Mancher Wähler war bei der Oberbürgermeister-Wahl am 27. Januar etwas verwirrt als er sah, was da auf seinem Wahlzettel zu lesen stand. Insbesondere Horst Wawrzynski verwirrte die Leipziger mit dem, was bei ihm in der ersten Spalte neben seinem Namen zu finden war. Und was auch am 17. Februar bei der Neuwahl zu lesen sein wird.

“In der linken Spalte des Stimmzettels stehen scheinbar die Parteien, in denen die OBM-Kandidaten Mitglied sind. Dirk Feiertag gehört keiner Partei an und steht deshalb auf dem Stimmzettel ganz unten. In der linken Spalte steht aber nicht ‘parteilos’ sondern ‘Feiertag’. Das ist irreführend, da es keine Partei namens ‘Feiertag’ gibt”, schildert L-IZ-Leser Gunter Schröder das, was er für einen handfesten Grund hält, die Wahl für ungültig erklären zu lassen. “Horst Wawrzynski gehört ebenfalls keiner Partei an, steht jedoch auf dem Stimmzettel nicht unten sondern an 2. Stelle von oben. In der linken Spalte müsste bei ihm dasselbe stehen wie bei Dirk Feiertag, also ‘parteilos’. Stattdessen steht auf dem Stimmzettel “Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU); Bürgerbündnis Oberbürgermeister für Leipzig e.V.'” zu lesen. Bei Dirk Feiertag, der ebenso als parteiloser Kandidat an den Start ging, stand aber nicht Piratenpartei, Wählervereinigung und Neues Forum da, die ihn alle drei unterstützten, sondern fast kryptisch: “Feiertag”.
Der Grund liegt im besonderen Wahlkampf von Horst Wawrzynski. Er ist ja nicht wirklich als unabhängiger, wenn auch parteiloser Kandidat ins Rennen gegangen. Die Parteizugehörigkeit der Kandidaten spielt sogar gar keine Rolle. In der ersten Spalte steht jene Instanz, die den Kandidaten nominiert hat.

Und der damals noch amtierende Leipziger Polizeipräsident Horst Wawrzynski wurde im Juni ganz offiziell von der Leipziger CDU als OBM-Kandidat gewählt. Das benannte Bürgerbündnis Oberbürgermeister für Leipzig e.V. zog dann nach und nominierte auch seinerseits Wawrzynski als seinen OBM-Kandidaten. So dass Wawrzynski sogar mit zwei Nominierungen in den Wahlkampf ging.

Dirk Feiertag aber kündigte selbst den Piraten, bei deren großem OBM-Kandidaten-Casting er sich vorstellte, an, dass er sich von keiner Partei nominieren lassen wolle, sondern sich nur die Unterstützung jener Gruppen wünschte, bei denen er sich vorstellte. Die Piraten entschieden sich bei diesem Casting dann trotzdem für Feiertag und unterstützten ihn genauso wie das Neue Forum und die Wählervereinigung Leipzig es tun. Auf einigen der Feiertag-Plakate erscheinen sie als Unterstützer. Aber die Nominierung als OBM-Kandidat holte sich Feiertag selbst ab, indem er die Sammlung von Unterstützer-Unterschriften schon fast als kleines Volksfest inszenierte.

Und so stehen eben nicht Piraten, Neues Forum und WVL als Nominierende vor seinem Namen, sondern schlicht “Feiertag”. Obwohl – und da hat Gunter Schröder natürlich recht – viel sinnfälliger ein anders Wort gewesen wäre: “unabhängig”. Denn das ist Dirk Feiertag in dieser Sechser-Gruppe natürlich als einziger.

Viel interessanter ist das Durcheinander bei den Berufsbezeichnungen. Wobei eigentlich nur Feiertag und Hobusch mit der Angabe Rechtsanwalt richtige Berufsbezeichnungen hingeschrieben haben. Barbara Höll ist zwar ausgebildete Diplomphilosophin, arbeitet aber als Politikerin – in diesem Fall als Bundestagsabgeordnete. Burkhard Jung ist Lehrer von Beruf. Und Oberbürgermeister ist dann wieder nur eine Amtsbezeichnung. Oder müsste da eigentlich Wahlbeamter stehen? Horst Wawrzynski steht mit seinem Status als Beamter da, was auch wieder keine Berufsbezeichnung ist. Polizeibeamter im Ruhestand wäre wohl auch für die Wähler eindeutiger.

Der OBM-Wahlzettel als PDF zum download.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar