Die Verleihung der Preise des 55. DOK-Festivals Leipzig bewies: Es hat einen großen Wert, wenn bei Auszeichnungen die Sieger noch nichts von ihrem Glück wissen. Einer war schon abgereist und wurde aus Saalfeld zurückgefahren. Von einer rasenden Autofahrt zurück nach Leipzig, einem Geburtstagsständchen für einen Preisträger und einem schräg-komischen Comedy-Auftritt war am Samstagabend im Centraltheater einiges geboten, dass die wenigen trockenen Reden vergessen ließ.

Davon sollten sich auf keinen Fall die Filmemacher angesprochen fühlen, die ihre Dankesworte stets kurz aber herzlich hielten, oder wirklich etwas zu erzählen hatten. So wie Severin Fiala. Er war schon abgereist, doch das Gästebüro brachte ihn aus Saalfeld per Auto zurück. “Es waren gefühlte 190 km/h, ich bin wahrscheinlich nicht in einem Zustand, in dem man ein Mikrofon vor dem Mund haben sollte.” Dafür schlug er sich gut bei seiner anschließenden Danksagung gut und hatte als Sieger der Talenttaube der Medienstiftung der Leipziger Sparkasse einige Lacher auf seiner Seite. 10.000 Euro Anschubfinanzierung für einen neuen Film ist der Preis wert.

Über die gleiche Summe darf sich für die goldene Taube im internationalen Wettbewerb Tora Martens freuen. Sie war mit “Colombianos” im Wettbewerb einem Film über zwei Brüder von denen einer alkoholabhängig ist.
Den größten Unterhaltungsfaktor hatte Jurorin Mariola Brillowska bei der Verleihung der Silbernen Taube im Internationalen Wettbewerb für Animationsfilme. Nicht nur, dass sie mit einer lustig ausschauenden Mütze Aufmerksamkeit erregte, sie hielt auch eine herrlich überzogene Ansprache in der sie protokollarisch-steife Begrüßungen und vieles mehr gekonnt auf die Schippe nahm. Dass sie auch schon Theaterstücke auf die Bühne brachte, war ihrem Auftritt wahrhaft anzumerken.

Routiniert traten trotz ihrer Jugend auch die Mitglieder der Jugendjury auf. Wie schon in den Vorjahren verliehen sie einen ganz besonderen Preis, den sie selbst hergestellt hatten. Sie wählten Andy Wolffs “Der Kapitän und sein Pirat”. Nach einem Tag Arbeit bildeten sie den Film im Preis sehr gelungen ab, nämlich in einem geteilten Gipsgesicht, auf einem Schiff. Es symbolisiert das entstandene Vertrauen zwischen dem Kapitän und dem Entführer der “Hansa Stavanger”. Filmisch setzte Wolff die Beziehung mit gelungenen Gegenschnitten um. Ein Freund, der ursprünglich aus Somalia stammt fand den Piraten Ahado sehr schnell, der erst durch ein Telefonat mit Kapitän Krysztof Kotiuk zur Mitarbeit zu bewegen war. “Es ist ein besonders großes Lob von den jüngsten Juroren ausgezeichnet zu werden”, sagte Wolff.
Besonderen Anlass zur Freude hatte auch der Gewinner der Silbernen Taube im Internationalen Wettbewerb Ilian Metev. Anlässlich seines Geburtstags bekam er zusätzlich zum Preis einen Kuchen und ein Ständchen des Publikums. Sichtlich gerührt nahm er den Preis entgegen.

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“Es ist in gewisser Weise die Schuld des DOK-Festivals, dass es diesen Film gibt.” Das Preisgeld der Talenttaube 2008 habe ihm die Verwirklichung ermöglicht. Am Sonntag nutzten noch einmal zahlreiche Zuschauer die Möglichkeit sich die Siegerfilme noch einmal anzuschauen, so dass die Zuschauerzahlen etwa auf dem Rekordniveau des Vorjahres liegen dürften.

Die komplette Liste der Preisträger:
www.dok-leipzig.de/festival/preistraeger_2012

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