Es geht, freuen sich Leipzigs Grüne: Die Stadt Leipzig ist durchaus in der Lage, auf Pestizide zu verzichten - wenn sie nur will. Einen entsprechenden Antrag der Grünen-Fraktion unterstützt jetzt ein Verwaltungsstandpunkt, den das Umweltdezernat am 23. Januar veröffentlicht hat. Darin bestätigt die Verwaltung die Notwendigkeit, auf den Gebrauch von Pestiziden zu verzichten.

Schränkt aber in Bezug auf invasive Arten wie Riesenknöterich, Riesenspringkraut oder Herkulesstaude ein: “Ein generelles Einsatzverbot von Pestiziden würde einen erhöhten Bedarf an manuellen Arbeitskräften sowie entsprechender Technik nach sich ziehen bzw. die Vergabepreise und somit die finanziellen Belastungen für die entsprechenden Ämter und folglich den städtischen Haushalt erhöhen. Die ausschließlich mechanische Bekämpfung des Bewuchses wäre wesentlich ineffizienter.”

Anett Ludwig, umweltpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, zeigt sich über die klare Ansage erfreut: „Es braucht das gesellschaftliche Umdenken beim oft zu sorglosen Umgang mit Pestiziden und Herbiziden – sowohl in der Landwirtschaft als auch in der Kommune. Der eben veröffentlichte Verwaltungsstandpunkt geht in diese Richtung und ist nicht nur eine Bestätigung der seitens unserer Fraktion aufgeworfenen Problematik, sondern präzisiert teilweise unsere Vorschläge noch.“

Pestizide töten und schädigen Pflanzen und Tiere, betonen die Grünen. Die Wirkung der Gifte lasse sich nicht kontrollieren und führe zu einer Gefahr für die biologische Vielfalt, habe Auswirkungen auf Nahrungsketten, Abdrift (in Nachbarschaft im Boden gespeicherter Wirkstoffe) und die Biodiversität – nicht nur in Leipzig und Umgebung.

Der moderne Lebensstil berücksichtige zu wenig die Negativfolgen und Eingriffe in die Natur mit dem Verlust von Biodiversität. Pestizide sind als chemische Substanzen gegen Schadorganismen im Einsatz. Herbizide werden gezielt gegen Unkraut oder Begleitkräuter (je nach Denkansatz) eingesetzt.

„Pflanzenschutzmittel gegen Schädlinge beeinträchtigen Mensch und Natur. Die Stadt Leipzig sollte hier mit gutem Beispiel und im Kleinen vorangehen und auf den Einsatz von Pestiziden verzichten“, ergänzt Ludwig.

Und das gilt auch für die privaten Grundstückseigner in Leipzig. So mancher Zeitgenosse holt nach wie vor, um sich die Arbeit zu erleichtern, die große chemische Keule heraus – auch dort, wo es eigentlich verboten ist. Da wolle die Stadt mehr Vorbild sein, betont das Umweltdezernat: “Aus Sicht der Verwaltung wird ein Verzicht auf privaten Grundstücken befürwortet. Die Öffentlichkeitsarbeit zu diesem Thema intensiver zu gestalten, ist eine Möglichkeit, die Leipziger Bevölkerung zu motivieren, sensibler im Umgang mit frei verkäuflichen Pestiziden zu sein bzw. ganz auf diese zu verzichten.”

Der flächendeckende Einsatz von Breitbandherbiziden hat sich in den letzten Jahren in Sachsen sogar ausgeweitet, wie auch einige Anfragen der Grünen-Fraktion im Landtag ergaben. Was noch prekärer wird, weil die ursprünglichen Schutzräume für die biologische Vielfalt immer mehr aus den Feldern verschwunden sind. Damit einher geht die Verringerung des Pflanzenartspektrums, außerdem gibt es Auswirkungen auf Insekten und den Wasserhaushalt der Umgebung. Wiederum da, wo Pestizide umfangreich eingesetzt werden, wie in der Intensivlandwirtschaft, sind die gesundheitlichen Folgen auch für Menschen erlebbar.

Deswegen gehe es jetzt darum, die Nutzung von Herbiziden und Pestiziden zu reduzieren und wenn möglich darauf zu verzichten, betonen die Grünen. Die Stadt Leipzig will im Rahmen ihrer Zuständigkeit, das heißt auf allen Flächen auf öffentlichem Grund – wie Waldflächen, Parks, Friedhöfen, Sportanlagen, Kleingartenanlagen – auf Pestizide verzichten, sofern sie das nicht schon tut.

Da sich das Schönheitsideal und die Erwartung an die Stadtreinigung oder Grünanlagenpflege für  quasi leergeputzte Wege, Parks und Gärten erfahrungsgemäß hartnäckig hält, sei es begleitend unumgänglich wichtig, zum eigenen Handeln auch zu informieren, welche Konsequenzen der Verzicht auf Pestizide hat, erklärt Anett Ludwig. Gleichzeitig soll die Öffentlichkeit auch zum Verzicht des Pestizideinsatzes auf dem eigenen Grundstück sensibilisiert und motiviert werden.

Der Grünen-Antrag V/A 00146/14: Der Grünen-Antrag zur pestizidfreien Kommune.

Der Verwaltungsstandpunkt dazu: Der Verwaltungsstandpunkt zum Antrag der Grünen.

 

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