Am heutigen Donnerstag, 27. August, wird in Mutzschen eine Skulptur eingeweiht mit dem Titel „Revolution und Demokratie“. Es ist ein Projekt der Via Regia Sculptura. Via Regia Sculptura ist ein europäisches Kunst- und Begegnungsprojekt, welches speziell in Sachsen durch Akteure aller Couleur am Leben erhalten wird. Denn hier ist die Via Regia vielen Anwohnern ein Begriff, auch wenn es jetzt eher eine Kultur-Straße geworden ist statt einer Handelsstraße mit Planwagen.

Man kann es sich so vorstellen, dass entlang der seit Jahrhunderten existierenden europäischen Handelsroute, die vom Reiche der Chasaren bis an den Atlantik führte, in einem Korridor von einiger Breite und auf einigen Wegen, noch heute eine Verbindung aufrechterhalten wird, als Versinnbildlichung des Austausches und der Begegnung.

Unter dem Begriff „Via Regia“ ist heute ein Netzwerk aktiv, welches größtenteils ehrenamtlich, mit verschiedenen Schwerpunkten und auch durch die Arbeit verschiedener Vereine betrieben wird. Über Grenzen hinweg gibt es, wenn man der Route folgt, Verbindungen über Hessen bis nach Frankreich. In Richtung Osten geht es über Görlitz/Zgorzelec, und sehr viel über die deutsch-polnische Gesellschaft organisierte Veranstaltungen finden bis nach Bolesławiec, Wrocław, bis in die Ukraine: Lemberg/Lwiw – dem Florenz des Ostens – statt.

Aber zurück nach Sachsen. Hier erstreckt sich die Route anerkannter Orte an der Via Regia von Leipzig, mit der Ortsgründung vor über 1.000 Jahren als wichtiger Kreuzungspunkt der Handels- und Pilgerstraßen Via Regia und Via Imperii als urbs Libzi von Thietmar von Merseburg vermerkt, bis in den ostsächsischen Raum. Für die nunmehr als Kultur-Route bekannt gewordenen Wege und Stationen kann man den „Via Regia Wanderpass“ erwerben und sich an den verschiedenen Orten abstempeln lassen.

In Leipzig befindet sich in Plagwitz ein von der Künstlerinnenvereinigung GEDOK initiierter Begegnungsort mit Straßengalerie, in Liebertwolkwitz gibt es einen Verein mit dem Schwerpunkt der Völkerschlacht von 1813. Grimma wartet mit der Hospitalkapelle St. Georgen auf, die Ausstellungen und Kulturveranstaltungen bietet, nahebei lädt ein Gasthaus zur Rast ein.

Sehr engagiert um die Weiterentwicklung der Kulturroute ist mit dem Mittelpunkt Künstlergut Prösitz e. V., die Bildhauerin Ute Hartwig-Schulz, die etliche Aktionen in und um Mutzschen mit auf den Weg gebracht hat, die auch im Landesverband der Via Regia tätig ist und darauf verweist, dass immer auch noch Idealisten, Kulturbegeisterte, Historiker und Künstler für eine Mitarbeit gesucht werden.

#180IdeenfürSachsen: Die Glocken von Mutzschen

So gibt es neben der Via Regia Sculptura auch je eine Via Regia Natura, Musica, Literatura und man ist an weiteren Kooperationen interessiert. In Sachsen geht es weiter nach Oschatz zum Thomas-Müntzer-Haus, dann nach Riesa, zum Glashof Hartzsch, Königsbrück bietet mit dem Architektenhaus die nächste Station, in Kamenz ist das Lessinghaus als Begegnungsort ausgewiesen. Reichenbach in der Oberlausitz bietet gleich ein ganzes Via-Regia-Haus, und in Görlitz schließlich kommt man am Kulturbahnhof an.

Sehr schön wäre es, so wünscht sich Ute Hartwig-Schulz, wenn in Zukunft, ähnlich wie in Hessen, Via Regia Fahrradstraßen zur weiteren touristischen Erschließung konzipiert und gebaut werden könnten. Ebenso brauche der Verein einen Ort – bisher gibt es dafür in Leipzig noch nicht mal ein Büro.

Ausgebaut werden sollen die Verbindungen nach Frankreich, eine größere Vernetzung der Künstler und Akteure wird angestrebt. Für die Zukunft sind das freilich Vorhaben, welche sehr von den Ressourcen und vom persönlichen Engagement der im Ehrenamt Tätigen abhängen.

Am heutigen Donnerstag, 27. August, lädt der Landesverband Via Regia zur Einweihung einer Skulptur auf dem Markt in Mutzschen ein. Die Veranstaltung dazu beginnt um 19 Uhr im Rahmen der „Via Regia Sculptura“. Hier weisen die Künstler auf ihr Demokratieverständnis hin und zeigen ihren Protest. Dieses Werk, ein Stein mit einer Schrifttafel, ist auch als Beitrag gegen die bevorstehende Demo der Rechten in Grimma gedacht, die hier schon erwähnt wurde.

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