Würde man mit einem Taxi nach Paris fahren? Nun als Fahrgast wohl eher nicht, der Taxiunternehmer selbst kann natürlich mit seinem Fahrzeug machen was er will. Zur Not auch mal runde 1.000 Kilometer quer durch Europa gondeln. Und das ganze 30 mal, um auf die Zahl zu kommen, die alle angeforderten Taxen in Leipzig vor Wahllokalen verwartet und anschließend verfahren haben. Die Stadt Leipzig stieg also am 25. Mai ein und buchte die Fuhren nach Paris, um die Wahlurnen ins Rathaus zu bringen.

Das Taxigewerbe ist in Leipzig umkämpft, das Brot der Kollegen in den gelben Kutschen ein hartes. Aber die Geschichte, welche MDR Info heute zu erzählen hatte, klingt dann doch nach einem Verdienst im Schlaf. 41.440 Euro sollen alle Touren am 25. Mai zusammen inklusive der teils stundenlangen Warterei vor den Wahl-Lokalen gekostet haben, um die Unterlagen zur Kommunal- und Europawahl ins Rathaus zu gondeln.

Seit 1994 mache man dies nun so und es sei die beste Variante, die Wahlunterlagen ins Rathaus zu bringen. So habe sich Dr. Ruth Schmidt (Wahlleiterin der Stadt) geäußert. Was der MDR da offenlegte, könnte am härtesten die Löwentaxi-Genossenschaft treffen, würde das Vorgehen geändert. In anderen Städten würde das Zusammenholen der Unterlagen immerhin mit dem städtischen Fuhrpark erledigt – in Leipzig warten die Taxler von der ältesten Taxivereinigung der Stadt vor dem Lokal.

Rechnet man die Jahre zusammen, immerhin ein Auftragsvolumen von geschätzten 800.000 Euro, was dann seit 1994 bereits 570 Touren zum Eifelturm wären. Aber lassen wir das, den Rest kann man sich hier bei MDR Info ja selbst anhören oder lesen.

Die nächste Tour startet am 31. August 2014. Dann ist Landtagswahl in Sachsen.

Anm. d. Red.: Grundlage der kleinen Zahlenspielerei war eine Tourberechnung Leipzig – Hannover.
Die Stadtverwaltung hat mittlerweile am heutigen Sonntag, 1. Juni 18:30 Uhr auf ihrer offiziellen Facebookseite auf den Bericht des MDR reagiert. Dort heißt, dass man nachfolgende Antwort dem MDR bereits am Mittwoch dieser Woche übermittelt hätte.

“Die Auftragssumme von 41 440 ? für den Wahltag ist ein Pauschalbetrag, der den Transport von Wahlunterlagen in die Wahlobjekte am Wahlmorgen und den Transport der Wahlvorsteher (mit Wahlniederschrift) in das Neue Rathaus und der Wahlunterlagen in das Wahllager am Wahlabend umfasst. Der Einsatzbeginn um 19 Uhr am Wahlabend basiert auf Erfahrungswerten, ab wann die ersten Wahlvorstände fertig sind und eine Taxe benötigen. Am 25.05. kamen die ersten Taxen vor 20 Uhr zum Einsatz.

Der Einsatz von Taxen am Wahlabend hat sich seit 1994 als die zuverlässigste und praktikabelste Variante herausgestellt. Den Transport anderweitig (z. B. mit eigenem Personal und diensteigenen Transportmitteln) zu organisieren, wäre nicht zu bewerkstelligen. Vorgenannte Verfahrensweise wird für jede Wahl im Vergabegremium VOL (u. a. besetzt mit Stadträten) nach den geltenden Vergabegrundsätzen erörtert.

Eine telefonische Anforderung der Taxen erst bei Bedarf ist seinerzeit geprüft und verworfen worden, weil dieses Verfahren nicht die Verfügbarkeit der vielen benötigten Taxen in einer angemessenen Zeit sichert, was für die 321 Wahlvorstände zusätzlichen Aufwand und Wartezeiten bedeutet. Auch ein Anruf eine “viertel Stunde vor Bedarf” (die nicht so einfach zu bestimmen ist) würde das Problem nicht lösen.

Wir sind allen 3.500 Mitgliedern der Wahlvorstände für ihre Bereitschaft, am Wahltag tätig zu werden, sehr dankbar und möchten absichern, dass sie und insbesondere der Wahlvorsteher, der nach einem langen und anstrengenden Wahltag (ab 7:15 Uhr) die Unterlagen noch im Rathaus abgeben muss (einschließlich Kontrolle der Niederschrift), sich auf einen zügigen Abschluss der ihrer Aufgabe verlassen können.”

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