High-Level-Forum von Stahlländern, Industrie, Gewerkschaft und der Bundesregierung zu Herausforderungen und Perspektiven der Stahlindustrie – Wirtschaftsminister Dulig: „Sachsen will Standort für nachhaltige und klimaneutrale Stahlproduktion werden“

Mit der Dekarbonisierung und dem Ziel, bis zum Jahr 2045 Klimaneutralität zu erreichen, steht die deutsche Industrie vor historischen Weichenstellungen. Diese erfordern einen Technologiewechsel in Richtung einer CO2-armen Produktion. Hinzu kommt ein schwieriges Umfeld im internationalen Wettbewerb.

Wie wirksam haben die verschiedenen Maßnahmen des Handlungskonzepts Stahl der Bundesregierung bisher gegriffen? Wie müssen die Rahmenbedingungen auf nationaler und europäischer Ebene angepasst und gezielt weiterentwickelt werden, um der Stahlindustrie in Deutschland eine dauerhafte Entwicklungsperspektive zu geben? Wie kann die Stahlindustrie durch eigene Aktivitäten ihre Wettbewerbsfähigkeit gezielt sichern und ausbauen?

Darüber tauschten sich Vertreter der Stahlländer heute mit Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier sowie Vertretern der Stahlindustrie und der IG Metall in einer Videokonferenz aus.

Wirtschaftsminister Martin Dulig, der für Sachsen an dem Stahlforum teilnahm, betont: „Die Transformation hin zu einer klimafreundlichen, CO2-neutralen Wirtschaft ist ein gemeinsames Vorhaben des Freistaates und der sächsischen Elektro-Stahlindustrie. Sowohl grüner Strom als auch Schrottkreisläufe spielen dabei für das Elektrostahl-Land Sachsen eine wichtige Rolle. Daher setzt sich Sachsen auch im Rahmen der nationalen Allianz der Stahlländer dafür ein, dass die Bundesregierung und die EU-Kommission Programme zur Förderung von Investitionen in eine klimaneutrale Stahlproduktion kurzfristig realisieren. Ziel ist eine hohe öffentliche Förderung des Dekarbonisierungsprozesses.“

Mit Blick auf die sächsische Wasserstoffstrategie, die in Kürze vorgestellt wird, ergänzt Minister Dulig: „Wir müssen unsere Stahlindustrie zukunftsfähig aufstellen, um auch künftig nicht vom Ausland abhängig zu sein. Deshalb will Sachsen Standort für eine nachhaltige und klimaneutrale Stahlproduktion werden. Dafür muss künftig auch grüner Wasserstoff zur Verfügung stehen. Wasserstoff ist ein wichtiger Baustein für die Defossilisierung der Industrie bzw. die Erzeugung von grünem Stahl. In den aktuell laufenden Arbeitsgesprächen in Sachsen zum Thema Wasserstoff ist die sächsische Stahlindustrie bereits intensiv einbezogen.“

Das brandenburgische Wirtschaftsministerium hatte zu diesem High-Level-Forum Stahl eingeladen. Brandenburgs Wirtschaftsstaatssekretär Hendrik Fischer, der an der Konferenz teilnahm, betonte: „Stahlbasierte Wertschöpfungsketten sind das Rückgrat der Industrie in Deutschland. Ihre Zukunftsfähigkeit ist daher von entscheidender Bedeutung für unseren Wirtschaftsstandort.“

Der nordrhein-westfälische Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart, der als Vorsitzender der Wirtschaftsministerkonferenz die Veranstaltung moderierte, ergänzte: „Das Handlungskonzept Stahl, das die Bundesregierung im Juli 2020 verabschiedet hat, muss auch von einer neuen Bundesregierung fortgeschrieben werden. Klimaschutzpolitik und Stahlpolitik müssen zusammengeführt werden. Dabei bleibt auch die Politik entscheidend gefordert.“

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier erklärte: „Mit dem Handlungskonzept Stahl haben wir im Sommer 2020 die Weichen für eine erfolgreiche Transformation der Stahlindustrie in Deutschland hin zur CO2-Neutralität gestellt. Seitdem sind wir ein großes Stück vorangekommen: Die Bundesregierung stellt zusätzlich rund 5 Milliarden Euro für die Dekarbonisierung der Industrie zur Verfügung; im Rahmen des IPCEI Wasserstoff werden wir mit bis zu 2 Milliarden Euro klimafreundlichere Produktionsprozesse in der Stahlindustrie fördern.

Jetzt kommt es darauf an, dass wir hier nicht lockerlassen, sondern diesen Weg entschlossen weitergehen, damit die Transformation der Stahlindustrie in Deutschland zum Erfolg wird: für eine klimafreundliche und wettbewerbsfähige Industrie und zukunftssichere Arbeitsplätze.“

Einig war sich die Runde, dass die Stahlindustrie insbesondere durch Investitionen in CO2-arme Verfahren entscheidend zum Erreichung der Klimaziele 2030 beitragen könne. Parallel dazu müsse der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft geleistet werden, um den Einstieg in eine klimaneutrale Stahlproduktion schaffen zu können. Unverzichtbar dafür bliebe die Schaffung und Anpassung eines verlässlichen politischen Rahmens.

Zu diesem Rahmen gehören:

  • die Sicherung von Anschubinvestitionen: Die bestehenden Förderprogramme müssen mit ausreichenden Mitteln ausgestattet und miteinander verbunden werden.
  • die Einführung von Klimaschutzverträgen: Diese sichern Investitionen in CO2-arme Verfahren ab.
  • die Etablierung von Leitmärkten für grünen Stahl: Hierzu braucht es ein Pilotprogramm zur Schaffung von grünen Leitmärkten.
  • das Ausschöpfen der Potenziale der Kreislaufwirtschaft.
  • der rasche Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft, insbesondere der Wasserstoffnetze
  • eine industriepolitische Perspektive für den europäischen Green Deal.
  • die enge Begleitung der Transformation der Branche durch die Politik.

Metallindustrie in Sachsen

Die Metallbranche in Sachsen besteht aus den Bereichen „Metallerzeugung und -bearbeitung“ sowie „Herstellung von Metallerzeugnissen“. Im Jahr 2020 beschäftigten diese beiden Wirtschaftsbereiche in 668 Betrieben mehr als 50.300 Mitarbeiter. Der Bereich der Metallerzeugung hatte im Jahr 2020 einen Umsatzanteil an der Industrie insgesamt von ca. 13 Prozent.

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