übernimmt – und zwar bis 2030: „Die Stadt Leipzig gewährt der Stiftung Friedliche Revolution (SFR) ab dem Jahr 2026 eine institutionelle Förderung in Höhe von jährlich 98.000 €. Die Förderung ist zunächst bis zum Haushaltsjahr 2030 zeitlich befristet.“
Diese Vorlage bekam mit 33:28 Stimmen dann auch die nötige Mehrheit, sodass die Arbeit der Stiftung für fünf Jahre gesichert ist.
Kommentar: Die AfD hat eine neue Jugend – nur jugendlich ist sie nicht
Wer sich den Gründungskongress der neuen AfD-Jugendorganisation „Generation Deutschland“ am 29. November angeschaut hat, könnte glauben, junge Menschen stünden im Mittelpunkt. Doch hört man die Reden aufmerksam, erkennt man schnell: Die Jugend, um die es angeblich geht, kommt inhaltlich kaum vor. Was man stattdessen zu hören und sehen bekommt, ist ein politisches Projekt, das sich dem Gesicht der Jugend bedient, aber nicht deren Lebensrealität.
Zwar betont der neue Vorsitzende Jean-Pascal Hohm gleich zu Beginn, dass die Jugend „für unsere Partei unerlässlich“ sei und dass man „eine Zukunft haben“ wolle. Doch dieser Zukunftsbegriff bleibt abstrakt. Hohm spricht von Mut, Verantwortung und Zusammenhalt – wichtigen politischen Werten –, doch konkrete Jugendthemen wie Wohnen, Ausbildung oder Studienbedingungen bleiben unerwähnt.
Die Jugend dient hier vor allem als moralische Ressource, als rhetorisches Versprechen für eine bessere Zukunft, aber nicht als politische Zielgruppe mit eigenen Anliegen.
Stattdessen erzählen viele Reden eine andere Geschichte: die einer bedrohten Generation, die zugleich Opfer und Retter sein soll. Patrick Heinz schildert ein Beispiel aus einer Schule und ruft anschließend: „Ein Angriff auf einen von uns ist ein Angriff auf alle von uns.“ In solchen Passagen wird Jugend nicht als vielfältige Lebensphase sichtbar, sondern als klar definierter Kampfverband, als Einheit, die sich gegen äußere Feinde formieren soll. Der „Auftrag“ wird emotionalisiert, nicht konkretisiert.
Jugend ohne Spaß
Auffällig ist darüber hinaus, wie vollständig der Kongress jene Aspekte ausblendet, die Jugend normalerweise ausmachen. Spaß, Spiel, Sport, Leichtigkeit, kulturelle Interessen, Ausprobieren – all das kommt in keiner der zwanzig Reden vor. Keine Anekdote aus dem Vereinsheim, kein Verweis auf Musik oder Sport, keine Anspielung auf Hobbys oder jugendliche Lebensstile.
Die „Generation Deutschland“ präsentiert sich als Jugendorganisation, der das Jugendliche abhandengekommen ist. Die Atmosphäre wirkt bieder, fast asketisch, getragen von Pflichtgefühl, Ernstfallrhetorik und historischer Last.
Ausgerechnet ein Jugendkongress verzichtet auf alles, was Jugend typischerweise belebt: Spontaneität, Humor, Übermut, Neugier. Die jungen Menschen auf dieser Bühne dürfen nicht jung sein, sie sollen sofort funktional werden – als Träger einer Mission, nicht als Individuen mit eigenen Wegen in die Welt.
Das Problem liegt nicht darin, dass eine Jugendorganisation Pathos bemüht. Das Problem liegt darin, dass dieses Pathos die tatsächlichen Fragen junger Menschen überlagert. Fast vollständig fehlen Anliegen wie steigende Mieten, Druck im Bildungssystem oder die Unsicherheit der Arbeitsmärkte.
Selbst jene Themen, die nahe liegen würden – etwa die Zukunft der Ausbildung, der Zustand der Universitäten oder die Perspektiven junger Familien – kommen nicht vor. Stattdessen beschäftigen sich die meisten Redner mit Migration, Identität und politischen Gegnern. Jugend wird in dieser Logik nicht ernst genommen, sondern als Projektionsfläche funktionalisiert.
