Weil er Marihuana für den Hausgebrauch angebaut hatte, wurde heute der Prozess gegen Bernd Z. vor dem Landgericht Leipzig eröffnet. Fünf Pflanzen soll er Anfang 2011 in seinem extra dafür umgebauten Küchenschrank gezogen haben. Das Grünzeug soll zu seinen besten Zeiten zwei Meter hoch gewesen sein. So gibt es Bernd Z. offen zu. "Doch es hatte kaum THC-Gehalt", sagt er.

Nur eins bis eins Komma fünf Prozent Tetrahydrocannabinol, wie THC ausgeschrieben heißt, soll es beinhaltet haben. Zum Vergleich: Marihuana, welches die Polizei bei professionellen Dealern findet, beinhaltet um die 15 Prozent der halluzinogenen Säure.

Bei Bernd Z. geht es aber auch darum, dass er drei Jungen im Alter von 13, 15 und 16 Jahren von seinem Hasch angeboten haben soll. Den 15-jährigen Dominik F. soll er sogar versucht haben als Dealer zu gewinnen. Den Gewinn hätten sie geteilt: Hälfte Hälfte habe er ihm angeboten, so hat es der Junge ausgesagt. “Das stimmt nicht”, beteuert Bernd Z. Außerdem hätten ihn die Jungen beklaut. Er hatte einem von ihnen ein Blatt Marihuana mitgeben wollen. “Die Blätter haben so gut wie kein THC, das kann jeder auf Wikipedia nachlesen. Und sie sehen ja hübsch aus”, berichtet er.

Als er von der Toilette zurückgekommen sei, habe er jedoch entdeckt, dass die Jungs die Blüten und Triebe, welche stärker THC-haltig sind, abgeschnitten und sich aus dem Staub gemacht hatten.

Wenige Tage nach diesem Zwischenfall erleidet der psychisch kranke Mann einen Schub. Seine Schizophrenie lässt ihn wieder leiden. Er wähnt sich verfolgt. Er wirft Gegenstände aus dem Fenster seiner Erdgeschosswohnung. Nachbarn alarmieren die Polizei und als die Beamten vor der Tür stehen, bittet er sie herein und nimmt einen Zug aus der bereit stehenden Bong auf dem Wohnzimmertisch. So berichten es die Polizisten. Sie bringen den Wirres Redenden ins Krankenhaus.

Bernd Z. gestaltet sich als komplex, denn wegen seiner Krankheit wird er wohl für einige der beschriebenen Taten schuldunfähig sein. Er stellt sich selbst als Opfer der Jugendlichen dar, die ihn falsch belasten wollen. “Aber dass, wo immer Sie wohnen, Kinder Sie falsch belasten, fällt Ihnen schon auf?” fragte ihn Richter Berthold Pfuhl heute direkt. Es hat wohl auch damit zu tun, dass Bernd Z. deren Nähe sucht, weil er bisexuell ist und “auf Jüngere steht”, wie er selbst sagt.

Mittlerweile hat er dem Marihuana, welches er 30 Jahre lang konsumiert hat, entsagt. Er lässt sich therapieren und ist seit Mitte Februar clean. Sein Prozess läuft noch bis Ende April.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar