Marcus Stück ist manchem sportbegeisterten Leipziger vielleicht als psychologischer Betreuer der Spielerinnen des HC Leipzig bekannt. Er ist in Leipzig geboren, hat hier studiert, promoviert und habilitiert. Und er weiß aus seiner eigenen Erfahrung am besten, dass das Glück nicht vom Himmel fällt, sondern im Kopf der Menschen beginnt.

Und wenn man schon über Glück und Liebe spricht, ist man auch schnell bei der Gesundheit. Denn auch Gesundheit ist kein Zufall, sondern in hohem Maße abhängig vom Wissen und Verhalten der Menschen. Da geht es nicht nur um das Wissen, wie man sein Leben möglichst gesund organisiert, sondern auch darum, wie man sich selbst ein glückliches Leben organisiert. Und das ohne die üblichen Krücken, die die Werbung tagtäglich verspricht. Glück kann man nicht kaufen, egal wie teuer ein Eigenheim, ein Auto oder eine Lustreise sind.

Auch Menschen, die keines der bunten Angebote aus der Werbung annehmen, können glücklich sein. Der “Schalter” sitzt direkt im Kopf. “Carpe diem” hieß das einst bei den alten Griechen – und das bedeutete nicht, aus einem 24-Stunden-Tag einen 48-Stunden-Tag zu machen, wie das die Möchtegern-Mehrleister von heute gern behaupten. Es heißt: Sein eigenes Leben wieder leben, mit allen Sinnen und mit dem Verständnis für das, was wirklich wichtig und guttuend ist.

Liebe natürlich.

Aber auch Liebe kann man nicht kaufen. Liebe ist ein Geschenk, das anzunehmen man bereit sein muss. Manchmal muss man auch was dafür tun, über den eigenen Schatten springen oder lernen, zu wachsen mit der Liebe und der Partnerschaft.

Das Beeindruckendste an der 1989 gedrehten Komödie “Harry und Sally” mit Meg Ryan und Billy Crystal ist ja nicht die beeindruckende Stöhnszene im Restaurant – es sind die eingeblendeten Sofa-Monologe gemeinsam alt gewordener Paare, die davon erzählen, wie sie einander gefunden, sich zusammengerauft und es miteinander ausgehalten haben.

Was natürlich gleich die erste Frage ergibt, die Viele umtreibt: Wie schafft man das? Wie kann man aus dem ersten Herzflattern und der ersten berauschenden Gemeinsamkeit mit Hochzeit, Flitterwochen und erstem Kind etwas machen, was länger hält? Wie schafft man die Grundlagen für eine Partnerschaft, die auch – wie es im alten Trauspruch heißt – hält “in guten und in schlechten Tagen”?

Motto: Drum suche, wer sich ewig bindet …/Rezepte für Langzeit-Liebe
Frage: “Manchmal sehe ich im Park Paare jenseits der 70, die Händchen haltend spazieren gehen. Was machen die richtig?” Franziska M. aus Leipzig.

Marcus Stück: Es gibt Studien, die das Verhalten von Paaren untersuchen, die mehr als 50 Jahre verheiratet sind. Was sie alle gemeinsam hatten, war eine lange Vorlaufzeit bis zur Heirat. Denn es ist immer schwierig, sich auf Dauer zu binden, wenn man emotional so tief ergriffen ist, dass man eine Illusion über den Anderen aufbaut. Besser ist es, die Phase des frisch verliebt Seins abzuwarten.

In lang anhaltenden Beziehungen, so wurde herausgefunden, ist der Mann außerdem etwas älter als die Frau.

Entscheidend jedoch ist vor allem, wie die Paare Konflikte lösen. Gut funktionierende Paare übertragen ihre eigenen Probleme nicht auf andere, sie haben Respekt voreinander und Verständnis für die Bedürfnisse des anderen – die sie auch zu befriedigen zu versuchen.

In Untersuchungen wurde gezeigt, dass diejenigen, die nach Jahren noch zufrieden sind, ihre Konflikte weniger emotional lösen, die Schwächen des Anderen tolerieren und darüber gemeinsam lachen können.

Außerdem gilt für glückliche Paare, dass sie häufiger Gefühle der Freude bereits morgens beim Aufstehen austauschen.

Wichtig ist auch, dass beide Seite wissen und akzeptieren, dass Männer und Frauen unterschiedliche Erwartungen an Beziehungen haben. In einer weiteren Studie, die zur Beantwortung der Frage herangezogen werden kann, erklärten Frauen, dass ihnen Liebe an erster Stelle wichtig sei. Dann käme ein “ausgeglichenes Verhältnis von Geben und Nehmen”, “Heim, Familie, Kinder”, das Bewusstsein, dass es “Zwei für eine gelingende Ehe” braucht sowie “Verständnis und Geduld”.

Männern sind ebenfalls “Zwei für eine gelingende Ehe” wichtig. Dann kommen “Ehrlichkeit und Vertrauen”, ein “ausgeglichenes Verhältnis von Geben und Nehmen”, “Heim, Familie, Kinder” und erst zum Schluss das romantische Gefühl von Liebe. Das heißt, Männer und Frauen verhalten sich oft spiegelverkehrt. Der eine ist des Anderen Spiegelbild. Wenn das akzeptiert wird, können Beziehungen gelingen. Frauen sollten auch die Besonderheit der Männer akzeptieren, dass sie sich in Beziehungen oft defensiv verhalten.

Männer müssen dagegen gelassen bleiben, wenn Frauen emotionaler reagieren und sich über vieles kritischer äußern. Liebe Männer, aus meiner männlichen Sicht gilt: Sich auf einen Beziehungskampf mit der Frau einzulassen, sollten Sie lieber bleiben lassen.

Natürlich gibt es viele, viele Fragen um das Thema Liebe und Partnerschaft, manchmal recht verzwickte. Marcus Stück hat sich bereit erklärt, sie auf L-IZ zu beantworten. Wer Fragen hat, kann sie per E-Mail direkt an die L-IZ schicken: liebe@l-iz.de

Kontakt und Informationen zu Dr. Marcus Stück findet man auch auf der Website des Zentrums für Bildungsgesundheit: www.bildungsgesundheit.de

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