Ein weiterer Fan des Fußballclubs BSG Chemie ist vor Gericht gelandet: Wegen Beleidigung verhandelte heute das Amtsgericht Leipzig gegen Danny H. Der 25-Jährige war am 16. September vergangenen Jahres mit einem Polizisten aneinandergeraten und hatte ihn als Spasti bezeichnet. "Im Vorfeld des Spiels gegen Leutzsch war ich mit Freunden unterwegs. Unsere Straßenbahn stoppte, wir mussten aussteigen und wurden von Polizisten eingekesselt", erzählte er.

“Ich fragte, wo man denn auf die Toilette gehen könne. Nach einigem Hin und Her schickte mich ein Beamter in Richtung Leutzscher Rathaus. Ich zog los, da kam ein anderer Polizist hinter einem Auto hervor, packte mich und drückte mich gegen eine Hauswand. Ich fragte, was das soll und dabei ist mir das mit dem Spasti so rausgerutscht.” Der junge Mann entschuldigte sich vor Gericht auch bei dem Beamten.

Dieser nahm die Entschuldigung jedoch nicht an. “Das ist ein bisschen spät”, bemerkte er. Der Richterin erzählte er seine Version: “BSG-Fans hatten die Kneipe Abseitsfalle, in der sich Anhänger von Leutzsch aufhielten, gestürmt, also handelten wir und kesselten auch weitere Fans ein, die aus der Straßenbahn stiegen.” Dass Danny H. auf die Toilette wollte, das hatte er nicht mitbekommen. “Er hat versucht, sich an mir vorbei zu drücken ohne etwas zu sagen”, so der Beamte. Das mit der Hauswand stimme nicht.

“Das es so passiert ist, tut mir leid”, sagte Danny H. dazu. “Aber der Polizist hat auch genügend dazu getan, dass es so gekommen ist.” Zum Prozess war es nur gekommen, weil er gegen den Strafbefehl in Höhe von 200 Euro Einspruch eingelegt hatte. Die Staatsanwaltschaft stimmte jedoch einer Einstellung des Verfahrens nicht zu

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“Ich kann ohne die Zustimmung das Verfahren nicht einstellen und wenn Sie den Einspruch nicht zurücknehmen, muss ich die Tagessätze höher einstufen”, meinte die Richterin. Zuvor hatte Danny H. offenbart, dass er als Berater im Jobcenter arbeitet und 1.400 Euro netto verdient. Dann hätte er vermutlich einen Tagessatz von 20 Euro oder mehr bekommen, gesamt also 400 Euro oder mehr zahlen müssen.

Zähneknirschend stimmte Danny H. zu und hob den Einspruch auf. Es bleibt also bei 200 Euro Strafe. “Wenn ich alles, was mir jeden Tag im Jobcenter um die Ohren gehauen wird, zur Anzeige brächte, hättet ihr hier 24 Stunden zu tun”, kommentierte er.

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