Nicht wenigen Leipzigern fehlt, über 20 Jahre nach der "Kehre" wie die Wende hier und da flapsig genannt wird, eine Aufarbeitung der Nachwendezeit, dem Übergang von einem DDR-System der Wortlosigkeit in ein System des freien Marktes und der Buschzulagen. Ist die Zeit reif, sich einmal umzudrehen und zu fragen, was vom "Kulturschock" bis heute besteht?

Die Forderung nach Auseinandersetzung mit der DDR finde ich längst überfällig. Halten Sie eine Forderung nach Auseinandersetzung mit der Nachwendezeit für verfrüht?

Die Auseinandersetzung mit Zeitgeschichte darf kein Tabuthema sein, wir sollten uns dazu sogar verpflichtet fühlen. Nur so können wir aus der Erfahrung etwas lernen. Und das je eher, desto besser. Bei der Aufarbeitung der DDR-Geschichte hat sich gezeigt, dass die sogenannte dritte Generation Ost zur Aufarbeitung zwar motiviert ist, aber häufig zu wenig Unterstützung und Gehör findet, gerade in den Gebieten der ehemaligen BRD.

Was die Aufarbeitung der Nachwendezeit angeht, wird eine neutrale Auseinandersetzung derzeit vor allem durch den Umstand erschwert, dass damalige Akteure auch heute noch aktiv am gesellschaftlichen und politischen Leben beteiligt sind. Von der historischen Auseinandersetzung bis zur Aufklärung heutiger Skandale ist es manchmal nur ein kleiner Schritt. Beides werde ich als Leipziger OBM vorantreiben!

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