Leipzig ist längst nicht mehr nur als Messestadt, für seine Kultur oder seine Geschichte bekannt. Das Leipziger Neuseenland hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem wahren Eldorado für Wassersportbegeisterte entwickelt. Wo einst Braunkohlebagger ihre Spuren hinterließen, erstrecken sich heute kristallklare Seen, die perfekte Bedingungen für unvergessliche Erlebnisse bieten. Vom Cospudener See bis zum Zwenkauer See – die ehemaligen Tagebaurestlöcher haben sich in eine einzigartige Seenlandschaft verwandelt, die Segler aus ganz Deutschland anzieht.

Der Cospudener See

Das Leipziger Neuseenland bietet mit dem Cospudener See auch für Segler optimale Bedingungen auf einer Wasserfläche von über 400 Hektar und einer maximalen Tiefe von 54 Metern. Für alle aus der Region, die den Traum von einem eigenen Boot hegen, könnte sich hier die Möglichkeit bieten, denn beispielsweise Marina Pier 1 verfügt über 150 Bootsliegeplätze im Wasser mit Strom- und Wasseranschluss sowie 100 Landliegeplätze mit direkter Zufahrt zur Hafenrampe.

Ein 4-Tonnen-Bootskran erleichtert das Zu-Wasser-Lassen größerer (Segel-)Yachten erheblich. Das Besondere am Cospudener See ist seine Vielseitigkeit: 360 Hektar der Wasserfläche sind für den Bootsverkehr nutzbar, während der südliche Teil als Rückzugsgebiet für Wasservögel abgegrenzt ist.

Diese naturschutzrechtlichen Beschränkungen sorgen für ein ausgewogenes Miteinander von Wassersport und Naturschutz. Windsurfer und Segler finden hier nicht nur stabile Windverhältnisse, sondern auch eine inzwischen gut entwickelte Infrastruktur mit gastronomischen Einrichtungen, Übernachtungsmöglichkeiten und allem, was das Wassersportlerherz begehrt.

Bootsvermieter haben inzwischen für jeden Geschmack etwas in den Marinas liegen und auch wer eine Yacht kaufen möchte findet nicht nur am Cospudener See entsprechende Angebote. Wasserliegeplätze für das eigene Boot kann man beispielsweise auch im Hafen Hain am Nordufer Hainer See und auch im Hafen „Marina Mücheln“ finden.

Die Entwicklung des Wassersports im Neuseenland steht jedoch auch im Spannungsfeld aktueller Diskussionen. Während die Landesdirektion Sachsen plant, Motorboote unbegrenzt auf dem Cospudener See zuzulassen, sprechen sich sowohl die Stadt Leipzig als auch Naturschutzverbände deutlich dagegen aus.

Eine Petition des Ökolöwen gegen diese Pläne sammelte über 10.500 Unterschriften, und der Leipziger Stadtrat stimmte mit großer Mehrheit gegen eine unbegrenzte Motorbootzulassung. Diese Diskussion zeigt die Bedeutung nachhaltiger Wassersportkonzepte auf. Segelboote, die ausschließlich mit Windkraft betrieben werden, stehen dabei als umweltfreundliche Alternative im Fokus.

Während Motorboote mit Verbrennungsmotoren Lärm verursachen und Schadstoffe ausstoßen, bieten Segelboote eine nahezu emissionsfreie Art der Fortbewegung auf dem Wasser. Dies macht das Segeln nicht nur zu einem sportlichen Vergnügen, sondern auch zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der einzigartigen Seenlandschaft. Dennoch ist das Befahren der Seen des Leipziger Neuseenlandes mit motorisierten Wasserfahrzeugen unter bestimmten Voraussetzungen möglich.

In der Segelschule lernen Kinder vor allem gemeinschaftlich zu agieren. Foto: Clube Veleiros do Sul via Pexels

Lebendige Segelgemeinschaft

Das Segelleben am Cospudener See ist geprägt von einer aktiven Gemeinschaft: Der Seglerverein Leipzig und der Cospudener Yacht Club Markkleeberg organisieren regelmäßig Veranstaltungen wie das Freitagsfreizeitsegeln. Höhepunkte des Segeljahres sind außerdem das Ansegeln im Frühling und das Absegeln im Spätsommer/Herbst, bei denen sich die Segler zu gemeinsamen Ausfahrten treffen. Besonders beliebt ist auch die Regatta um das „Blaue Band Cospuden“.

Für Einsteiger bieten die örtlichen Vereine und Segelschulen umfassende Ausbildungsmöglichkeiten. Vom Optimisten für die Jüngsten bis hin zu Jollenkreuzern und Kielbooten reicht das Spektrum der verfügbaren Bootsklassen. Die geschützte Lage des Sees und die moderaten Windverhältnisse schaffen ideale Lernbedingungen für angehende Segler.

Ausbau der Wassersport-Infrastruktur

Die Entwicklung des Leipziger Neuseenlandes in den vergangenen 20 Jahren übertraf alle Erwartungen: Aus den ursprünglich prognostizierten „ein paar Jollen“ sind Hunderte von Segelbooten und Kajütbooten geworden. Die Marina Pier 1 verkörpert urbanes Hafenleben und bietet Liegeplätze für Boote bis zu zehn Meter Länge. Das neue Lebensgefühl zeigt sich darin, dass Bootsbesitzer nach der Arbeit spontan aufs Wasser fahren, Wochenenden auf dem Boot verbringen und ihren Kindern eine Oase auf dem Wasser bieten können.

Die Verbindung zwischen den Seen wird kontinuierlich ausgebaut. Seit 2011 existiert mit dem Kurs 1 vom Stadthafen zum Cospudener See die erste durchgängig befahrbare Wasserroute des Gewässerverbunds Leipziger Neuseenland. Für Segler eröffnet dies die Möglichkeit, mehrtägige Törns durch die einzigartige Seenlandschaft zu unternehmen und dabei verschiedene Häfen und Anlegestellen zu erkunden.

Zukunftsperspektiven für das Segeln in Leipzig

Das Leipziger Neuseenland steht vor einer vielversprechenden Zukunft als Segelrevier. Die Kombination aus naturnahen Gewässern, moderner Infrastruktur und einer lebendigen Segelgemeinschaft schafft optimale Voraussetzungen für nachhaltigen Wassersport. Während die Diskussionen um die Motorbootnutzung zeigen, dass Umwelt- und Naturschutz ernst genommen werden, unterstreicht dies gleichzeitig die Bedeutung umweltfreundlicher Wassersportarten.

Die kontinuierliche Weiterentwicklung der Marina-Infrastruktur, die Ausweitung der Wasserrouten und die wachsende Begeisterung für den Segelsport machen Leipzig zu einem attraktiven Segelreviere. Für alle, die den Wind in den Segeln spüren und unvergessliche Momente auf dem Wasser erleben möchten, bietet das Leipziger Neuseenland ideale Bedingungen – heute und in Zukunft.

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