Seit 50 Jahren wählt der Naturschutzbund NABU gemeinsam mit dem Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) einen Vogel des Jahres. Die Tiere sind dann ein Jahr lang Botschafter für ein Naturschutzanliegen. Für die Wahl zum Vogel des Jahres 2021 wird alles anders: Erstmals ist die Bevölkerung aufgerufen, selbst zu wählen!

Die Wahl verläuft in zwei Phasen. Zunächst kann man im Internet unter www.vogeldesjahres.de seinen „Lieblingsvogel“ nominieren. Hierbei kann bis zum 15. Dezember 2020 jeder mitmachen und seinen Kandidaten aus insgesamt 307 Vogelarten wählen. Alle in Deutschland brütenden sowie die wichtigsten Gastvogelarten stehen zur Auswahl. Die zehn von der Bevölkerung meistnominierten Arten gehen dann ab dem 18. Januar 2021 ins finale Rennen um den Titel. Am 19. März 2021 verkünden NABU und LBV dann den ersten öffentlich gewählten Vogel des Jahres.

Bedrohte Vogelwelt

Der NABU ruft alle auf, sich an der Wahl zu beteiligen, denn die bedrohte Vogelwelt braucht dringend mehr Aufmerksamkeit. Rund 45 Prozent der heimischen Brutvogelarten stehen auf der „Roten Liste gefährdeter Arten“, weitere 7 Prozent auf der Vorwarnliste. Besorgniserregend ist vor allem die Situation von Vogelarten in der Agrarlandschaft; Deutschland verzeichnet seit 1980 bei den Feldvögeln eine Bestandsabnahme von 34 Prozent.

Mehr als zehn Millionen Vogelbrutpaare sind damit bereits von den Wiesen und Feldern Deutschlands verschwunden. Auch viele andere Vogelarten kämpfen mit Problemen, sie verlieren zum Beispiel bei der unbedachten Renovierung von Gebäuden ihre Brutplätze oder leiden unter den Folgen des Klimawandels.

Der NABU Leipzig beobachtet auch bei den noch häufigen Vogelarten, die in unserer Stadt (noch) zuhause sind, eine dramatische Verschlechterung. Sie verdienen sofort einen konsequenten Schutz, der oft durch einfache Maßnahmen, Nachhaltigkeit und Rücksichtnahme erreicht werden könnte, bevor auch diese Arten vom Aussterben bedroht sind.

Exkursion und Vortrag

Der NABU Leipzig stellt alljährlich den Vogel des Jahres mit Vorträgen und Exkursionen vor und versucht auch, den Vögeln mit praktischen Aktionen zu helfen. Die Wahl zum Vogel des Jahres 2021 sollte bei einem Vortragsabend am 4. November 2020 vorgestellt werden, coronabedingt muss dieser Vortragsabend leider ausfallen.

Geplant ist aber schon eine Infoveranstaltung am 10. Juli 2021 ab 14 Uhr in der Auwaldstation Leipzig. Der Gewinner der Wahl zum Vogel des Jahres 2021 wird dann näher vorgestellt, aber auch die zehn Kandidaten des NABU Leipzig. Anschließend ist eine vogelkundliche Exkursion geplant, die durch Park, Siedlung und Auenlandschaft führen wird.

NABU Leipzig nominiert 10 Vogelarten

Der NABU Leipzig beteiligt sich am Wahlkampf für den Vogel des Jahres und hat eine „Top 10“ nominiert. Es handelt sich um Vogelarten, die für den Vogelschutz in der Stadt Leipzig besonders relevant sind und die als Botschafter für die Anliegen des Naturschutzes in unserer Stadt stehen:

Amsel

Leidet unter Heckenrodung, Flächenversiegelung, Dürre und neuartigen Krankheiten

Rauchschwalbe

Leidet unter intensivierter Landwirtschaft, Insektensterben, Klimawandel, Nistplatzverlust, Flächenversiegelung

Blaumeise

Leidet unter Insektensterben, Lebensraumverlust und neuartigen Krankheiten

Teichhuhn

Leidet unter dem Mangel intakter Kleingewässer, Dürre, Störungen und Rückschnitt von Schilf

Haussperling

Leidet verursacht durch rücksichtslose Bauprojekte unter dem Verlust von Nist-, Ruhe- und Nahrungsplätzen

Mittelspecht

Ein Botschafter für einen naturnahen Leipziger Auwald mit Totholz und alten Stieleichen

Bluthänfling

Leidet unter monotoner Gartengestaltung ohne Sträucher, Hecken und Wildkräutern

Wendehals

Leidet unter dem Mangel alter Bäume in Gärten, auf Streuobstwiesen, Weideflächen und anderen halboffenen Landschaften, die häufig bebaut oder landwirtschaftlich intensiv genutzt werden

Sperber

Der wendige schnellfliegende Jäger leidet in unserer Stadt häufig unter der „modernen“ Bauweise, kollidiert mit unsichtbaren Glasflächen und verirrt sich in Hallen

Elster

Leidet unter Lebensraumverlust durch Baumrodungen und Flächenversiegelung, zu Unrecht wird sie selbst als „Nesträuberin“ für den Rückgang andrer Vogelarten verantwortlich gemacht

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