Gut Ding will Weile haben. Der Antrag der Grünen-Fraktion, den Eintritt für Jugendliche bis 18 Jahre in Leipzigs Museen frei zu stellen, stammt vom 21. Januar 2010. 2010 wurde auch schon fleißig diskutiert. Aber umgesetzt wurde noch nichts. Am gestrigen Dienstag, 30. Oktober, hat nun Kulturbürgermeister Michael Faber (Die Linke) seinen Beschlussentwurf in der Dienstberatung vorgelegt. Im Dezember könnte die Ratsversammlung ihm zustimmen.

In den städtischen Museen soll danach künftig kein Eintritt mehr für Kinder und Jugendliche bis einschließlich 18 Jahre erhoben werden. Kinder und Jugendliche sollen dann das Museum der bildenden Künste, das GRASSI Museum für Angewandte Kunst, das Stadtgeschichtliche Museum und das Naturkundemuseum kostenlos besuchen können. Bisher war dies bis einschließlich 16 Jahre möglich. In den städtischen Bibliotheken müssen Kinder und Jugendliche bis zum vollendeten 19. Lebensjahr bereits seit März 2010 keine Jahresgebühr mehr bezahlen.

“Wir setzen damit einen ersten Schritt unseres Entwicklungskonzeptes ‘Kulturelle Bildung’ um, das unsere Arbeitsgrundlage für die nächsten Jahre ist”, sagte Faber auf der anberaumten Pressekonferenz im Museum der bildenden Künste. Die Maßnahme solle in erster Linie mehr Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit ermöglichen, so Faber.

Seit der Verabschiedung des Kulturentwicklungsplans der Stadt Leipzig 2008 wird der Entwicklung der kulturellen Bildung im Dezernat Kultur besondere Aufmerksamkeit gewährt. Wichtige Meilensteine waren unter anderem die Gründung des Jour fixe Kulturelle Bildung, in dem sich seit 2009 die Kulturvermittler der städtischen Kultureinrichtungen sowie zwei Vertreter der freien Träger regelmäßig austauschen sowie die Einführung der Entgeltfreiheit bis 16 Jahre in den Museen in den Jahren 2009 bzw. 2010.Außerdem sei im Kulturamt 2010 eine Stelle eingerichtet worden, die Initiativen und Akteure der kulturellen Bildung vernetze und das Konzept Kulturelle Bildung gemeinsam mit den städtischen Trägern der kulturellen Bildung entwickelt habe.

Die Definition dazu:

“Kulturelle Bildung kann jeden einzelnen Menschen dazu befähigen, Kunst und Kultur von Grund auf kennen und verstehen zu lernen, zu gestalten und aktiv am Leben teilzuhaben. Neben der Rezeption steht dabei vor allem die aktive Beteiligung im Mittelpunkt, die zur Entwicklung von Kreativität und subjektivem Ausdrucksvermögen führt.

Kulturelle Bildung entsteht durch das Zusammenspiel von Interaktion, Dialog und Reflexion. Dafür ist eine qualitativ hochwertige Anleitung notwendig, die neben einer künstlerischen auch eine pädagogische Eignung voraussetzt. Gleichzeitig entfalten besonders die Formate eine längerfristige Wirkung, die zum selber Tun befähigen und über den einmaligen Event hinaus gehen.”

Alles klar?

Der Sinn ist eigentlich ganz simpel: Museen sind Bildungseinrichtungen. Und Zugang zur Bildung sollte möglichst barrierefrei sein. Gerade für junge Leute. Im Umkehrschluss zwingt das natürlich auch die Museen, sich “jung” zu präsentieren, die Rezeptions- und Kommunikationsgewohnheiten der jungen Leute aufzunehmen. Sonst kommen sie ja trotzdem nicht.

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