Nach "Und morgen Mittag bin ich tot" widmet sich der deutsche Film mit der Tragikomödie "Hin und Weg" zum zweiten Mal binnen kurzer Zeit dem Thema Sterbehilfe. Filmemacher Christian Zübert kann dem Sujet heitere Seiten abgewinnen, ohne dessen Ernsthaftigkeit aus den Augen zu verlieren.

Hannes (Florian David Fitz) hat sich entschieden. Der 36-Jährige wird sterben. In wenigen Wochen ist es soweit. Der große Tag ist penibel geplant. In Belgien wird ihm ein Arzt ein tödliches Medikament injizieren. Hannes leidet an ALS. Seine Gesundheit geht bergab. Er möchte nicht wie sein Vater im Bett quälend vor sich hinsiechen.

Der Weg zum Tod soll ein heiterer sein. Seit 15 Jahren unternimmt der Frankfurter mit seinen besten Freunden jährlich eine Radtour. Als die Gruppe den wahren Grund des Belgien-Ausflugs erfährt, reagiert sie geschockt. Hannes’ Frau Kiki (Julia Koschitz) war zwar eingeweiht, doch Abschied nehmen fällt ihr schwer. Sein Bruder Finn (Volker Bruch) vesteht die Welt nicht, als er von dem tödlichen Entschluss erfährt. Mutter Irene (Hannelore Elsner) würde ihrem Spross die Entscheidung am liebsten ausreden.

Hannes’ Kumpel Michael (Jürgen Vogel) kennt zwischenmenschlichen Verlust nur aus seinen unzähligen Beziehungen. Welch ein Zufall, dass ihm ausgerechnet unterwegs die lebensfrohe Sabine (Miriam Stein) in den Schoß fällt. Das Ehepaar Dominik (Johannes Allmayer) und Mareike (Victoria Mayer) muss derweil lernen, auf seine Gefühle zu hören.
Welch höllische Qualen ALS, eine unheilbare Erkrankung des Nervensystems, verursachen kann, haben wir im Sommer Dank der “Ice Bucket Challenge” erfahren. Die Muskulatur der Betroffenen baut rapide ab. Die Erkrankten sterben oft einer Lungenentzündung, die durch Schluckstörungen und Lähmung der Atemmuskulatur begünstigt wird.

In Deutschland ist Sterbehilfe nach wie vor verboten. Daher ist es nur verständlich, dass sich unheilbar Schwerstkranke zum Sterben auf den Weg in europäische Nachbarstaaten wie Belgien oder die Schweiz machen, die für ihre liberale Gesetzgebung bekannt sind.

Regisseur Christian Zübert (“Dreiviertelmond”) und Drehbuchautorin Ariane Schröder betten das seriöse Thema in eine leichtmütige Tragikomödie. Ein Portion Drama, eine Prise RomCom und zum krönenden Abschluss noch einen Hauch Feel-Good-Kino. Florian David Fitz geht in seiner Rolle auf. Jürgen Vogel sorgt als Weiberheld für die spaßigen Momente. Volker Bruch und Victoria Mayer amüsieren als streitendes Ehepaar.

“Hin und Weg” ist nicht der ganz große Wurf. Das schwerlastige Sujet ist für eine waschechte Komödie schlicht zu ernst. Allerdings weiß der Film den Zuschauer zu berühren. Dank eines starken Ensembles, eines kurzweiligen Plots und einer stimmigen Inszenierung.

D 2014, R: Christian Zübert, D: Florian David Fitz, Jürgen Vogel, Hannelore Elsner, Miriam Stein, Volker Bruch, Julia Koschitz, 95 Min, FSK 12.

Filmstart ist der 23. Oktober, zu sehen im CineStar und den Passage Kinos.

Die Seite zum Film:
www.hinundweg-film.de

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar