Fangen wir mit dem Wichtigsten an - dem Wetter. Das ist das Phänomen, über das alle reden, alle Bescheid zu wissen glauben und entsprechend auch mal kommentieren, wenn in der L-IZ vom Klimawandel und seinen Folgen die Rede ist. Aber Reden übers Wetter macht noch keinen klügeren Menschen. Gestern war Frühlingsanfang. Ganz offiziell 12:02 Uhr. Doch statt Frühlingssonne gab's wieder nur Schnee und - 1 Grad Celsius.

“Ist das noch normal?”, fragte deshalb auch Dipl.-Meteorologe Simon Trippler vom Deutschen Wetterdienst am Tag zuvor. Auch dort klingeln die Telefone heiß. Nach sechs Monaten Schnee, Frost und bedecktem Himmel haben die meisten Deutschen die Nase voll von diesem Wetter. Und auch die immer neu aufgelegten Szenarien mit der kalten Luftschicht über dem Land, über die sich immer neue feuchte Luftschichten vom Atlantik schieben, machen so knapp vor Ostern keinen Spaß mehr. Das hätte vor Weihnachten passieren dürfen. Jetzt sehnt man sich nach Sonne. Und zweistelligen Temperaturen über Null.

Und man würde diesen Winter schon gern unter “Ausnahme” einsortieren. Doch nach den beiden ebenfalls recht frostigen Wintern der Vorjahre ist man da vorsichtiger. Die Klimaveränderungen auf der Erde bedeuten eben nicht, dass nun einfach in Mitteleuropa dauerhaft der Frühling einzieht und die Winter verschwinden. Dafür sorgen schon die großen Thermostate der Erdatmosphäre und der Meere. Am 8. März erläuterte Trippler das nun erlebte Hin und Her anhand der Richtungen, aus denen die Luftmassen kommen, die unseren März bestimmen. Kommen sie aus Norden, kann’s auch im März bitterkalt werden. Kommen sie aus Süden, kann schon mal frühsommerlich warm werden. Und entsprechend trocken.

Von den Extremtemperaturen ist der aktuelle sächsische März weit entfernt, auch wenn eines schon feststeht: Der Leipziger März wird deutlich kühler als im üblichen Durchschnitt. Dadurch, dass die atlantischen Luftmassen vor allem den Norden in Schnee getaucht haben, kommt es im Norden und in der Mitte Deutschlands auch zu den höchsten Abweichungen vom langjährigen Mittel.
Trippler: “So liegt dieses in den ersten 19 Tagen des Monats im deutschlandweiten Flächenmittel bei 0,9 Grad. Das sind 2,5 Grad kälter als die 3,4 Grad, die im langjährigen Mittel der Jahre 1961 bis 1990 gemessen wurden. Im Norden beträgt die Abweichung bisher 2 bis 4 Grad, im Süden 1 bis 2 Grad. Am ‘wärmsten’ war es noch am Alpenrand, wo es nur 0 bis 1 Grad zu kalt war. In Querfurt (Sachsen-Anhalt) wurde mit 5,0 Grad die größte negative Abweichung festgestellt, aber auch in Leipzig und Dresden (beide Sachsen) war es mit einer Abweichung von 4,1 Grad sehr viel kälter als im Durchschnitt der Referenzperiode.”

2009 schaffte es der Leipziger März zum Beispiel auf 1,7 Grad im Durchschnitt, 2010 auf 0,5 Grad, 2011 auf die glatte Null und 2012 schaffte es der explodierende März tatsächlich auf 7,5 Grad Durchschnittstemperatur.

Der aktuelle März schwankt hin und her – hat es sogar schon auf ein Tagesmittel von 5,8 Grad Celsius gebracht. Das war am 6. März. Das glatte Gegenteil war der 13. März – da klemmte das Tagesmittel bei – 5,6 Grad.

Was aber viel mehr aufs Gemüt schlägt, das ist der fehlende Sonnenschein. Für gewöhnlich schafft es auch der März auf 130 bis 160 Stunden Sonnenschein. 2011 kamen sogar sage und schreibe 206 Stunden Sonnenscheindauer zusammen. Doch wie im Januar und Februar ging’s nun auch im März 2013 weiter. Bislang kamen in Leipzig magere 65 Stunden Sonnenscheindauer zusammen.

“Da aktuell für den Rest des Monats keine wesentliche Änderung hin zu Frühlingswetter mit verbreitet zweistelligen Temperaturen zu erkennen ist, wird die Monatstemperaturbilanz am Ende des Monats wohl deutlich negativ ausfallen”, kündigte Trippler schon am Mittwoch an. Für Leipzig heißt das: leichter Frost bis zum Montag.

Und da bei Frostgraden auch die stolzen Besitzer von Kaminen und anderen Verbrennungsanlagen so richtig Feuer in der Bude machen, heißt das auch: Die Feinstaubbelastung steigt. Und mit der Freigabe des neu gebauten Ostteils der Lützner Straße ist auch dort wieder mehr Verkehr. Leipzig ist 2013 also schon wieder dabei, die Höchstgrenze für die Überschreitung bei den Feinstaubgrenzwerten zu reißen. In der Lützner Straße kamen bislang schon 29 Tage mit Grenzwertüberschreitungen zusammen. Sieben Tage davon allein im März. In Leipzig-Mitte wurden bislang 24 Tage mit Grenzwertüberschreitung gezählt – sechs davon im März. Was auch deshalb auffällt, weil im vergleichbaren Dresden die Zahl der Grenzwertüberschreitungen deutlich niedriger ist. Bei 22 Tagen liegt sie bis jetzt.

Eines zumindest ist deutlich: Auch die umgebaute Lützner Straße ist kein gesundes Pflaster zum Wohnen.

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