"Die Tribute von Panem" zählt zu den erfolgreichsten Jugendbuchreihen der letzten Jahre. Allein in Deutschland verkaufte sich die Trilogie 700.000 Mal. Autorin Suzanne Collins landete 2010 im Time Magazine auf der Liste der 100 einflussreichsten Persönlichkeiten. Vielleicht ist ihre finstere Endzeit-Vision die Wurzel des Erfolgs.

In einer nicht allzu fernen Zukunft sind die Vereinigten Staaten zusammengebrochen. Aus dem zerstörten Nordamerika ist der Staat Panem entstanden, das Kapitol regiert das ums Überleben kämpfende Volk mit eiserner Hand. Um seine Macht zu demonstrieren, veranstaltet das Regime jedes Jahr “Hungerspiele”. Sie sollen die Bevölkerung an die grausamen Folgen vergangener Kriege erinnern. 24 Jugendliche, je ein Mädchen und ein Junge aus Panems zwölf Distrikten, müssen in einem modernen Gladiatorenkampf antreten. Nur einer von ihnen darf überleben. Wer in die Arena entsandt wird, entscheidet der Zufall. Als ihre kleine Schwester Prim ausgelost wird, meldet sich die 16-jährige Katniss (Jennifer Lawrence) freiwillig. Der zweite Kandidat aus ihrem Distrikt ist Peeta (Josh Hutcherson). Beide kennen sich seit ihrer Kindheit. Kurz bevor das Turnier beginnt, gesteht er ihr seine Liebe. Doch fortan sind sie Todfeinde.
Schon lange nicht mehr war ein Jugendfilm dermaßen brutal. Regisseur Gary Ross hangelt sich schonungslos an Collins’ Romanvorlage entlang, die für die meisten Tribute keine Gnade kennt. Gleich zu Beginn metzelt sich etwa die Hälfte der Teenies gegenseitig zu Tode. Die “Hungerspiele” stellen im Film wie im Buch eine Parabel zu den Schlachtfeldern der modernen Welt dar. Statt sich zu bekriegen, zelebriert ein autoritäres Regime das sinnfreie Töten.

Die unfreiwilligen Teilnehmer werden in den Wochen vorher von Stylisten herausgeputzt, müssen sich wie in der Antike in einem Hippodrom den Massen präsentieren, geben TV-Interviews und müssen vor der reichen Führungskaste beeindrucken, um Sponsoren zu gewinnen. Die haben sie bitter nötig, denn Hilfsmittel wie Nahrung oder Medizin kann ihnen während des Wettkampfs nur gegen viel Geld zugespielt werden. Das makabre Spektakel findet in einer computererzeugten, aber realen Umgebung statt, die von den Spielgestaltern nach Belieben beeinflusst werden kann, damit die Spiele unterhaltsam bleiben. Da das Event per Kameras live in alle Welt übertragen wird, erinnert dieses Szenario zumindest ein Stück weit an “Die Truman-Show”, wenngleich der sarkastische Anstrich ein anderer ist.
Die Schauspieler machen ihre Sache durchweg gut. Hutcherson und ein gealterter Woody Harrelson als versoffener “Hungerspiele”-Veteran stechen besonders hervor. Hauptdarstellerin Jennifer Lawrence, für “Winter’s Bone” für den Oscar nominiert, wirkt dagegen etwas blass. Bleibt die Frage, ob das alptraumhafte Szenario jüngeren Zuschauern zugemutet werden darf. Klare Antwort: Ja. Denn schlussendlich reduziert der Film die Kriegsspiele in Afghanistan, Irak, Nahost und sonstwo in der Welt auf die Formel, dass sich in Kriegen junge Menschen gegenseitig töten. Gepaart mit heftiger Medienschelte eine Erkenntnis, die in Zukunft nicht an Aktualität einbüßen wird. Doch statt zu mahnen, setzt Ross primär auf die Unterhaltungsschiene – und führt damit dem Zuschauer dessen eigene Sehnsucht nach inszeniertem Mord- und Totschlag trefflich vor Augen.

USA 2012, R: Gary Ross, D: Jennifer Lawrence, Josh Hutcherson, Liam Hemsworth, 142 Min, FSK 12.

Filmstart ist der 22. März, zu sehen im CineStar, Cineplex, CT Taucha, Regina Palast und UCI Nova Eventis.

Die Seite zum Film:
www.tributevonpanem.de

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