Monatelang hat die Stadt geprüft. Immerhin ist das ein starkes Stück: Das ehemalige Technische Rathaus an der Prager Straße steht seit vielen Jahren leer. Zwischenzeitlich träumte ein Immobilienentwickler davon, daraus luxuriöse Wohnungen zu machen. Bis die Bauarbeiten zum Stillstand kamen, ein Baukrananschlag Schlagzeilen machte und das ganze unfertige Objekt weiterverkauft wurde. Nun will es die Stadt kaufen.

Aus gutem Grund, denn für einen Teil der Verwaltung fehlen schlicht die nötigen Unterbringungsmöglichkeiten. Um Teile der Verwaltung auch künftig zentral und zeitgemäß unterzubringen und einen städtebaulichen Missstand zu beseitigen, will die Stadt das alte Technische Rathaus in der Prager Straße 20 – 28 von der Adler Group kaufen.

Den Erwerb vom Grundstück und dem entkernten Gebäuderest für rund 27 Millionen Euro hat die Stadt in den vergangenen Wochen zunächst umfassend geprüft. Man wird aber nicht mit dem alten Betonkonstrukt arbeiten, kündigt die Verwaltung an. Neben dem Kauf des ehemaligen Technischen Rathauses ist der zeitnahe Abriss des Rohbaus und die Planung des Verwaltungszentrums Planen, Bauen und Umwelt beabsichtigt.

Die Rückseite des ehemaligen Technischen Rathauses an der Prager Straße. Foto: Sabine Eicker
Die Rückseite des ehemaligen Technischen Rathauses an der Prager Straße. Foto: Sabine Eicker

Parallel zum geplanten Kauf soll eine Aufstellung über Verwaltungsliegenschaften erstellt werden, die im Zuge des Umbaus entmietet werden. Der Stadtrat entscheidet voraussichtlich in seiner Sitzung am
Mittwoch abschließend darüber. Das Angebot soll am 26. April notariell beurkundet werden.

Wohin mit der Verwaltung?

Seit 2018 untersucht die Stadt mögliche Standorte für ein neues Verwaltungszentrum, unter anderem für die planenden und bauenden Ämter. Der Mietvertrag des aktuellen Technischen Rathauses in der Prager Straße 118 bis 136 läuft 2029 aus. Die Arbeiten am alten Technischen Rathaus, das ein bekannter Leipziger Investor zum Wohn- und Geschäftshaus entwickeln wollte, sind in den letzten Jahren nicht wie geplant vorangeschritten, übrig ist ein komplett entkerntes Stahlbetonskelett.

Oberbürgermeister Burkhard Jung sagt dazu: „Mit dem Kauf verfolgt die Stadt zwei Ziele: Wir wollen den Bürgerinnen und Bürger zentrumsnah und an einem Ort Verwaltungsdienstleistungen anbieten. Und wir wollen einen städtebaulichen Missstand beseitigen, das Grundstück neu gestalten und modern bebauen. Wir nehmen dafür viel Geld in die Hand, aber dieser Kauf ist eine Zukunftsentscheidung zum Wohl der Stadt und zum Nutzen der Bürgerinnen und Bürger.“

Der Abriss ist unumgänglich

Nach dem erst kürzlich erfolgten Angebot der Adler Group, vermittelt durch Aengevelt Immobilien, wurden aufseiten der Stadtverwaltung verschiedene Optionen und insbesondere der Rohbau geprüft: Demnach ist das Bestandsgebäude zwar ausreichend groß für die geplante Unterbringung der planenden und bauenden Ämter. Es bestehen jedoch erhebliche bauliche und finanzielle Risiken, wenn weiter gebaut würde. Die Gebäudestruktur ermöglicht keine Verwaltungsunterbringung entsprechend der Arbeitsstättenverordnung, solch grundlegende Umbauten sind statisch nicht möglich.

Die Stadtverwaltung empfiehlt daher, das Bestandsgebäude nach dem Kauf für etwa 11 Millionen Euro abreißen zu lassen und ein modernes Verwaltungszentrum auf dem dann etwa 19.500 Quadratmeter großen kommunalen Grundstück neu zu bauen – in unmittelbarer Nachbarschaft zu bestehenden
Standorten der Verwaltung, optimal angebunden mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Das zweigeschossige Gebäude der früheren Mensa soll als Kulturdenkmal erhalten bleiben.

Der Ankauf entspricht der vom Stadtrat beschlossenen Strategie, rund 65 Prozent der Arbeitsplätze in städtischen Eigentum unterzubringen – derzeit sind es etwa 35 Prozent.

Hinweis: In einer ersten Fassung hieß es zu Beginn, das ehemalige Technische Rathaus sei 2016 durch die Stadt verkauft worden. Dies wurde korrigiert.

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Redaktion über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Es gibt 8 Kommentare

@Bahnschranke
Wer sind denn “die”, die da seit 10 Jahren bauen? Und wer will es nun abreißen?

oder wie auch immer der Verkauf und das Zurückmieten der LVB Fahrzeuge genannt werden sollte

Oder andere irrwitzige Lend-Lease Modelle.

Alles hat seine Zeit. Für das Grundstück ist das heute doch ein annehmbarer Preis.

@christof
2008/09 als die Stadt dort auszog, hätte sie das Gebäude nicht kaufen können. Damals war Leipzig so pleite, dass man noch ganz andere Gebäude und Grundstücke verkaufen musste + städtische Firmen. Wir erinnern uns alle ganz ungern an den wiederholten Versuch der Teilprivatisierung der Stadtwerke und den Bürgerentscheid im Januar 2008.

@bahnschranke
Bisher ist ja nur entkernt worden. Das hätte man vor dem Abriss mit großer Wahrscheinlichkeit auch machen müssen – nur nicht so ordentlich.

Das Gebäude als Techn. Rathaus hätte die Stadt auch preiswerter haben können, wäre sie nur vor einigen Jahren drin geblieben und hätte damals schon das Gebäude gekauft. Ja, leider hätte hätte…

Das Haus gehörte doch der CLG?
Was ist denn nach der Wende aus diesem Volkseigentum geworden?
Hat es die Treuhand an die Adler-Group verkauft?
Wo ist denn mein Anteil als Teilhaber des Volkseigentums?

Schreiben Sie einen Kommentar