Der Leipziger CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. Thomas Feist fordert die Leipziger Stadtverwaltung dazu auf, eine Straße nach Erich Loest, seines Zeichens Ehrenbürger der Messestadt, zu benennen. Die L-IZ fragt Leipziger Personen des öffentlichen Lebens in loser Reihenfolge nach ihrer Meinung zu einer entsprechenden Ehrung des prominenten Schriftstellers, der freiwillig aus dem Leben schied.

Feists Forderung im Wortlaut: “Loest, einer der bekanntesten deutschen Schriftsteller, der sich durch siebeneinhalb Jahre Stasi-Knast Bautzen nicht hat brechen lassen, der ein engagierter Kämpfer für Zivilcourage und die deutsch-polnische Aussöhnung war, hat seine Heimatstadt in zahlreichen Romanen und Essays weit über den deutschsprachigen Raum hinaus bekannt gemacht. Romane wie ‘Völkerschlachtdenkmal’, ‘Nikolaikirche’ und ‘Löwenstadt’ gehören mittlerweile zum Allgemeingut. Die Stadt Leipzig – allen voran ihr Oberbürgermeister Burkhard Jung – sollte diesen herausragenden Schriftsteller in einer besonderen Form würdigen. Dazu gehört aus meiner Sicht neben der schnellstmöglichen Realisierung des Minkewitz-Gemäldes ‘Aufrecht stehen’ in der Universität Leipzig auch die Benennung einer Straße nach dem großen Schriftsteller. Loest, der sich für die Wiederwahl von Burkhard Jung als Leipziger Oberbürgermeister öffentlich eingesetzt hat, sollte nun von diesem auch eine besondere Ehrung erfahren”, so Feist.

“Ich kannte den Schriftsteller aus einigen Begegnungen, die für mich alles andere als alltäglich waren. Insofern sehe ich es als meine Aufgabe an, mich für ein ehrendes Gedenken von Erich Loest in Leipzig in besonderer Weise einzusetzen.”Prof. Dr. Rainer Eckert, der nicht nur Direktor des Zeitgeschichtlichen Forums, sondern auch Professor am Institut für Kulturwissenschaften an der Uni Leipzig ist, zur Forderung von Dr. Thomas Feist:

“Erich Loest ist einer der größten Söhne Leipzigs. Und das in mehrerlei Hinsicht. Zum einen wegen seiner wichtigen Bücher wie ‘Nikolaikirche’, ‘Reichsgericht’, ‘Es geht seinen Gang’ und ‘Sommergewitter’, worin er den Arbeiteraufstand vom 17. Juni 1953 in Halle und Bitterfeld schildert. Damit hat er sich große Verdienste weit über Leipzig hinaus erworben. Außerdem hat er sich in die Kämpfe eingemischt und sowohl vor als auch nach der friedlichen Revolution stets versucht einzuwirken. Beides, seine Bücher und sein Eintreten für Demokratie und Freiheit, verdient eine entsprechende Würdigung. Ich stimme darüber hinaus Herrn Dr. Feist zu, wenn er fordert, dass das Minkewitz-Gemälde ‘Aufrecht stehen’ sobald wie möglich realisiert werden sollte und in der Uni Leipzig als einem Ort des freien Geistes seinen Platz findet. Meiner Meinung nach gehört auf das Minkewitz-Gemälde auch Herbert Belter, der als Student mit einer Flugblattaktion gegen den geplanten Wahlbetrug bei den Volkskammerwahlen 1950 auf die neue, diesmal rote Diktatur aufmerksam machen wollte. Er wurde dafür zum Tode verurteilt, nach Moskau deportiert, wo er am 28. April 1951 insgeheim erschossen wurde. Erich Loest sollte unbedingt mit einer Orts- oder Straßennennung geehrt werden. Ich möchte nur daran erinnern, dass es in Leipzig 72 Orte und Straßen gibt, die mit der Völkerschlacht in Zusammenhang stehen. Was auf der einen Seite meiner Ansicht nach zu viel ist, ist auf der anderen zu wenig. Eine Ehrung Erich Loests wäre dahingehend ein kleiner Ausgleich.”

Die CDU-Fraktion hat das von Thomas Feist vorgebrachte Anliegen bereits am Mittwoch, 18. September, als Antrag (A 454) in der 1. Lesung in den Stadtrat eingebracht. Dort wird vorgeschlagen, eine Straße oder einen Platz nach Erich Loest zu benennen. Die Verwaltung wird jetzt dazu einen Verwaltungsstandpunkt vorbereiten, bevor der Antrag in 2. Lesung in der Ratsversammlung entschieden wird.

Leipzigs Kulturbürgermeister Michael Faber (Die Linke) findet eine Würdigung des großen Schriftstellers im Stadtraum auch wünschenswert: “Erich Loest war ein kritischer Mensch, der unserer Gesellschaft gut tat. Er ist Ehrenbürger unserer Stadt. Wir werden deshalb nach einem Weg suchen, wie wir an ihn am besten erinnern können.”

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