Es scheint das Schicksal jener kleinen, unscheinbaren Euroboxen zu sein, von den Menschen nicht wahrgenommen und in Bezug auf ihre Wirkung stets unterschätzt zu werden. Dabei kann ihre Bedeutung für die europäische Integration nach den Verwüstungen des Zweiten Weltkriegs sowie der Rationalisierung der Warenwirtschaft nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Denn Euroboxen sind auf Perfektion der Warenlogistik ausgerichtete Kleinladungsträger mit einer Vielzahl nützlicher Eigenschaften. Ihre Normierung standardisierte in Verbindung mit der damaligen Einführung einer genormten Palettengröße den Warentransport enorm und steigerte damit massiv dessen Effizienz, stärkte den europäischen Binnenhandel und verschaffte der Europäischen Gemeinschaft einen wichtigen Wettbewerbsvorteil.

Definition und Bedeutung der Euroboxen in der modernen Logistik

Die normierten Kleinlastträger sind rechteckige Transportkisten mit dem Standardmaß von 1.200 × 800 mm, also identisch den Abmaßen einer Europalette. Einige Ausnahmen in den Maßen gibt es trotzdem, doch diese Größenabweichungen vom Norm Maß sind durch dieses teil- oder multiplizierbar, was bedeutet, dass sich die Boxen immer auf die Fläche einer Europalette verteilen lassen, ohne dass das Platzangebot der Palette nicht zu 100 % ausgefüllt und damit genutzt ist. Die Normbehälter sind in vielen Farben als Euroboxen mit Deckel oder auch als Sichtlagerboxen auf dem Markt.

Diese Eigenschaften ermöglichen die variable Verladung von Waren nach dem Lego-Prinzip unter bestmöglicher Ausnutzung der Transport-, Container oder Lagerflächen. Außerdem lassen sich die einzelnen Boxen wie Module flexibel miteinander kombinieren und umstandslos hoch aufeinanderstapeln.

Normiert ist weiterhin das verwendete Material, welches ursprünglich der Kunststoff Polypropylen gewesen war, während heute Polyethylen für die Fertigung genutzt werden darf, das sich als noch widerstandsfähiger erwiesen hat. Die Tatsache, dass für jede Box lediglich eine Kunststoffsorte verwendet wird, erleichtert ihre Recyclebarkeit. Der verwendete Kunststoff zeichnet sich darüber hinaus durch eine lange Haltbarkeit aus. Beides ist nachhaltig und trägt zur Reduzierung des Verpackungsmülls bei.

Kleines Containerschiff. Foto: Violetta via pixabay

Historische Einordnung der Euroboxen

Die Entwicklung der Euroboxen geht auf den schwedischen Ingenieur Ivan Lundquist zurück, der mit den Gabelstaplern fortschrittliche Transportsysteme auf seiner USA-Reise 1948 kennengelernt hatte. Seine Erfindung, ein Handhubwagen, der später zu einem Ladungsträger aus Holz erweitert wurde, geht auf das Vorbild zurück und avancierte zum Standard für das Transportwesen in Schweden.

1961 war der nächste Meilenstein erreicht, als sich die Vereinigung der internationalen Eisenbahner auf die Europalette und die dazu passenden Transportkisten als Standard einigen konnten. Wenig später zog die Europäische Gemeinschaft mit der Norm EN 309 nach. Die Verbreitung der Eurokisten in den 1960er-Jahren passte ins Bild einer zunehmenden Standardisierung in der Logistik. Bereits 1956 wurden die ersten Container von Malcom McLean entwickelt, welche den Warentransport und die Löschung der Waren im Schiffshandel erheblich vereinfachten. Unaufhaltsam eroberten die Containerschiffe nun die Weltmeere.

Die Euroboxen werden wiederum bevorzugt verwendet, wenn es um den Warentransport auf der Straße und im Schienenverkehr geht. Der Trend zu einheitlichen Lösungen zeigte sich sogar in der westlichen Architektur im Industrial Style. Standardisierung galt als fortschrittlich und modern.

Die Vorteile der Euroboxen

Die Nutzung der Euroboxen erleichterte die Handhabung, beschleunigte den Warentransport und senkte die Transportkosten enorm. Sie sorgte für einen erheblichen Effizienzschub im Warenverkehr. Zugleich lässt sich mit ihnen innerhalb eines Betriebs ein einheitliches Lagersystem aufbauen, während Kommissionierer bei einem Einsatz von Sichtlagerboxen den Inhalt auf einen Blick erkennen und zuordnen können.

Euroboxen bieten aufgrund verstärkter Rahmen und Eckkonstruktionen ein hohes Maß an Stabilität, sind langlebig und recycelbar sowie aufgrund der glatten Flächen gut zu reinigen.

Das robuste Material der Transportboxen eignet sich dank seiner temperaturbeständigen und säureresistenten Eigenschaften auch für eine lange Lagerung auch von problematischen Waren, zumal sich Euroboxen bei Bedarf auch plombieren lassen.

Unternehmen können sich darauf verlassen, dass andere Unternehmen aufgrund der hohen Akzeptanz der Euroboxen immer über die passenden Flurförderfahrzeuge wie Europaletten und Gabelstapler verfügen, welche die normierten Transportboxen im Nu aufnehmen können. Dass die Paletten als Euro-Paletten in der EU ebenfalls normiert und eng auf die Euroboxen bezogen sind, ist, wie schon erwähnt, natürlich kein Zufall.

Die Standardisierung und der einfache Aufbau der rechteckigen Kisten sind ohne Weiteres für Konzepte von Unternehmen wie die ABC-Analyse zugänglich, um die Kennzahlen in der Logistik zugunsten einer hohen Umschlagshäufigkeit zu optimieren. Da Euroboxen sich ausgezeichnet für die Ausstattung mit RFID-Chips und QR-Codes eignen, harmonieren sie wunderbar mit den derzeitigen Bestrebungen zur smarten Optimierung der Warenwirtschaftsketten im Zeitalter der Industrie 4.0.

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