Manche nennen es einen Trend. Für andere ist es eine Rückkehr zum selbstverantworteten Leben, wenn sie ihre Gesundheit und ihr Wohlergehen nicht mehr von einem auf Effizienz getrimmten Gesundheitswesen abhängig machen, sondern ihr tägliches Leben wieder selbst gesünder gestalten. Zum Beispiel mit einer gut bekannten Knolle namens Ingwer.

Sie war immer da. Sie begleitet die menschliche Zivilisation seit 3.000 Jahren, ist Vielen als Gewürz bekannt und als Zutat zu Ginger-Ale und Ingwer-Plätzchen. Dass sie gesund ist und vollgepackt mit lauter Inhaltsstoffen, die dem Körper gut tun, wissen dafür nicht ganz so Viele. Dabei war Ingwer Jahrtausende lang auch Bestandteil der europäischen Apotheke. Man wusste um seine Wohltaten. Nur wusste man natürlich lange nicht, woher diese kamen.

Gingerol heißt das Zauberwort. “Gingerole, so hat man inzwischen herausgefunden, ähneln in ihrer chemischen Struktur und Wirksamkeit dem Aspirin”, schreibt Ute Scheffler, die das Ingwer-Büchlein für den Buchverlag für die Frau geschrieben hat. “Das heißt, sie hemmen die Anhäufung von Thrombozyten und mindern so das Risiko von Blutgefäßverschlüssen und Arteriosklerose.” Schmerzhemmend ist Ingwer auch noch und verdauungsfördernd, hilft gegen Übelkeit und Krämpfe.

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Die Liste der nachgewiesenen wertvollen Inhaltsstoffe reicht vom Zingiberol über das Shagaol bis zum Vitamin C. Man kann wohltuende Tees daraus zubereiten und damit etwas gegen das Sodbrennen tun. Es ist “ein kleiner Ofen im Bauch”, schreibt Scheffler. Und da die enthaltenen Harzsäuren der Knolle einen scharfen aber aromatischen Geschmack verleihen, kann man daraus allerlei Speis und Trank bereiten und die Knolle dauerhaft in seinen Speiseplan integrieren.

Im deutschen Sprachraum ist Ingwer schon seit dem 9. Jahrhundert nachweisbar, obwohl die Wurzel hier gar nicht gedeiht. Das Wort kam über das Fränkische nach Deutschland. Der ursprüngliche Exporteur, von dem die Knollen einst nach Griechenland und Rom geliefert wurden, war Indien, wo auch die Wortwurzel zu finden ist. Das Verblüffende ist: Gerade im 18. Jahrhundert, als die Europäer die Welt erkundeten, geriet Ingwer in Europas Küche nach und nach in Vergessenheit. Erst mit dem Comeback der asiatischen Kochkunst im 20. Jahrhundert feierte die Ingwer-Wurzel einen kleinen Siegeszug.Ein kleiner Rezeptteil verrät, was man mit Ingwer in der Küche so alles machen kann, von der Curry-Ingwer-Suppe über das Linsencurry mit Ingwer bis zu Ingwer-Brot und Ingwerpudding, Ingwerplätzchen, Salat und Marmelade. Und wenn man da durch ist und die Küche wieder einmal zum Experimentierfeld gemacht hat, dann kommt das Apothekenschränkchen dran. Dann kommt die Anwendung des Ingwers in Tee, als Essenz und Pulver. Mit dem kleinen Warnhinweis, dass Schwangere möglichst verzichten sollten. Denn die Anregung kann zu anregend sein.

Es ist eines von diesen kleinen, lehrreichen Büchlein geworden, die in Kürze erzählen, was für ein kleiner Schatz da in der Gemüseabteilung liegt. Wer es nicht weiß, geht dran vorbei. Die Hälfte der modernen Medizin lebt von der Unwissenheit der Menschen. Auch ihrem Unwissen über die Vielfalt dessen, was ihnen jederzeit zur Verfügung steht. Doch sie kaufen es nicht und geben ihr Geld lieber für teure Pillen aus der Apotheke aus.

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Ingwer
Ute Scheffler, Buchverlag für die Frau 2011, 5,00 Euro

Wobei – das muss bemerkt sein – der Ingwer seit 1997 in Deutschland als Arznei registriert ist – besonders für Verdauungs- und Reisebeschwerden. Auch die hohe Zunft der Mediziner weiß also wieder um den Wert der Wurzel. Den Rest muss sich jeder selbst organisieren. Beim Bummel durch den Gemüsemarkt zum Beispiel und ein paar mutigen ersten Schlucken, wenn der Magen mal wieder rumort.

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