Volker Schlöndorff widmet sich mit seinem neuen Film "Diplomatie" erneut der NS-Vergangenheit. Das Kammerspiel, eine Adaption von Cyril Gélys gleichnamigen Bühnenstück, handelt von den Bemühungen des schwedischen Generalkonsuls Roul Nordling, die Zerstöring Paris' durch den Wehrmachtsgeneral Dietrich von Cholditz abzuwenden.

Zeichnete Schlöndorff in “Der Unhold” ein bildgewaltiges Sittengemälde des Dritten Reichs, fokussiert sich “Diplomatie” auf die innere Zerrissenheit eines ranghohen Militärs. Dietrich von Cholditz (Niels Arestrup) entstammt einer Soldatenfamilie. Der General kämpft bereits in seinem zweiten Krieg. Kein Befehl, den er jemals erhalten habe, sei sinnlos gewesen. Diplomat Roul Nordling (André Dussollier) kämpft folglich auf verlorenem Posten. Über eine Geheimtreppe hat sich der Konsul Zugang zu von Cholditz’ Arbeitszimmer verschafft. Er appelliert an die Moral, an die menschliche Vernunft, schließlich an das Mitgefühl des Mannes, der in der Ukraine Juden ermorden ließ, weil ihm dies so befohlen worden sei.

Das im Film dargestellte Gespräch zwischen von Cholditz und Nordling ist rein fiktionaler Natur. Die Männer hatten vor der deutschen Kapitulation in Paris Kontakt. Nordling trug dazu bei, dass die Nazis am Ende die Waffen streckten, ohne Hitlers Befehl, die Stadt dem Erdboden gleichzumachen, in die Tat umgesetzt zu haben.

Schlöndorff nutzt Gélys Theaterstück als Grundlage, um die Psyche des Wehrmachtsgenerals zu erforschen. Der Film fokussiert sich auf das zugespitzte Wortduell zwischen Protagonist (Nordling) und Antagonist (von Cholditz). Die Handlung verläuft größtenteils in Echtzeit. Schlöndorff hält das Aristoteles’sche Gesetz der Einheit von Raum, Zeit und Handlung fast durchgehend ein. André Dussolier spielt überragend. Niels Arestrup verleiht dem unmenschlichen Bösen eine menschliche Note. Nicht zuletzt deshalb stellt “Diplomatie” eine der besseren Bühnenverfilmungen der letzten Jahre dar.

F/D 2014, R: Volker Schlöndorff, D: André Dussollier, Niels Arestrup, Burghart Klaußner, Robert Stadlober, 84 Min, FSK 12.

Filmstart ist der 28. August, zu sehen in den Passage Kinos.

Die Seite zum Film:
www.diplomatie-film.de

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar