„Gibt man Kindern eine Hütte, dann machen sie daraus Kleinholz. Gibt man Kindern Kleinholz, dann machen sie daraus eine Hütte“, heißt es auf der Webseite des Bund der Jugendfarmen und Aktivspielplätze e. V. Unter diesem Motto wollten Linke und Grüne im Leipziger Stadtrat einen Ausbau der sogenannten Bauspielplätze, also Spielplätzen, auf denen Kinder selbst ans Werk gehen können und die pädagogisch betreut werden, erreichen. Der Rat einigte sich jedoch nur darauf, dass das Thema nochmal im Jugendhilfeausschuss diskutiert werden muss, um dann seinen geregelten finanzplanerischen Platz im Doppelhaushalt 2025/26 zu finden.

So richtig glücklich ist Jo Bredemeyer vom KiWest e. V., dem Träger der vier Leipziger Bauspielplätze nicht über diese Entscheidung: „Mit diesem Antrag hätte man beide Probleme lösen können: Die latente Konkurrenzsituation zwischen den Freien Trägern wäre entschärft worden, weil alle an den knappen Geldern der Projektförderung hängen und es hätte spätestens ab 2030 ein stadtweites Netz von Betreuten Spielplätzen gegeben wie in Stuttgart, Nürnberg, Berlin oder Dresden. Auch in Halle/Saale ist das ein erklärtes Ziel, an dem aktiv gearbeitet wird.“

Linke und Grüne hatten in ihrem Antrag nämlich gefordert, dass die Bauspielplätze künftig regelmäßige Gelder erhalten, die nicht aus dem sowieso zu knappen Jugendhilfebudget kommen sollen, also nicht in Konkurrenz mit anderen Projekten stehen und alle zwei Jahre neu ausgehandelt werden müssen.

Keine institutionelle Förderung anstatt jährlichen Projektanträgen

„Ich glaube, dass es auch darum geht, ob wir jedes Jahr wieder diskutieren, ob der Bauspielplatz bestehen bleibt oder ob er abgerissen wird. Das kann doch nicht in unserem Interesse sein. Es handele sich auch nicht ausschließlcih um ein Angebot der Jugendhilfe, sondern auch um einen Spielplatz, weshalb es nicht komplett gerechtfertigt sei, das Geld nur aus dem Budget des Jugendhilfebudgets zu nehmen“, so Martin Meißner von der Grünen-Fraktion.

Außerdem sollte die Anzahl der Spielplätze bis 2030 von bisherigen vier auf zehn erweitert werden, in jedem Stadtbezirk ein Spielplatz. Dazu sagte Juliane Nagel (Die Linke): „Freiräume und Grünflächen schwinden, sind Alltagabläufe auch für die Jüngsten schon extrem reglementiert, Medienkonsum gehört zum Alltag von kleinen Kindern. Als Linke sind wir davon überzeugt, dass gerade in einer sich verdichtenden Großstadt Bauspielplätze Teil einer Alternative und eines Gegengewichts sind.“

Von CDU über Stadtverwaltung bis zur SPD fanden auch alle demokratischen Fraktionen die Idee grundsätzlich gut. Nur beim Geld konnte und wollte man dann nicht konkret werden. So lautet der nun beschlossene Antragstext: „Der Jugendhilfeausschuss diskutiert im Rahmen der anstehenden Förderphase 2025/26 im Bereich der Kinder- und Jugendförderung (§§ 11 – 14, 16 SGB VIII), welche Leistungsbereiche gemäß Integrierter Kinder- und Jugendhilfeplanung und auf Grundlage der Ergebnisse der Jugendstudie ‚Jugend in Leipzig 2023‘ zu stärken sind.“ Übersetzt heißt das: Man hat das Thema demnächst auf dem Schirm, die entsprechenden Fraktionen werden sich aber noch einmal durchboxen müssen.

Andere Städte sind deutlich weiter

Jo Bredemeyer sieht das auch so: „Wir sehen bei dem Beschluss aber das Potenzial, die betreuten Spielplätze Schritt für Schritt zu erweitern, auch wenn sie damit kaum mit der Stadtentwicklung mithalten. Aktuell gibt es zumindest einen vierten Bauspielplatz in der Gründungsphase, während etwa der Bauspielplatz ‚Fuxbau‘ in Leipzig Nord aufgrund von Bauplänen umziehen muss und eine neue Fläche sucht. Es bleibt also spannend in Leipzig.“

Neben der Tatsache, dass es auf Bauspielplätzen oft lustiger zugeht, als auf den normalen Spielplätzen steht auch ein pädagogisches Konzept dahinter. Bauspielplätze sollen unter anderen Kreativität, Gesundheit, Umwelt- und Nachhaltigkeitsbildung und soziale Fähigkeiten fördern, sowie ein leicht zugängliches Angebot für Kinder und Familien bieten. Auch auf die Wohnortnähe legten Grüne und Linke besonderen Wert: Die Familien sollen nicht mehr durch die halbe Stadt fahren müssen, um zum Bauspielplatz zu kommen.

Dass viele Familien das zum Zeitpunkt täten, so die Linke-Fraktion, bestätige jedoch, dass das Konzept gut angenommen werde. Leipzig verfügt über weniger Bauspielplätze im Vergleich zu anderen Städten: „In vergleichbar großen Städten wie Stuttgart (630.000 EW) gibt es 22, Nürnberg (520.000 EW) – 12, Dresden (550.000 EW) 9 und in Berlin sogar 52“, heißt es in der Antragsbegründung der Linken.

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