So ein bisschen haben Leipzigs Stadtratsfraktionen mittlerweile auch ein bisschen Spaß daran, den Sozialbürgermeister Thomas Fabian (SPD) zu ärgern. Gerade wenn es um Kindergärten, verfügbare Plätze, angekündigte Bauvorhaben und die tatsächliche Umsetzung geht. Zu oft war die Kluft zwischen angekündigten Neubauten und tatsächlichen Eröffnungen zu groß. Da muss Thomas Fabian selbst im Jahr 2014 aufpassen, dass er keine falschen Zahlen nennt. Oder das falsche Quartal.

Dabei nimmt ihn nun die FDP-Fraktion mal wieder beim Wort. Für die Stadtratssitzung am 21. Mai – die letzte vor der Kommunalwahl am 25. Mai – hat sie eine kleine bissige Anfrage formuliert.

“In der Ratsversammlung am 21. November 2013 wurde die Kitabedarfsplanung für das Jahr 2014 beschlossen. Bürgermeister Prof. Fabian sagte in der Vorstellung der Vorlage wörtlich (Auszug aus dem Verlaufsprotokoll): ‘Allein im ersten Quartal 2014 seien nach aktuellem Stand 30 Spatenstiche geplant.’ – Am 9. April 2014 wurde nun der Grundstein für die Kita in der Gohliser Straße gelegt. In einer Pressemitteilung der Stadtverwaltung heißt es wörtlich: “Nach der Marcusgasse 7 und der Bornaischen Straße 184 wurde heute damit der dritte Grundstein für eine Kindertagesstätte in diesem Jahr gelegt.”

Da wird sich Thomas Fabian bestimmt schon grimmig in die Zunge gebissen haben. Das 1. Quartal ist im Grunde eines, in dem im Bau so gut wie nichts passiert. Weils von Januar bis März meistens kalt und ungemütlich ist. 2014 war das zwar ein bisschen anders. Aber auch die Baustellen in der Bornaischen Straße und in der Gohliser Straße, wo die Stadt zwei große Kindertagesstätten für jeweils 165 Kinder baut, begannen erst im März. Und in beiden Fällen lud die Stadt erst im April zur Grundsteinlegung ein. In der Bornaischen am 7. April und in der Gohliser am 9. April. Und der April gehört nun doch schon zum 2. Quartal.Also fragt die FDP:

“1. Trifft es zu, dass im ersten Quartal nicht 30 sondern nur zwei Kitabauten begonnen werden konnten?
2. Wie viele Baubeginne und wie viele Inbetriebnahmen können nach aktuellem Stand in diesem Jahr realisiert werden?
3. Wie viele Mitarbeiter betreuen insgesamt die Planung und Überwachung von Kitabauten in Leipzig?”

Am 7. April meldete die Stadtverwaltung noch: “Der Bauboom für Kindertagesstätten in Leipzig geht weiter: Bereits am kommenden Mittwoch wird der nächste Grundstein gelegt, für die Kindertagesstätte in der Gohliser Straße. Im Leipziger Süden gibt es insgesamt sieben Bauprojekte: Frohburger Str. 33, Arndtstraße 46, Gustav-Freytag-Straße 33a, Gustav-Freytag-Str.aße 31, Scheffelstraße 42 KK, Scheffelstraße 42 KG).”

Am 9. April eilte dann Bürgermeister Thomas Fabian persönlich in die Gohliser Straße 5, um den Grundstein für die neue Kindertagesstätte zu legen. Bis Ende des Jahres entstehen hier 165 neue Kita-Plätze, 45 davon für Kinder im Krippenalter.

Die Baukosten für den Neubau betragen knapp 3,4 Millionen Euro, davon stellen der Bund rund 490.000 Euro und der Freistaat Sachsen ca. 895.000 Euro zur Verfügung. Der kommunale Anteil beläuft sich auf rund zwei Millionen Euro. Das Gebäude entsteht nach Plänen des Leipziger Büros Wittig Brösdorf Architekten.

Die Kindertagesstätte ist als integrative Einrichtung geplant und wird barrierefrei gebaut. Das eingeschossige und nicht unterkellerte Gebäude erstreckt sich entlang der Gohliser Straße und gliedert sich in zwei zueinander versetzte Gebäudeabschnitte. Über die gesamte Länge orientieren sich Nebenräume zur Gohliser Straße. Das Gebäude bildet somit einen Rücken zur lärmbelasteten Gohliser Straße aus und öffnet sich zur rückwärtigen Grünfläche.

Ein Grundstein gelegt wurde in diesem Jahr auch schon in der Marcusgasse 7. Und im Stadtbezirk Mitte, zu dem die Kita Gohliser Straße 5 gehört, entstehen nach Informationen der Stadt noch weitere acht Kindertagesstätten: Blumenstraße 9-11, Lößniger Straße 10, Linnéstraße 8, Goyastraße 4, Gutenbergplatz 2-4 KG, Tarostraße 17/19, Bayrischer Bahnhof, Nonnenmühlgasse. Wenn sie entstehen. Denn in den meisten Fällen sind Freie Träger die Bauherren. Die Stadt kann das Projekt zwar fachlich begleiten, hat aber weniger Einfluss darauf, ob und wann tatsächlich gebaut wird. Es waren in der Vergangenheit meistens Projekte Freier Träger, die an diversen Hürden scheiterten und manchmal verspätet, oft auch gar nicht umgesetzt wurden, obwohl sie in der Planung der Stadt standen.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar