Zum Jahreswechsel wurden an mehreren Messstellen in Sachsen teils erhebliche Überschreitungen der Feinstaubkonzentrationen in der Luft festgestellt, teilt das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) mit. Alle Jahre wieder, könnte man sagen. Die höchsten Stundenmittelwerte wurden am 1. Januar mit 903 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft in Glauchau gemessen.

Sachsenweit gab es an fünf der 20 Messstationen eine Überschreitung des maßgeblichen Tagesgrenzwertes von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft, und zwar in Glauchau (169), Zwickau (85), Leipzig/Lützner Straße (71), Leipzig-Mitte (57) und Chemnitz/Leipziger Straße (58). Pro Jahr sind nach EU-Luftqualitätsrichtlinie nur 35 Tage erlaubt, an denen der Tagesgrenzwert überschritten werden darf.

Beim Abbrennen von Feuerwerkskörpern entsteht eine Vielzahl von Luftschadstoffen. Bestandteile des Feinstaubs von Feuerwerkskörpern sind unter anderem Metalloxide für die Farbeffekte, Schwefelverbindungen und Dioxine. In den ersten Stunden eines neuen Jahres werden deshalb häufig Feinstaubkonzentrationen gemessen, die bis zum Hundertfachen der Normalkonzentration entsprechen. Wie hoch die Belastung ist und wie schnell die Feinstaubbelastung nach dem Silvesterfeuerwerk zurückgeht, hängt maßgeblich von den Wetterverhältnissen ab. Bei Windstille und Trockenheit verbleiben die Schadstoffe über viele Stunden in der Luft.

Im Rahmen eines EU-Projektes zur Gesundheitsbelastung durch Feinstaub wurde in der Silvesternacht 2012/13 in einem Dresdner Wohngebiet kurz nach Mitternacht ein enormer Anstieg der Rußbelastung und der Anzahl der sehr kleinen Partikel – unter 0,1 Mikrometer Durchmesser – gemessen. Fast 50.000 Partikel befanden sich in einem Kubikmeter Luft, üblich sind sonst ca. 6.000 Partikel.

Wichtig sind natürlich die Tage mit Grenzwertüberschreitung. Denn danach bemisst die EU den Erfolg der Luftreinhaltepläne.Leipzig hat ja bekanntlich seit 2011 eine Umweltzone. Wirkt sie oder wirkt sie nicht? – Das ist eine durchaus spannende Frage. Denn auf dem Gebiet der Partikel, wo sie wirken soll, zeigt sie auch Wirkung, wie Prof. Alfred Wiedensohler, Leiter der Forschungsgruppe “Troposphärisches Aerosol” am Leibniz-Institut für Troposphärenforschung e. V., im Frühjahr 2013 erläuterte: Der Anteil an Rußpartikeln, den eigentlich gesundheitsschädlichen Verbrennungsrückständen in der Luft, ging durch die Umweltzone in Leipzig um 28 Prozent zurück.

Was die gezählten Tage mit Grenzwertüberschreitung an den beiden innerstädtischen Messstationen Mitte und Lützner Straße erst einmal nicht zeigen. Hier wird in der Regel nur die Feinstaubmessung der Partikelgröße PM 10 wahrgenommen, zu der eben auch der “übliche” Feinstaub gehört – Staubaufwirbelungen von der Straße, Verwehungen von Feldern und aus Tagebauen, selbst eingewehte Stäube aus Afrika.

Dazu kommt die so genannte Trogwetterlage, die die Leipziger gerade 2011 und 2012 mehrfach erlebten: Für mehrere Wochen bildete sich eine stabile Wetterlage aus, die Luft zirkulierte kaum noch, der Staub in der Luft reicherte sich immer weiter an.

Was 2011 an der Messstation Mitte (Am Hallischen Tor) zu 63 Tagen mit Grenzwertüberschreitung führte. 2012 waren es dort immerhin noch 39. 2013 könnten es – nach den bislang vorläufigen Zahlen des LfUG – 32 sein.- Und das trotz des langen und kalten Winters, der allein in den Monaten Januar bis April für 31 Tage mit Grenzwertüberschreitung sorgte. Grund dafür war auch die erhöhte Zahl von betriebenen Kleinfeueranlagen – Kamine und dergleichen.

Im Grunde hätte man auch für die Messstation in der Lützner Straße so einen Rückgang erwartet. Immerhin war sie in den Vorjahren aufwändig saniert worden. Aber die Feinstaubbelastung in dieser stark befahrenen Straße hat man damit nicht so stark gesenkt wie erwartet. Nach 69 Tagen mit Grenzwertüberschreitungen 2011 (auch beeinflusst durch die nahen Bauarbeiten), gab es 2012 noch 34 Tage mit PM10-Grenzwertüberschritung, 2013 nun nach den vorläufigen Zahlen werden es 40 sein. Wobei die Verteilung ebenfalls wieder darauf hindeutet, dass der Betrieb von Holz- und Kohleheizungen dafür sorgte, dass die Grenzmarke in den Monaten Januar bis April allein 39 Mal überschritten wurde.

Aktuelle Luftmesswerte Sachsen: www.umwelt.sachsen.de/umwelt/luft/3654.htm

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