Es gibt so Sachen im Literaturbereich, bei denen jeder ökonomisch geprägte Verlagsmensch mit den Armen rudert und kopfschüttelt. Eine Literaturzeitschrift veröffentlichen ist solch ein Verwunderungserreger. Peggy Hamfler ist das prinzipiell klar - aber völlig egal, wagt sie eben trotzdem die Reise ins Literatenland. Als Chefredakteurin der Literaturzeitung der Universität Leipzig hat sie aber auch Rückendeckung. Volly Tanner fragt nach.

Hallo Peggy. Du bist die Chefredakteurin der Literaturzeitschrift der Uni Leipzig – “Satz & Zeilensprung”. Ein löbliches Projekt, schließlich sind solche Publikationen Talenteschmieden, Experimentierfelder und Diskussionsanreger. Wer kauft das gute Stück? Wie kam es zur Idee und wie finanziert ihr euch? Wird Zeilenhonorar gezahlt?

Die Zeitung wird von StudentInnen der Universität Leipzig gekauft, sie wird jedoch auch überregional per Post versandt. Ich habe 220 Euro vorfinanziert, dafür habe ich vorher gearbeitet, deshalb hat es ein halbes Jahr gedauert, vor allem auch wegen der umfangreichen Planung. Leider können wir noch kein Texthonorar zahlen, aber das ist mein Ziel und das haben die Redakteure auch verdient.

Du selber bist ja auch Dichterin (in deiner Vita steht etwas von 600 Gedichten), richtig mit Veröffentlichungen und Lesungen. Derzeit ist es da aber etwas stiller geworden um dich. Wieso denn das? Ist gerade der große bleibende Roman in der Mache?

Du hast einen sehr guten Instinkt. Mehr will ich dazu jedoch nicht verraten. Ich arbeite jedoch auch neben dem Studium bei der LVZ, beim Schkeuditzer Boten, bei Radio Mephisto, beim Leipziger Stadtmagazin Urbanite! – da muss man sich seine Zeit eben gut einteilen. Ich hätte gerne viel mehr Zeit.Als Journalistin bist Du auch äußerst umtriebig. Was treibt Dich aber an? Neugierde? Weltverbesserwille? Irgendeine frühkindliche Prägung?

Ich habe zwei soziale Berufe gelernt, Kinderpflegerin und Sozialassistentin. Natürlich unterhalte ich mich gern mit Menschen. Wenn du meine Biographie ansiehst – ich bin in den letzten sechs Jahren sieben Mal umgezogen, da sieht man schon, dass ich es liebe, Menschen kennen zu lernen und neue Um-Felder zu entdecken. Naja, die Welt verbessern will doch jeder.

Du bist auch jahrelang schon am Malen. Gibt es da ein Thema? Ein all deine Bilder verbindender Grundton? Und wenn ja, welcher und warum gerade der?

Nee, eben gerade nicht. Du findest keinen roten Faden. Das ist die heutige Zeit, die mich auch sehr prägt, die Gesellschaft der Wechselhaftigkeit. Na gut, ich liebe Kontraste – farbenfröhliche Bilder, aber auch düstere Themen. Ich wünsche mir schon seit Längerem, einmal im Großformat einen richtigen Toten malen zu dürfen, sozusagen im Sarg mit Seidentuch und Manschettenknöpfen – doch das wird wohl erst, wenn ich älter bin. Kennst du das Musical “Elisabeth und der Tod” – ich liebe das!

Eine Literaturzeitschrift – zurück zum Thema – braucht ja auch Zeit, um Wirksamkeit zu entfalten, um sich ins Gedächtnis zu graben. Wie wollt ihr durchhalten? Wohin flattern die Blätter in Zukunft? Gibt es Visionen?

Es soll immer besser werden, brisanter, aktueller und natürlich auch als Hochglanzmagazin enden, immer überregionaler gelesen werden. Alles wandelt sich – pantha rei, wie der alte Grieche sagte. Man darf nichts festhalten und niemals traurig sein, wenn etwas nicht gelingt.

Du schreibst auch für den Leipziger Freimaurer Verlag. Wie kommt frau denn dazu? Ich dachte, das ist ein recht in sich geschlossener Verein. Dein Vater gar Meister vom Stuhl?

Um Gottes Willen. Ich bin keine Freimaurerin, ich bin Katholikin mit Fleisch und Blut. Aber psst, wir sind hier in Leipzig. Ich arbeite gerade an dem Thema “Frauen in der Freimaurerei”, weil ich das gerne und oft kritisiere – da gibts schon vereinzelt Frauenlogen und Königinnen waren oft Logenmeisterinnen, den Autor Guntram Seidler aus Halle habe ich dazu interviewt und Marita Gründler, die Großlogenmeisterin von Deutschland. Das wissen viele nicht, das ist kein reiner Männerverein! Sind aber eben viel zu wenige Frauen! Ich bin emanzipiert, ich werde das immer wieder ansprechen.

Danke Peggy für deine Antworten. Und hier kannst du gern auch noch Hilfeaufrufe und Mitarbeitswünsche äußern.

Wir suchen immer Layouter, Fotografen und engagierte Redakteure, die sich an hochaktuelle und brisante Themen wagen wollen. Bei der Literaturzeitung kann sich jeder an die großen Themen wagen, ich werde meinen Mitarbeitern immer dabei den Rücken frei halten, zur Not verleihe ich auch meine Kamera und komme mit, falls jemand sich ein zu “großes” Thema ausgesucht hat … Jeder kann sich nach seiner Facon verwirklichen! (Lächelt)

Na dann: Toi Toi Toi! Herzlichen Dank für das Interview.

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