Beim Bau des Citytunnels läuft alles nach Plan. Jedenfalls nach dem Plan, der seit zwei Jahren gilt. Das betonte Sachsens Verkehrsminister Sven Morlok (FDP) - seit zweieinhalb Jahren im Amt - am Montag, 19. März, beim Baustellenbesuch in Leipzig sehr gern. Oben wurde ein neuer Bauzaun präsentiert. Unten konnte man das Wachsen der Glaswände bestaunen.

Wer schraubt denn da am Zaun? Das waren am Montagmorgen auf dem Leipziger Markt Sachsens Wirtschafts- und Verkehrsminister Sven Morlok (FDP) und der Konzernbevollmächtigte der Deutschen Bahn AG für Sachsen, Artur Stempel.

Die beiden Herren wollten sich auf diese Weise keinen unkonventionellen Zugang zur Baustelle des Citytunnels verschaffen. Nein, sie setzen beide höchstselbst mittels Akkuschrauber den neuen Bauzaun in Szene.
Die neue Palisadenbeschichtung ist gleichermaßen “informativ und attraktiv”, wie Morlok sagte. Sie zeigt graphisch und szenisch, wohin die Reise auf dem neuen mitteldeutschen S-Bahn-Netz gehen wird. Wenn denn die Doppelröhre ab Dezember 2013 unter Verkehr ist.

Dass das so kommt, daran ließen Morlok und Stempel keinen Zweifel. Sehr wohl habe es anfangs “Budgetüberschreitungen” und “Verzögerungen im Zeitplan” gegeben, so der Minister. Aber das war alles vor seiner Zeit. Denn Sven Morlok trat sein heutiges Amt im Herbst 2009 an.
Vor zwei Jahren habe man sich auf einen Rahmenterminplan mit einer Inbetriebnahme des Tunnels im Advent 2013 sowie darauf vereinbart, dass das Projekt “mit 960 Millionen Euro Gesamtkosten abschließt”. Heute ist man “überall im Plan und im Budget”, unterstrich der Minister im Herzen seiner Heimatstadt. Deshalb könne man sich nun “verstärkt den positiven Effekten zuwenden”, die die Röhre mit sich bringen wird.

Genau davon ist auf dem Bauzaun zu lesen. Von den neuen, durchgehenden Verbindungen von Grünau nach Oschatz beispielsweise. Und von den beträchtlichen Fahrzeitverkürzungen, die das tunnelzentrierte Netz ermöglicht.
Unter Tage wurde es dann noch beeindruckender. Die Stationen unter der Innenstadt verfügen über eine Raumhöhe von 25 Metern. Da kann die legendäre Londoner Tube ebenso wenig mithalten wie die Berliner Untergrundbahn. So etwas lässt Leipziger Herzen höher schlagen.

In der Station Markt werden als Zwischenebene zwei Aussichtplattformen eingezogen, damit Besucher das Treiben auf den Bahnsteigen und das Bauwerk als Ganzes bestaunen können.
Hier wird alles in einem warmen Terrakottabraun gehalten sein. Von “Wohnzimmeratmosphäre” spricht Andreas Imgartinger vom Projektträger DEGES.

In der Station Wilhelm-Leuschner-Platz soll es hingegen ab Spätherbst 2013 “lichtdurchflutend hell” sein, so der DEGES-Mann. Die Bausteine für die Glaswände werden gerade montiert. Insgesamt werden unter dem künftigen Platz der Friedlichen Revolution, so der Zweitname der Station, 130.000 Glasbausteine montiert. Diese sind in 900 Einzelelementen zusammengesetzt. Jede davon ist drei Meter hoch, drei Meter breit und jeweils eine Tonne schwer. Die Quader werden dann von innen beleuchtet. Von einer weiteren Leipziger Glaswanddebatte an diesem sensiblen Ort ist bislang nichts bekannt.

Alle Stationen werden selbstverständlich barrierefrei ausgestattet sein, auch für den Notfall. Besondere Rettungsräume sind Behinderten vorbehalten, die für die Feuerwehr zugänglich sind.

Die Gleise in der Röhre bewegen sich auf einem Masse-Feder-System, wie Reiner Tobian, Projektleiter bei der zuständigen Bahn-Tochter Projektbau, erläuterte. Und zwar völlig schotterfrei. Auf den Tunnelboden ist eine Konstruktion gelegt, die ähnlich wie bei Brücken die Schwingungen aufnimmt. So wird man oberirdisch vom Fahrbetrieb nichts wahrnehmen. Aus Gründen der Gebäudesicherheit ein absolutes Muss.

Für alle, die den weiteren Baufortschritt der Röhre online verfolgen wollen, gibt es übrigens die Seite:
www.citytunnelleipzig.de

Weitere Artikel zum Thema auf L-IZ.de
Weitere drohende Streckenstilllegungen in Sachsen: Linke Abgeordnete fordern Ende der Umverteilungen

Luxus-Fassade versteckt unterm Marktplatz: Leipzigs Citytunnel macht in “edel” und soll dennoch im finanziellen Rahmen bleiben

Das Füllhorn gibt es nirgendwo: Oliver Mietzsch, der neue Chef des Zweckverbandes für den Nahverkehrsraum, im Gespräch

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar