Den Siebenjährigen Krieg zwischen 1756 und 1763 habe man "nicht zu Unrecht als den allerersten Weltkrieg bezeichnet", erinnerte Sachsens evangelischer Landesbischof Jochen Bohl am Freitag beim Festakt auf Schloss Hubertusburg bei Oschatz. Hier wurde am 15. Februar vor 250 Jahren der Hubertusburger Friede geschlossen. Eine Briefmarke erinnert daran.

An dem Abschluss des Hubertusburger Friedens am 15. Februar 1763 auf dem gleichnamigen kursächsischen Jagdschloss bei Oschatz wurde am Freitag mit der Übergabe einer Sonderbriefmarke erinnert.

“Der Krieg war mit hohen Verlusten zwischen allen europäischen Großmächten in Mittel- und Südeuropa sowie in ihren Kolonien ausgetragen worden – und damit auch in Nordamerika, in der Karibik, sogar in Indien, auf den Philippinen und in Afrika”, teilt dazu das Bundesfinanzministerium mit. Nach der Abschaffung des Bundespostministeriums im Zuge der Marktliberalisierungen der 1990er Jahre geben die Herren über Haushalt und Steuern die Postwertzeichen heraus.

An die globalen Dimensionen des Schlachtens und Mordens zwischen 1756 und 1763 erinnerte beim Festakt auch Sachsens evangelischer Landesbischof Jochen Bohl. Nicht zu Unrecht würde jener Krieg als der “allererste Weltkrieg” bezeichnet, so Bohl, denn Kämpfe tobten auch in den Kolonien der europäischen Großmächte, eben in Indien und Amerika.
Was mit dem rechtswidrigen Einmarsch der Preußen in Sachsen begann, uferte zu einem Kampf um Machtpositionen in Europa und um einen Wettstreit zwischen Großbritannien und Frankreich um das größte Stück vom kolonialen Kuchen aus. Die deutschen Lande, namentlich Sachsen, war einer der Hauptschauplätze des Krieges.

Selbst nach den Maßstäben jener Zeit gab es für den Kriegsbeginn “keine moralische Rechtfertigung”, unterstrich Bohl. Dennoch sei der Frieden von Hubertusburg weniger aus Einsicht in das Verwerfliche, sondern aus Erschöpfung geschlossen worden, erinnerte er. Der Vertragsschluss von Hubertusburg beendete den Kiegszustand zwischen Preußen und Großbritannien/Kurhannover auf der einen und den kaiserlichen Truppen Österreichs, Frankreich, Russland sowie dem Heiligen Römischen Reich auf der anderen Seite. Damit war für Sachsen das Ende der preußischen Besatzung verbunden.

“Wer sich erinnert, dem steht ja zugleich die Gegenwart vor Augen und so öffnet sich die Möglichkeit, aus dem Vergangenen zu lernen”, hob der Bischof in seiner Predigt zugleich hervor. Auch nach 68 Jahren Frieden in Europa müsse laut Bohl gefragt werden: “Leben wir im Frieden?” Schließlich stünden Bundeswehrsoldaten in Afghanistan, in Mali und der Türkei, am Horn von Afrika, auf dem Balkan. Über die aktuellen Gefährdungen des Friedens “muss geredet und auch gestritten werden, das geschieht noch nicht genug”, mahnt der Geistliche eine öffentliche Kontroverse an.

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Mit dem Siebenjährigen Krieg endete auch die Zeit von Hubertusburg als Schloss. Es folgten die Nutzung als Gefängnis, Lazarett und psychiatrische Einrichtung. Seit 1991 investierte der Freistaat Sachsen insgesamt rund 90 Millionen Euro in das Anwesen, teilte die Staatsregierung mit. “Der Geist des Friedens von Hubertusburg wird durch die Sonderbriefmarke in die Welt getragen und weitere Anerkennung finden”, erklärte Finanzminister Georg Unland (CDU).

Die historische Bedeutung des Schlosses Hubertusburg werde auch künftig Anziehungspunkt für Menschen aus der ganzen Welt sein und die Kulturlandschaft in Sachsen bereichern, so Unland.

Den Höhepunkt des Jubiläumsjahres bildet die Ausstellung “Die königliche Jagdresidenz Hubertusburg und der Frieden von 1763”. Sie wird am 28. April 2013 im Hubertusburger Schloss eröffnet und bis zum 5. Oktober gezeigt.

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