Beim Thema Hochwasserschutz hat Leipzig beste Chancen, ein Beispiel für Nachhaltigkeit zu setzen, meint der Ökolöwe Leipzig, der bei diesem Thema bei den verantwortlichen Instanzen der Stadt Leipzig auf Watte und bei den Landesbehörden auf Beton beißt. Die Gelegenheit, die seit 2002 für den Hochwasserschutz zur Verfügung stehenden Millionen für nachhaltigen Hochwasserschutz einzusetzen, hat auch Leipzig nicht genutzt. Auch hier wird weiter in Beton investiert.

Der Grund: Bisher fehlt ein differenziertes Management der Landestalsperrenverwaltung (LTV) und der Stadt Leipzig. Das zeigt die Analyse “Hochwasserschutz und Auenentwicklung in Leipzig 2013” des Ökolöwen, die jetzt öffentlich verfügbar ist. Nachhaltiger Hochwasserschutz muss neben wichtigen Schutzanlagen für Siedlungsbereiche dauerhaft das Potential der Nordwestaue für den ökologischen Hochwasserschutz einbeziehen. Die Anrainer im Unterlauf der Flüsse profitieren davon ebenso wie das geschützte, aber bedrohte Auenökosystem.

Denn die vor 80 Jahren gebauten Deiche und Wehre haben auch den negativen Effekt, dass sie den größten Teil des Leipziger Auwalds von den Fließgewässern und von den notwendigen regelmäßigen Überflutungen abschneiden. Gleichzeitig verhindern sie auch, dass der Auwald selbst größere Hochwassermengen aufnehmen kann, die insbesondere die flussab gelegene Saalestadt Halle deutlich vom Wasserdruck entlasten. Einzige Ausnahme: die südliche Burgaue, die im Januar 2011 und im Juni 2013 durch das Öffnen des Nahleauslasswehrs jeweils sturzartig geflutet wurde.
“Die Analyse zum Juni-Hochwasser knüpft an unsere Position von 2011 an. Sie erläutert, wie nachhaltiger Hochwasserschutz durch eine Kombination aus technischen und ökologischen Maßnahmen funktionieren kann”, sagt Juliane Elzner-Buhl, umweltpolitische Sprecherin des Ökolöwen. “Wir stützen uns im Kern auf das Hochwasserschutzkonzept (HWSK) der LTV. Dessen naturschutzfachliche Vorzugsvariante nennt natürliche Überschwemmungen in der nördlichen und südlichen Luppeaue nicht nur machbar, sondern wesentlich für den Erhalt des europäischen Schutzgebietes. Die Stadt Leipzig ist hier in der Verantwortung, gemeinsam mit der LTV zu handeln. Die Stichworte lauten: Nahleauslassbauwerk absenken oder entfernen, Abflussbahnen beleben, Bauwerke im Auwald schützen oder verlagern, Infrastruktur und Bewirtschaftung anpassen. Das Projekt ‘Lebendige Luppe’ ist dabei ein Baustein, kann aber notwendige naturnahe Flutungen nicht ersetzen.”

Der Ökolöwe stellt aber auch deutlich fest, dass beim Hochwasserschutz seit 2011 falsche Prioritäten gesetzt wurden. Laut HWSK sind die frisch sanierten linken Luppedeiche zum Schutz von Böhlitz-Ehrenberg nicht erforderlich. Sie schützen lediglich den Auwald vor kleineren Hochwassern. Auch an der Kleinen Luppe südlich der Hans-Driesch-Straße sind Deiche und Kahlschlag unnötig, denn bei Hochwasser bleibt der Wasserstand unter Geländeniveau. Andererseits wurden die für Leipzig wichtigen Deiche südlich der Brückenstraße nicht saniert. Dabei behindern dort weder Bäume noch naturschutzrechtliche Einsprüche oder Festlegungen eine Deichunterhaltung.

Die Analyse des Ökolöwen betont, dass Hochwasserschutz vor allem durch Rückhalt in der Fläche funktioniert. Abgesehen von Retention in Flussauen böten sich die Tagebaufolgeseen der Region an. Bislang besitzt jedoch nur der Zwenkauer See eine Hochwasserschutzfunktion, die er während des Juni-Hochwassers erfolgreich erfüllt hat. Ufergestaltung und Seenverbund dürften daher nicht nur touristischen Vorgaben genügen, sondern müssten auch unterschiedliche Wasserstände tolerieren und ausgleichen.

www.oekoloewe.de
Die Analyse “Hochwasserschutz und Auenentwicklung in Leipzig 2013” als PDF zum download.

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