Je radikaler die Rede, desto stärker diese Instrumentalisierung. In mehreren Beiträgen wird die Jugend gar als historische Missionsträgerin inszeniert. Die Formulierung „Wir sind die Generation, die unsere Heimat vor dem Niedergang bewahrt“, wiederum von Hohm, zeigt diese Überhöhung besonders deutlich. Sie macht aus jungen Menschen nicht nur politische Subjekte, sondern politische Symbole – und kündigt ihnen damit jene Komplexität ab, die jede junge Generation auszeichnet.
Jugend als Mobilisierung
Dass die Jugend bei diesem Kongress vor allem als Symbol dient, zeigt gerade das, was nicht gesagt wird. Es geht nicht um Lebenshaltungskosten, nicht um psychische Gesundheit, nicht um Mobilität, nicht um Zukunftsängste, die über politische Erzählungen hinausreichen. Es geht fast nie um die Frage, wie junge Menschen heute leben oder leben wollen. Die Jugend wird nicht nach ihrer Gegenwart gefragt, sondern nach ihrer Nützlichkeit für ein politisches Projekt.
Am Ende bleibt der Eindruck eines Jugendkongresses, der mehr über die Partei erzählt als über die Jugend. Die Reden dienen der Mobilisierung, nicht der Gestaltung. Sie geben keine Antworten auf die Probleme der jungen Generation, sondern verlangen von ihr, Antworten auf die Probleme der Partei zu sein. Das Ergebnis ist eine Jugendorganisation, die zwar „Generation Deutschland“ heißt, aber kaum ein Wort über die Generation verliert, die heute wirklich in Deutschland lebt.
Er brachte Licht und Ordnung in die Welt: Die Biografie eines Aufklärers, der seine Schüler vor allem das Denken lehrte
Es ist das große Pech derjenigen, die ein neues Zeitalter einläuten, dass sie von ihren Schülern einmal überboten und in den Schatten gestellt werden. Und dann in der historischen Rückschau so trocken und staubig aussehen, als wären sie es, die da überwunden wurden. So geht es im Grunde allen Männern, die am Anfang der Aufklärung in Deutschland standen und überhaupt erst das Instrumentarium bereitstellten, das dann für die folgenden Generationen geradezu selbstverständlich wurde. So ging es auch Christian Wolff (1679-1754).
Philosoph, Mathematiker, Universitätsprofessor in Halle und Marburg und wieder in Halle, nachdem ihn erst ein preußischer König per Edikt aus Preußen verjagt hatte und sein Nachfolger ihn mit aller Mühe zurückgeholt hat. In Halle steht tatsächlich noch sein letztes Wohnhaus, ein Kleinod, wie es Leipzig für seine Aufklärer nicht (mehr) bieten kann. Vielleicht gäbe es dann in Leipzig auch mehr Diskussionen über Leute wie Gottsched. Ohne Haus kein Anstoß, könnte man meinen.
Und auch in Halle fanden sich die eigentlich zuständigen Historiker und Philosophen nicht zuständig, die Person eines Christian Wolff aus der Versenkung des Vergessens zu holen und eine Biografie zu schreiben, die den Nachgeborenen einmal erzählt, wer dieser Wolff eigentlich war und warum er zu Lebzeiten so berühmt war, dass allein seine Anwesenheit als Professor dazu führte, dass die Immatrikulationszahlen an der Uni in die Höhe schnellten. Wozu nicht nur das Vortragstalent des Mannes verhalf, das auch seine Zeitgenossen rühmten.
Es war auch nicht nur das selbstbewusste Auftreten, wie es die überlieferten Porträts zeigen. Eins davon ziert ja das Cover dieses Buches, das der Germanist Hans-Joachim Kertscher 2018 erstmals vorlegte und mit dem er eine eklatante Lücke schloss. Und im Grund zeigte er den so uninteressierten Kollegen aus der Historikerzunft, wie man so etwas trotzdem hinbekommt, ohne dem Porträtierten Gewalt anzutun.
Der Türöffner zur Aufklärung
Denn es gilt ja für Wolff genauso wie für seine berühmten Zeitgenossen Christian Thomasius und Gottfried Wilhelm Leibniz: Persönliche Dokumente sind kaum überliefert, sodass man über das Privat- und Familienleben der Berühmten fast nichts weiß. Aber gleichzeitig haben sie ein umfassendes wissenschaftliches Werk und Berge von Briefen hinterlassen, in denen auch ihre Gedanken und Ideen stecken.
Also quasi der halbe Mensch. Aber halt der, der auch 300 Jahre später noch interessiert. In einer Zeit, in der wieder diverse Leute ihre Verachtung gegenüber der Aufklärung ausbreiten und so tun, als wäre das, was diese frühen Aufklärer da vollbracht haben, heute obsolet. Abgehakt, erledigt.
Was natürlich Absicht ist. Denn wer die (deutsche) Aufklärung so abserviert, der zeigt auch, dass er gar nicht begriffen hat, wie sehr das damals gewonnene Denken über die Welt all unseren Wohlstand ausmacht. Denn ohne verändertes Denken kein Fortschritt. Keiner wusste das besser als Christian Wolff, der zwar gern mit Leibniz in einen Topf geschmissen wird, aber anders als dieser vor allem ein neues Denken in die Universitäten gebracht hat.
Mehrzahl. Denn seine Schüler trugen dieses Denken in ihre künftigen Lehrstühle überall im deutschsprachigen Raum. Was zur Tragik des Christian Wolff gehörte: Als er 1740 61-jährig nach Halle zurückkehrte und dort von den Studenten mit Triumph empfangen wurde, waren seine Schüler teilweise schon berühmter als er.
Die Tragik schildert Kertscher im letzten Kapitel dieses Buches. Und gerade sie zeigt, wie fruchtbare Ideen den Denkhorizont einer ganzen Gesellschaft binnen einer einzigen Generation umkrempeln können.
Ein Schlüssel zum Selber-Denken
„Ideenschmiede für Philosophen“ hat das Stadtmuseum Halle die Website zum Christian-Wolff-Haus überschrieben. Denn darum ging es diesem Mann, der im Breslau geboren wurde, in Jena studierte und in Leipzig seine Lehrbefugnis erlangte. Pech für Leipzig: Auch Christian Wolff hätte hier lehren können, wenn man denn nur weniger starr und stur gewesen wäre. Sie hätten alle drei hier lehren können, wenn das Kollegium der Universität Leipzig nicht so kurzsichtig gewesen wäre: Leibniz, Thomasius und Wolff.
So ist es Halle, das versucht, die Erinnerung an seine Aufklärer zu bewahren und eine Position zu diesem Christian Wolff zu finden, dessen viele und umfangreiche Druckwerke heute praktisch keiner mehr liest. Obwohl sie zu seinen Lebzeiten nachgefragt waren und Denker im ganzen Land zu Hosianna-Gesängen ermunterten.
Nicht weil Wolff sie mit neuen Entdeckungen überschüttete, sondern weil er ihnen eine neue Denkweise nahe brachte und damit ihre Sicht auf die Welt veränderte. Eine neue Didaktik, könnte man sagen. Wenn es nur das wäre. Aber es war vor allem die enge Verbindung von philosophischem und mathematischem Denken, die auf seine Zuhörer wie ein Aha-Erlebnis gewirkt haben muss.
Auf einmal stand einer da vorn, der nicht nur frei und eloquent reden konnte, was unter damaligen Professoren sowieso schon eine ruhmreiche Ausnahme war. Er brachte seinen Zuhörern auch bei, wie man die Welt mit (mathematisch) logischer Präzision begreifen kann. Und dabei auch zu neuen Erkenntnissen kommt. Oder mit den Worten Kertschers: „Wolffs Forderung, den Unterricht in allen Fächern nach der mathematisch-demonstrativischen Methode zu erteilen, revolutionierte den Unterricht an den deutschen Universitäten.“
Die mathematische Methode ersetzte die dogmatische. Den Zuhörern wurde also auch gleich noch das Instrument zum Selberdenken an die Hand gegeben.
