Zuerst lachten Erik Fischer und Jennifer Junge. Sie radelten durch das Waldstraßenviertel, als ihnen ein Mann auf einem Postfahrrad entgegen kam. "Er hatte keine Uniform an und eierte mit dem Rad herum, das fanden wir ulkig aber dachten uns nichts dabei", so Fischer. Dann kam eine Postfrau aus einem Hauseingang gelaufen und rief, dass ihr Rad gestohlen wurde.

“Wir sind also hinter ihm her”, erzählt der 25-jährige Soldat. Es geht im Zickzack durch’s Waldstraßenviertel, von der Fregestraße in die Tschaikowskistraße und zurück. Dann streckt Fischer – er hat eine Nahkampfausbildung gemacht – den Dieb nieder. Wolf Müller kommt hinzu. Der 37-jährige Arzt fand es erst kurios, wie Fischer den mutmaßlichen Dieb auf den Boden drückte.

“Dann fiel bei mir der Groschen”, so Müller. Zu dritt haben sie Mühe, den Mann in Schach zu halten. “Er schrie immer wieder, er sei gar nicht der Täter sondern habe selber die Verfolgung des wahren Diebes aufgenommen”, berichtet Jennifer Junge. Immer wieder seien Leute vorbeigegangen und hätten geguckt. “Aber gesagt oder geholfen hat keiner.” Dann war auch schon die Polizei vor Ort und kümmerte sich um den mutmaßlichen Rad-Klauer. “Es gab einen offenen Haftbefehl”, so Jens Galka, der Leiter des Polizeireviers Leipzig Zentrum. Also wanderte der Mann erst einmal ins Gefängnis, bis er seine offene Geldstrafe bezahlte und wieder auf freien Fuß kam.
Während der Vorfall, welcher sich am vierten Mai ereignete, nun vom Gericht geklärt werden muss, erhielten die drei mutigen Zivilisten jetzt von der Polizei ein Dankeschön: Für jeden einen Blumenstrauß und ein Notizmäppchen mit Polizeiwappen. “Der Einsatz der jungen Leute ist nicht selbstverständlich”, sagt Polizei-Pressesprecher Uwe Voigt. Viele schauten weg und selbst wenn sie einen auf dem Postrad sähen, der da augenscheinlich nicht hingehört, trauten sie sich nicht, etwas zu sagen.

“Dabei hilft es schon viel, wenn sie uns nur anrufen”, ergänzt Revierleiter Galka. “Fast jeder hat heute ein Handy dabei – einfach durchrufen und uns eine Personenbeschreibung geben, das hilft schon viel.” Und bei diesem Pressetermin erinnern die Polizisten gern daran, dass sie schnell vor Ort waren. “Um 11:45 Uhr kam der Anruf, um 11:49 Uhr waren wir da”, so Galka. Müller witzelt: “Die Reifen haben gut nach Gummi gerochen.” Der Polizeisprecher zu den Journalisten: “Schreiben Sie das mit rein.”

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