Er ist der Mann, der derzeit Fans und Vorstand des 1. FC Lok Sorgen bereitet: Manfred Jansen, Kaufmann aus Karlsruhe. Er hält die Rechte am Lok-Logo und am Schriftzug "1. FC Lokomotive Leipzig". Rechte, die Lok gern kaufen will. Im exklusiven L-IZ.de-Interview erklärt der Unternehmer, warum man sich eigentlich gar keine Sorgen machen muss, wie sein Verhältnis zum Verein ist und ob an den 450.000 Euro für die Rechte etwas zu machen ist.

Herr Jansen, um das aktuelle Logo des 1. FC Lok sind starke Diskussionen entbrannt. Fans sind aufgrund der Kosten für den Kauf aufgerufen worden, ein neues zu gestalten. Verfolgen Sie das?

Eigentlich weniger. In der Vergangenheit wurde auch zuviel von Leuten herumerzählt, die nicht in der Materie stecken. Ich bin aber auf jeden Fall bereit, mit dem Verein zu reden und dann werden wir eine Lösung finden.

Viele sehen in Ihnen nur einen, der mit alten Fußball-Logos Fußballvereine auspressen will. Womit verdienen Sie Ihr Geld?

Von Haus aus bin ich Kaufmann. Ich habe eine Marketingfirma und arbeite mit Firmen zusammen, deren Marke ich vermarkten soll. Nebenbei habe ich auch mit Fußballvereinen aus Brasilien zusammengearbeitet, die ich in Deutschland begleitet habe. In Brasilien gibt es übrigens genügend Talente, die locker in der Regionalliga spielen könnten und bezahlbar sind. Als ich mit Lok im Trainingslager in Holland war (2009/ Anm. d. Red.), hatte ich im gleichen Hotel noch einen Termin mit dem Nationaltrainer Südafrikas. Das sind alles Verbindungen, die für Lok auch interessant sein können.
Wie sind Sie dazu gekommen, sich das Lok-Logo schützen zu lassen?

Ende der 60er Jahre habe ich das erste Mal von Lok gehört, solche Namen wie “Lokomotive” kannten wir im Westen gar nicht. Seitdem habe ich den Club verfolgt und habe mir nach der Wende das Logo gesichert, als es keiner mehr haben wollte. Die Neugründung fand ich als Fan gut. Der Verein kam damals auf mich als Logoinhaber zu und wir haben einen Vertrag ausgehandelt, der vorsah, dass ich 200 Euro Lizenzgebühr im Monat erhalte. Lok hat in der Zeit über das Merchandising mehr Geld verdient als manche Mannschaft in der Regionalliga.

Ich bin Mitglied im Verein und kenne die Entwicklungen in Fußball-Leipzig. Ich bin der Meinung, dass selbst der neue große Nachbar kein Problem ist. Da kann man verschiedene Marketingsachen machen, um Lok richtig zu positionieren. Mich hat beispielsweise vor zwei Jahren eine Getränke-Firma angesprochen, die auch für andere Bundesliga-Vereine Getränke herstellt, ob der Verein nicht eigene Getränkedosen mit einem lockeren guten Spruch am Spieltag gegen RB am Stadion verkaufen will. Ich habe das Lok angeboten, aber es kam keine Reaktion. Diesen Kontakt kann ich noch heute anrufen und Lok hätte einen neuen Partner. Über solche Aktionen kann Lok gutes Geld verdienen.
Wie sahen bisher der Kontakt und die Zusammenarbeit mit Lok aus?

Ich habe Lok 2009 ein Trainingslager in Holland besorgt, bezahlt und begleitet und dort Spiele gegen Profimannschaften organisiert. Die Mannschaft war damals eine Woche da, die Spieler bekamen eine Rundumversorgung vom Hotel, die Trainer Seydler und Trommer waren begeistert und wollten mich auch in den Verein einbinden. Die Stadt Emmerich hat anschließend angeboten, das Stadion auch für 2010 zur Verfügung zu stellen. Dort sollte Lok gegen Racing Santander spielen und auch NEC Nijmegen hatte angefragt. Lok hätte da sogar Geld verdient. Ich habe das vorbereitet und angeboten, aber Frank Baum, der die Mannschaft übernehmen sollte, hatte das abgelehnt, weil ihm die Anreise zu weit gewesen wäre, obwohl 2009 alle sagten, dass es klasse war und richtig Spaß gemacht hat. So etwas mache ich gerne, auch wenn das Trainingslager viel Geld gekostet hat. Zu der Zeit habe ich von Lok 300 Euro pro Monat bekommen. Davon kann man keine 30 Leute in ein Drei-Sterne-Hotel mit Rundumversorgung unterbringen.

