Es war eine Leipziger Jugendstil-Perle: Das Künstlerhaus am Nikischplatz, in unmittelbarer Nachbarschaft zur Gottschedstraße. Doch es fiel dem Krieg zum Opfer. Lediglich das Portal des Hauses blieb erhalten. Nun ist es frisch saniert worden. Kulturbürgermeister Michael Faber hat es heute der Öffentlichkeit übergeben. Zudem trägt das Portal nun einen historischen Schriftzug und zwei Gedenktafeln.

Möglich gemacht hat dies eine großzügige Einzelspende von einem Leipziger Ehepaar. “Sie sind seit Jahrzehnten unmittelbare Nachbarn des ehemaligen Künstlerhauses”, erklärte Faber. Die Eheleute wollten sich jedoch nicht zu erkennen geben. “Das zeichnet sie besonders aus”, so Faber. Der Kulturbürgermeister zeigte sich erfreut, dass genau 70 Jahre nach der Zerstörung des Hauses ein Stück Kunst-, Kultur- und Stadtgeschichte wieder lebendig gemacht werden konnte. Die Kosten für die Sanierung des Portals betrugen circa 11.000 Euro, die Aufstellung des Gedenksteines und die Anfertigung des Schriftzuges und der Tafeln kosten circa 10.000 Euro.

Das Gebäude war im Jahr 1900 nach Plänen des Leipziger Architekten Fritz Drechsler errichtet worden. An der künstlerischen Gestaltung des Hauses waren über zwanzig Leipziger Künstler beteiligt. Es gehörte dem Leipziger Künstlerverein, der hier ebenso seinen Sitz hatte wie der Leipziger Künstlerbund, der Verein Leipziger Architekten, die Leipziger Jahresausstellung und die Allgemeine Deutsche Kunstgenossenschaft. Das Gebäude war auch ein Zentrum des jüdischen Kulturlebens. In den Ateliers arbeiteten und lebten viele bekannte Maler und Bildhauer, im Erdgeschoss befanden sich ein Restaurant, ein Künstlercafé und eine Kegelbahn. Im zweiten Weltkrieg wurde es am 4. Dezember 1943 zerstört.
Doch der Pegasos blieb unversehrt: Es handelt sich dabei um ein vom Bildhauer Hans Zeißig geschaffenes Denkmal für drei im ersten Weltkrieg gefallene Künstler. Es zeigte einen von Blitzen getroffenen Pegasos.

Im Auftrag des Amtes für Stadtgrün und Gewässer wurde das Portal saniert. Die Ausführung lag in den Händen der Leipziger Betriebe F. X. Rauch und der Baufirma Gruner. Das Kulturamt veranlasste die Aufstellung des Gedenksteines, die Anbringung der Tafeln und des nachempfundenen historischen Schriftzuges “Künstlerhaus”. Der Gedenkstein wurde von dem Bildhauer Markus Gläser restauriert, Tafeln und Schriftzug stellte die Firma Werbedesign Lepschy her. Auf einer zweiten Tafel wird an ein verlorenes Bronzerelief von Carl Seffner erinnert, das sich ursprünglich an dem Portal befand. Es zeigte Adam und Eva am Baum der Erkenntnis. Seffner gab Adam die Gesichtszüge des Leipziger Künstlers Max Klinger.

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