Im kunterbunten KrachBumm der Sommerevents in Leipzig haben inhaltsbezogene Festivals nicht gerade die volle Aufmerksamkeit des Kulturvolks. Ist's doch leichter zu lümmeln und zu bummeln und eben nicht das Hirn zu betätigen in brütender Mitteljahrestemperatur. Der Leipziger Bewegungskunstpreis ist dagegen eine Erfolgsgeschichte, optimal in der Nische aufgestellt, hochqualitativ und nun zum Festival gereift. Ronald Schubert lebt seine Kuratorenschaft und hat feine Antworten auf Tanners Fragen.

Hallo Ronald Schubert. Zum neunten Male wird heuer der Leipziger Bewegungskunstpreis verliehen. Was soll das denn sein – Bewegungskunst?

Ganz einfach – alle darstellenden Künste sind bewegt. Zum einen bewegen sich die Künstler und zum anderen, im Idealfall, ist das Publikum auch bewegt. Der auf den ersten Blick vielleicht etwas sperrige Name hat sich in den letzten Jahren gut etabliert und ist zusammen mit der eigens angefertigten Preisfigur zu einem Aushängeschild der Leipziger freien Szene geworden. Andererseits subsumiert dieser Name alle Varianten und Spielarten der freien Leipziger Theaterlandschaft. Bewegung steckt aber auch im privaten Engagement unseres Hauptförderers – dem Leipziger Anzeigenblatt Verlag und seinen Kunden. Es steht beispielhaft für eine Bewegung aus der Bürgerschaft, die sich für die freie Kunst in Leipzig einsetzt.

Dies Jahr gibt’s erstmalig zum Preis auch ein Festival. Wozu denn das? Was brachte die Pro-Entscheidung?
Der mit 5.000 Euro dotierte Preis förderte bisher Neues. Das heißt, dem Preisträger nutzen die Mittel z.B. direkt für eine Neuproduktion als Anschubfinanzierung. Problemfelder für die freien darstellenden Künstler sind aber nicht nur die Finanzierung neuer Arbeiten, sondern auch die Präsentation bestehender. Dort setzen wir mit dem Festival an. Die fünf Nominierten werden komprimiert dem Leipziger und dem auswärtigen Publikum präsentiert. Wenn sich daraus eine Plattform für Theaterveranstalter und Fachleute entwickelt, die die Leipziger Produktionen nach außen tragen, so ist dies ausdrücklich erwünscht.

Wie muss sich denn der geneigte Kulturaffine das Festival so vorstellen? Warum soll das Volk den Bratwurstgrill im Clarapark verlassen und Eurem Programm folgen?

Eine Best-Of-Show der letzten Theatersaison, komprimiert an zwei Tagen (11.+12. Juli) ist ein prima Grund sich vom Bratwurstgrill zu lösen. Ich kenne außer unserer Jury niemanden persönlich, der alle fünf Nominierten bereits gesehen hat. Außerdem ist die Spannung am Verleihungsabend, Freitag, 12. Juli, 21:30 Uhr im Westflügel, kaum zu toppen. Schließlich werden der Preisträger und in diesem Jahr auch erstmals der Publikumspreisträger (gestiftet von LOFFT) bekanntgegeben. Begleitet wird der Abend durch die Schauspieler Raschid D. Sidgi und Petra Hartung. Und wer die Bratwurst verpasst hat – nach der Verleihung gibt es Sekt, Häppchen und Party.

Du selber hast ja 10 Jahre, bis 2012, das Leipziger Tanztheater LTT geleitet. Was machst Du jetzt so und warum endete Dein Engagement als Leiterfigur?

Leit(er)figur bin ich immer noch. Nun aber für die Initiative 4fürTANZ. Nach den knapp zehn Jahren war es für mich Zeit für eine Veränderung. Mit 4fuerTANZ widmen wir uns mit Gleichgesinnten der Förderung des zeitgenössischen Tanzes in der Region. Profiproduktionen, kommunale Projekte mit Tanzkünstlern die in Schulen und in sozial schwierigem Umfeld arbeiten, Tanzwissen bzw. Vermittlung und ein Produktionszentrum für darstellende Künste stehen dabei im Fokus. Am 12. September kommt eine neue Produktion von Irina Pauls – “Second Splash” auf die Leipziger Bühne. Sie bildet die Nachfolge der im letzten Jahr sehr erfolgreich im Stadtbad gelaufenen “Tanzt die Männerschwimmhalle” Performance. Hier leite ich die Produktion mit dem Träger 4fürTANZ. Ich bin außerdem als Repräsentant für die Bundesinitiative “Deutschland – Land der Ideen” unterwegs, bin freischaffend tätig und verbinde meinen wirtschaftlichen Bildungshintergrund mit meiner Leidenschaft für die Kunst.

Der Leipziger Bewegungskunstpreis ist der einzige privatwirtschaftlich finanzierte Preis und der höchstdotierte für die freie Szene in Leipzig. Was kann solch ein Preis? Nur Schaufenster sein ist ja nicht wirklich das Non plus Ultra.

Schaufenster sein ist ja nicht das Schlechteste. Die Dotierung ist ebenso nicht zu vergessen – sie hilft durchaus Neues zu gestalten. Die erlangte Reputation einer Nominierung oder der Preisträgerschaft fällt ebenso ins Gewicht wie eine breite Öffentlichkeit. Zurecht haben die Künstler dies in den vergangenen Jahren bereits rege genutzt. Tatsächlich steckt aber auch eine Identifikation mit und innerhalb der Szene dahinter. Der Bewegungskunstpreis ist ein Preis für das Leipziger Publikum aber auch ganz besonders für die Szene-Akteure selbst. Während solch ein gemeinsamer Identifikationsfaktor in anderen sächsischen Städten noch kaum vorhanden ist haben wir in Leipzig so etwas bereits für die darstellenden Künstler. Und zwar seit 2005.

Und wie geht’s mit Dir nach dem 2013er Jahrgang des Bewegungskunstpreises weiter?

Nach dem Festival und der Verleihung ist vor dem Bewegungskunstpreis 2014. Das noch geheime Ziel, den Bewegungskunstpreis und sein Festival zu einem europäischen Theaterfestival auszubauen, ist noch nicht erreicht. Ihm widme ich meine volle Aufmerksamkeit.

Danke Ronald Schubert

Danke auch dir Volly, dass du am 12. Juli den Theaterreiseleiter machst und unser Publikum von der Karl-Heine-Straße zum Lindenauer Markt und zurück bringt.

ONLINE-TICKETS: www.eventim.de

VORVERKAUF (bis einen Tag vor Veranstaltung): Schauspiel Leipzig (Tel 0341-12 68 168) und an allen bekannten Vorverkaufsstellen

www.bewegungskunst-leipzig.de

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