Die Frommen wehren sich
Wer aber selber denkt, stellt natürlich Gewissheiten infrage. Dafür wurde schon Leibniz angegriffen. Aber Wolff erlebte es in Halle mit aller Wucht. Denn gleichzeitig war Halle eine Stadt, in der der Pietismus blühte, also jene Frömmigkeitsbewegung, die Glauben und biblische Botschaft in den Mittelpunkt des menschlichen Lebens rückte.
Und mit August Herrmann Franke und Joachim Lange hatte Halle zwei besonders fromme Pietisten zu bieten, die Wolff dann gar in öffentlichen Angriffen des Atheismus verdächtigten und dabei auch nicht vor Verfälschungen seiner Reden zurückschreckten. Lange schwärzte Wolff gar beim preußischen König an, was dann zu Wolffs Ausweisung aus Halle 1723 führte. Damals in der Gelehrtenwelt ein regelrechter Skandal.
Aber – wie das so ist bei Skandalen – auch ein Zündfunke für Wolffs Berühmtheit, denn er nutzte die Auseinandersetzung auch, um in eigenen Verteidigungsschriften seine Position deutlich zu machen.
Die Schriften „trugen enorm zur Ausbreitung des Wolffianismus im ganzen deutschen Sprachraum und darüber hinaus be“, schreibt Kertscher. „Wolffianerr agierten an allen bedeutetenden deutschen Universitäten. Der ‘Wolffianismus’ genoss, so würde man es heute sagen, Kultstatus.“
Was eigentlich untertrieben ist, denn damit, dass Wolffs Denk-Methode an deutschen Lehrstühlen Verbreitung fand, wurde auch seine Art des logischen Denkens zum Grundstandard der Aufklärung. Kaum ein Philosoph hat das später von Kant formulierte Aufklärungs-Ideal so früh und systematisch auf den Punkt gebracht. Ab jetzt konnte man nicht mehr dahinter zurück.
Und auch bildlich brachte es Wolff auf den Punkt, wenn etwa auf dem Frontispiz seiner Bücher ein Himmel abgebildet war, auf dem die Sonne durch die Wolken bricht, also das eingängige Bild für Aufklärung. Wobei sich die Bedeutung des Wortes im Deutschen seitdem sehr verschoben hat. Im englischen Enlightenment ist sie noch besser bewahrt.
Offene Türen
Es ging um Erhellung, Aufhellung, letztlich das, was Wolff als Wahrheit bezeichnete: „Denn ich suche nichts in der Welt als die Wahrheit auszubreiten, ohne welche die Glückseligkeit des menschlichen Geschlechtes nicht bestehen kann“, schrieb er 1748 in einem Brief. Er meinte das ernst. Und seine Briefpartner teilten diese Sicht auf die Welt. Und es gilt bis heute.
Die Angriffe auf die Aufklärung kommen fast alle aus einer Richtung, wo Wahrheit mit allen Mitteln verfälscht, verdreht, als überflüssig verkauft wird. Wobei bei Wolff eben deutlich wird, dass Wahrheit kein Absolutum ist, sondern das, was man mit logischem Denken erkennen kann. Denken als Prozess. Auch das ein Stein des Anstoßes für die Hüter der heiligen „Wahrheiten“ zu seiner Zeit.
Aber wie gesagt: Auch ein kluger Mann von Wolffschem Format musste miterleben, dass durch die Tür, die er und Leute wie Leibniz aufgestoßen hatten, nun ganz frivol neue Sichtweisen und Gedanken einströmten, die mit Christian Wolff nun auf einmal „wie von gestern“ aussehen ließen. Seien es die Ideen Newtons oder die eines Voltaire. Das ist die Tragik von Denkern, die die Dinge erst in Bewegung gebracht haben: Und genau dafür steht ja dieser Christian Wolff, dessen Grab die Hallenser bis heute suchen. Möglicherweise liegt es direkt unterm Universitätsgebäude der Universität Halle.
Aber mit dem Christian-Wolff-Haus hat Halle zumindest einen Ort, an dem die Lebenswelt eines Professors der Aufklärungszeit heute noch – in Teilen – besichtigt werden kann. Und man hat mit Kertschers Biografie auch ein Buch vorliegen, mit dem jeder, der will, die Persönlichkeit dieses Christian Wolff kennenlernen kann. Jetzt schon in einer zweiten, korrigierten Auflage, Zeichen dafür, dass es auch heute noch Leser gibt, die wissen wollen, was für Leute da vor 300 Jahren die Aufklärung eigentlich ins Rollen gebracht haben. Und welche Art Denken dahinter steckt.
Und dazu kommt ja im Grunde, dass die Aufklärung längst wieder Thema ist, gerade weil sie von Dunkelmännern aller Arg so vehement angegriffen wird. Denn das (mathematisch)-logische Selberdenken ist noch heute anstößig, weil es Heiligtümer und „empfundene Wahrheiten“ infrage stellt und Menschen herausfordert, sich zur Lösung der Probleme ihres eigenen Verstandes zu bedienen.
Hans-Joachim Kertscher „Er brachte Licht und Ordnung in die Welt“, Mitteldeutscher Verlag, 2., korrigierte Auflage, Halle 2025, 28 Euro.
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Verwaltungsgericht stoppt Umsiedlung oder Abschuss sächsischer Biber
Die auf dem Gelände einer im Biossphärenreservat „Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft“ gelegenen Teichwirtschaft lebenden Biber dürfen nicht gefangen und umgesiedelt oder sogar getötet werden. Dies geht aus einem Beschluss des Verwaltungsgerichts Dresden vom 5. Dezember hervor (Az. 13 L 1108/25).
Mit der Entscheidung folgte das Gericht einem gerichtlichen Eilantrag der Grünen Liga Sachsen, die sich gegen eine durch den Freistaat Sachsen erteilte naturschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung gewandt hatte. Diese Genehmigung zur „Entnahme von Bibern“ wurde von einem Teichwirt aufgrund der durch die Tiere verursachten Schäden in seiner Teichwirtschaft beantragt.
Der Freistaat Sachsen hat damit unter Anordnung des Sofortvollzugs den Lebendfang aller auf dem Gelände der Teichwirtschaft lebenden Biber zur Verbringung in ein (französisches) Ansiedlungsprojekt für den Zeitraum vom 1. Oktober 2025 bis 15. März 2026 genehmigt. Für den Fall der „nachweislichen Erschöpfung dieser Möglichkeit“ wurde auch die „letale Entnahme“ der Tiere gestattet. Dagegen hat die Umweltvereinigung Widerspruch erhoben und beim Verwaltungsgericht Dresden die Gewährung vorläufigen Rechtsschutzes beantragt.
Dieser Antrag hatte nunmehr Erfolg. Zur Begründung führte die 13. Kammer des Verwaltungsgerichts Dresden im Wesentlichen aus, dass es sich bei den in der Teichwirtschaft lebenden Bibern um streng geschützte Tiere handele, die grundsätzlich aufgrund europarechtlicher und nationaler Regelungen nicht gefangen und getötet werden dürften. Das betroffene Teichgebiet befinde sich in dem Biosphärenreservat „Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft“ sowie in dem gleichnamigen FFH-Gebiet.
Die gesetzlichen Voraussetzungen für die Erteilung einer Ausnahme von den naturschutzrechtlichen Verboten lägen nach vorläufiger Rechtsauffassung der Kammer nicht vor. Unter anderem bestünden Zweifel an der erforderlichen Bestimmtheit der Entscheidung und es sei bisher nicht ausreichend nachgewiesen, dass die vorgesehenen Maßnahmen überhaupt geeignet seien, weitere Schäden zu verhindern. Auch sei nicht hinreichend deutlich geworden, dass keine zumutbaren Alternativen vorhanden seien.
Zusammenfassend wird im Beschluss Folgendes festgehalten:
„Im Ergebnis bestehen im vorliegenden Eilverfahren nicht ausräumbare Zweifel an der Rechtmäßigkeit der verfügten Ausnahmegenehmigung, insbesondere im Hinblick auf die Bestimmtheit des Bescheides, der erforderlichen Nachweispflicht hinsichtlich der Geeignetheit der Maßnahme, der Verfügbarkeit alternativer, milderer Maßnahmen sowie der betroffenen existenziellen fischereiwirtschaftlichen Interessen, sodass einiges dafür spricht, dass sich die streitgegenständliche Entscheidung als rechtswidrig erweisen wird.“
Gegen den Beschluss können die Beteiligten binnen zwei Wochen Beschwerde zum Sächsischen Oberverwaltungsgericht erheben.
Nach blutigem Becherwurf: 1. FC Lok macht Täter dingfest und erstattet Anzeige
Es war wieder mal eine dieser völlig unbegreiflichen Situationen, in denen eine einzelne Person einen ganzen Fußballabend verdirbt. Während über 6.100 Fans am Freitagabend im Bruno-Plache-Stadion das letzte Lok-Heimspiel des Jahres stimmungsvoll umrahmten, füllte einer von ihnen seinen Trinkbecher mit Dreck und warf ihn in Richtung Gästebank. Das Wurfgeschoss traf den Zwickauer Busfahrer am Kopf. Die Folge: Eine blutende Platzwunde.
Sportlich war das Regionalliga-Spitzenspiel zwischen Tabellenführer Lok Leipzig und dem ebenfalls in der Spitzengruppe befindlichen FSV Zwickau eigentlich schon gelaufen. Denn die Gäste verstauten mit einer 0:2-Führung im Rücken die drei Auswärtspunkte schon langsam im Gepäck. Nur noch ein, zwei Spielminuten standen regulär auf der Uhr. Doch plötzlich machte sich im Bereich vor der Gegengeraden Aufregung breit.
Die Zwickauer Auswechselspieler und Betreuer waren von ihrer Bank aufgesprungen. Man sah mehrere von ihnen eine Person stützen und vorsichtig unter das schützende Dach der Mannschaftsbank führen. Rettungssanitäter eilten zu Hilfe. Schiedsrichter Lukas Pilz unterbrach die Partie. Der Stadionsprecher forderte die Zuschauer energisch auf, das Werfen von Gegenständen zu unterlassen.
Lok kündigt „deutliche Konsequenzen“ an
Wie sich herausstellte, war es Zwickaus Busfahrer Stephan Mildner, den ein fliegender Becher direkt am Kopf erwischte. Ein dicker Kopfverband sollte die Blutung der entstandenen Platzwunde stoppen. Benommen verfolgte Mildner die verbleibenden Spielminuten von der Bank aus. Um nach dieser Verletzung dennoch eine sichere Heimfahrt der Gastmannschaft zu gewährleisten, übernahm eine Busfahrerin des 1. FC Lok das Steuer des Zwickauer Busses.
Schon unmittelbar nach dem Schlusspfiff hatte Lok-Geschäftsführer Martin Mieth den verletzten Busfahrer im Namen des gesamten Vereins um Entschuldigung gebeten. „So ein Vorfall hat bei uns absolut nichts zu suchen und wir verurteilen diesen Becherwurf aufs Schärfste“, so Mieth.
Immerhin: Der Sicherheitsdienst konnte den mutmaßlichen Täter unmittelbar identifizieren, festsetzen und der Polizei übergeben. Diese leitete noch am selben Abend ein Ermittlungsverfahren gegen den Mann ein. Wie der 1. FC Lok heute mitteilte, haben die Probstheidaer nun ebenfalls Anzeige erstattet. „Der Täter muss mit deutlichen Konsequenzen rechnen“, kündigt der Verein an.
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UKL trifft sich zum Singen im Advent
Bereits zum dritten Mal lädt das Universitätsklinikum Leipzig Mitarbeiter:innen, aber auch Patient:innen und Besucher zum gemeinsamen Weihnachtssingen im Advent ein.
Am 11. Dezember treffen sich Mitarbeitende zum gemeinsamen Singen und Musizieren im Atrium des Gebäudes der Frauen- und Kindermedizin. Im dritten Jahr dieser aus einer kleinen Initiative erwachsenen neuen Tradition hat sich ein spontaner „Weihnachts-Chor“ unter Anleitung von Prof. Michael Fuchs, ehemaliges Mitglied im Thomanerchor und Leiter der Phoniatrie am UKL, zusammengefunden, begleitet von musikalischen Mitarbeiterinnen an verschiedenen Instrumenten.
Ab 15:30 Uhr werden acht bekannte Weihnachtsklassikern wie „O Tannenbaum“, „Sind die Lichter angezündet“, „Jingle Bells“ und „O du fröhliche“ angestimmt, um für einen kurzen stimmungsvollen Moment im geschäftigen Klinikums-Advent zu sorgen.
Patient:innen, Angehörige und Gäste sind herzlich eingeladen, mit einzustimmen und gemeinsam für eine kurze Auszeit den vorweihnachtlichen Trubel auszublenden. Mitsingen ausdrücklich erwünscht! #WirsindUKL
Mehr über den Advent am Uniklinikum
UKL-Weihnachtssingen
11. Dezember 2025
15.30 Uhr Atrium der Frauen- und Kindermedizin Liebigstraße 20a, Haus 6
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Polizeieinsatz anlässlich eines Fußballspiels und mehrerer Versammlungen
Am Freitag sicherte die Leipziger Polizei mit Unterstützung der sächsischen Bereitschaftspolizei mehrere friedliche Demonstrationen und ein Regionalligafußballspiel in Leipzig ab.
Zwei Versammlungen im Innenstadtgebiet von Leipzig setzten sich thematisch mit dem am selben Tag erlassenen Wehrpflichtgesetz auseinander. Aus einer stationären Versammlung auf dem Willy-Leuschner-Platz von 9:00 Uhr bis 17:00 Uhr heraus wurde gegen 10:40 Uhr eine Spontandemonstration angezeigt. Da die Teilnehmerzahlen deutlich höher als angezeigt (40 Teilnehmer) waren und der polizeiliche Fokus auf dem Abend bestand, mussten zunächst Einsatzkräfte zur Absicherung herangezogen werden.
Der Aufzug startete dann gegen 13:00 Uhr mit circa 800 Teilnehmern und wurde ohne besondere Vorkommnisse über den Innenstadtring begleitet. Die zweite angezeigte Demonstration startete um 17:10 Uhr, ebenfalls auf dem Willy-Leuschner-Platz. Der in der Folge durchgeführte Aufzug erhielt regen Zulauf und die Teilnehmerzahl erreichte in der Spitze eine Größe von in etwa 3.000 Demonstrierenden.
Während der Versammlungen wurden vereinzelt pyrotechnische Gegenstände gezündet. Zudem wurde eine Sachbeschädigung an einer Straßenbahn im Kontext des Geschehens festgestellt.
Eine weitere Eilkundgebung wurde gegen 15:20 Uhr im Lenné-Park angezeigt. Bei dieser wurde wegen des Anfangsverdachts einer Straftat ein Plakat sichergestellt.
Das Regionalligaspiel zwischen dem 1. FC LOK Leipzig und dem FSV Zwickau wurde von einigen Störungen begleitet. So kam es im Bereich der Heimfans, aber auch im Bereich der Gästefans, mehrfach zum Abbrennen von pyrotechnischen Gegenständen. Zudem wurde kurz vor Ende des Spiels durch einen Heimfan ein Becher geworfen, welcher einen Mannschaftsoffiziellen des FSV Zwickau traf. Der Tatverdächtige konnte vor Ort ermittelt werden.
Weiterhin wurde nach Ende des Spiels ein Gästefan festgestellt, welcher Mobiliar aus dem Stadion gestohlen hatte. Zudem setzten unbekannte Täter eine Sitzschale im Gästebereich in Brand. Es bestand hierdurch keine Gefahr für Personen.
Zu einem Aufeinandertreffen der beiden Fanlager kam es gegen 22 Uhr im Bereich der Witzgallstraße. Dort konnten sieben tatverdächtige Heimfans festgestellt werden, welche zuvor unter Gewaltanwendung an Fanutensilien der Gästefans gelangten. Entsprechende Ermittlungsverfahren, unter anderem wegen Sachbeschädigungen und Körperverletzungsdelikten, wurden in allen Fällen eingeleitet.