Aber das Trainingslager ist nicht mein einziges Engagement für den FCL gewesen. Ich habe in Holland mit mehreren Firmen gesprochen, dort kennt man Lok. Eine internationale Reisegesellschaft wollte über mich Lok unterstützen. Eine ausländische Firma! Ich habe den Verein angerufen, aber es gab keine Rückmeldung. Der Verein könnte heute nicht nur deswegen finanziell viel besser dastehen. Allerdings sind auch viele gute Leute bei Lok weggegangen. Sportlich ist es mittlerweile immerhin eine vernünftige Klasse.
Ich habe großen Respekt vor den Leuten, die den Aufstieg bis in die Regionalliga geschafft haben. Die Gespräche mit der ersten Führung waren immer fair und vernünftig. Wir waren auf dem richtigen Weg. Mit dem neuen Vorstand begann alles wieder bei null. Doch glaube ich, dass wir alle alt genug sind und vernünftig miteinander umgehen sollen.

Das Präsidium sagte, 1.300 Euro monatlich würde es für das Logo berappen müssen oder eben einmal 450.000 Euro, um es zu erwerben. Wonach berechnen Sie diese Gebühren beziehungsweise Preise?

Diese Lizenzbeträge für Oberliga und Regionalliga kommen durch den Vorschlag von Herrn Notzon zustande. Die 450.000 Euro sind Verhandlungsbasis. Der Betrag besteht nur, weil mir der Vorstand des 1. FC Lok 2008 ein Angebot über 400.000 Euro gemacht hat. Den Kauf haben wir 2008 allerdings nicht durchgezogen, weil die finanzielle Lage des Vereins das nicht zugelassen hätte. Ich habe doch nichts davon, wenn mir der Verein das Logo abkauft und am Ende Pleite geht. Dem Vorstand habe ich damals vorgeschlagen, den Kauf zurückzustellen, damit der Verein erstmal Geld verdient und nach vorn kommt. Der Verein kann jederzeit alle Rechte kaufen und ich werde ihm auch mit Sicherheit entgegen kommen.

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Fans wurden aufgerufen, neue Logos zu entwerfen. Es kann also sein, dass Lok dann keinen Cent mehr zahlt. Wie wäre Ihre Reaktion?

Das Logo von Lok ist europa- oder sogar weltbekannt. Für die Vermarktung ist dieser Bekanntheitsgrad für den Verein von einem unglaublichen Wert, jetzt und vor allem für die Zukunft. Deshalb wäre ein neues Logo finanziell für den Verein ein Nachteil, da neue Sponsoren und Förderer mit einem bekannten Fußballvereinslogo werben wollen. Und das Lok-Logo steht für Tradition, Zuverlässigkeit, Ausstrahlung, Innovation, Erfolg, Region, Attraktivität und Zukunft. Ein Beispiel für eine Firma mit dieser Denkweise ist für mich Goldgas. Ein internationales Beispiel für den Bekanntheitsgrad kann ich auch noch liefern: Racing Santander wollte 2010 gegen Lok spielen, weil sie den Verein kannten. Ein Verein, der zu der Zeit in den Niederungen des deutschen Fußballs spielte. Aber die Geschichte von Lok ist bekannt, die Erfolge gegen Benfica, gegen die englischen Vereine, die Erfolge 1987 mit dem Endspiel gegen Ajax. Lok ist ein Kultverein, Verein und Fans kann man gleichsetzen mit Schalke oder Dortmund. Und stellen Sie sich mal vor, die Vereine würden ein neues Logo gebrauchen. Als Fan will man auch das Original.

Stimmt es, dass der Verein das Logo einst für 25.000 Euro hätte kaufen können?

Das war am Anfang, und wir haben uns dann erstmal auf eine Lizenz von 200 Euro pro Monat geeinigt. Da ich selbst mit Herzblut Mitglied bei Lok bin, den Verein und Vorstand verstehe, werden wir mit Sicherheit zu einer gütigen Einigung kommen. Ich bin jedenfalls bereit dazu, der Verein müsste mich nur ansprechen und ein neues Angebot machen. Dann werden wir uns einigen. Es gibt genügend Finanzierungsmodelle.

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