"Kill your darlings" beleuchtet Allen Ginsbergs wilde Studienjahre. Der US-Amerikaner (1926 - 1997) gilt als einer der bedeutendsten Schriftsteller seiner Generation. Mit Daniel Radcliffe ist ein ehemaliger Zauberlehrling in der Titelrolle zu sehen. Und meistert sie mit Bravour.

Die “Harry Potter”-Ära ist vorbei. 2007 erschien der letzte Roman, 2011 die allerletzte Verfilmung. Joanne K. Rowling schrieb seither zwei mittelmäßige Romane für Erwachsene, die sich wohl nur wegen des Namens der Autorin gut verkaufen. Daniel Radcliffe, der Filmdarsteller von Rowlings Erfolgsfigur, befindet sich indes auf bestem Wege, ein erwachsener Schauspieler zu werden.

Nach dem Oldschool-Horror “Die Frau in Schwarz” (2012) hat der 24-Jährige den Weg zu einem ganz und gar weltlichen Stoff gefunden. In “Kill your darlings” verkörpert Radcliffe den jungen Allen Ginsberg. In Deutschland eher unbekannt, zählt der Literat im englischen Sprachraum zu den wichtigsten Vertretern der Beat Generation.

Der Film erzählt, wie Ginsberg 1944 mit seinen New Yorker Kommilitonen Lucien Carr (Dane DeHaan), Jack Kerouac (Jack Huston) und William S. Burroughs (Ben Foster) auf der Suche nach neuen Lebensentwürfen mit sämtlichen gesellschaftlichen Konventionen bricht.

Die jungen Männer begreifen sich als literarische Avantgarde, durchforsten die Underground-Szene von Greenwich Village, treffen sich in Literaturzirkeln und arbeiten – unter dem Einfluss von Cannabis und anderen Drogen – an ihren Frühwerken.

Der kreative Rausch wird gestört durch Luciens älteren Verehrer David Kammerer (Michael C. Hall), der den jungen Mann immer mehr unter Druck setzt. Schließlich wird ein Mord zur Bewährungsprobe für die Freunde.

Literatur-Geschichte einmal anders. John Krokidas’ Langfilmdebüt erschöpft sich nicht im endlosen Rezitieren von Ginsbergs (Früh-)Werken, sondern zeichnet ein realistisches Bild der New Yorker Untergrund-Szene während des Zweiten Weltkriegs.

Gespickt mit humorvollen Seitenhieben porträtiert der Regisseur eine junge Autorengeneration, die – wie viele vor ihr – in einer spätpubertären Sturm-und-Drang-Phase mit verkrusteten Traditionen brach, um neue literarische Horizonte zu kreieren.

Dabei kann er auf ein herausragendes Ensemble junger Schauspieler zurückgreifen. Daniel Radcliffe verabschiedet sich in seiner ersten großen Charakterrolle endgültig von seinem Potter-Image. Sein Ginsberg ist der Prototyp des Hipsters: Rebellisch, anarchistisch, aufrührerisch.

Krokidas inszeniert die Gründungsphase der Beat Generation als heiteres Coming-of-Age-Drama, das in einem Verbrechen mündet. Seine (tragischen) Helden stressen den Dekan, klauen ein Boot, brechen in die Bibliothek ein. Am Ende ist Kammerer tot. Carr und Kerouac stehen unter Mordverdacht. Wer wissen möchte, wie die Geschichte endet, geht ins Kino. Der Film ist den Eintritt wert.

USA 2013, R: John Krokidas, D: Daniel Radcliffe, Dane DeHaan, Michael C. Hall, 104 Min, FSK 16.

Filmstart ist der 30. Januar, zu sehen in der Schauburg.

Die Seite zum Film:
https://www.facebook.com/KillYourDarlings.derfilm

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