Elternsein ist eine der intensivsten und verantwortungsvollsten Aufgaben überhaupt. Gleichzeitig gibt es dafür keinen festen Fahrplan. Zwischen gut gemeinten Ratschlägen, widersprüchlichen Meinungen im Netz und der ständigen Frage „Mach ich das richtig?“ geraten viele Erziehende schnell unter Druck. Dabei scheint es für Eltern ratsam zu sein, die Bedeutungen von Kooperation und Kommunikation in der Erziehung zu verstehen, um so einen eigenen Weg zu finden.

Komplexe Anforderungen an Erziehende

Erziehende sind permanent gefordert. Schließlich ist Elternsein ein 24-Stunden-Job. Jeden Tag warten neue Herausforderungen, auf die man sich erst einmal einlassen muss. Gleichzeitig gibt es unterschiedlichste Erziehungsmethoden und nicht jede entfaltet sich bei jedem Kind gleich. Es ist also die Aufgabe der Erziehungsperson, eine Leitlinie zu finden, die das Kind unterstützt und mit der eigenen Familienvorstellung übereinstimmt.

Nicht nur die Meinungen im Internet liegen hier naturgemäß weit auseinander, auch die Ansätze der Fachliteratur zum Thema Erziehung könnten unterschiedlicher kaum sein. Viele Eltern stellen sich somit die Frage: „Was ist nun die richtige Erziehungsmethode?“

Doch eine perfekte Erziehungsmethode gibt es eben nicht. Aber es gibt Wege, wie man mitunter herausfinden kann, was zu einem selbst, dem Kind und der Familiensituation passt. So kann mit Beobachtung festgestellt werden, ob das Kind zum Beispiel besser auf sanfte Hinweise oder klare Regeln reagiert.

Oder ob es mit Strukturen besser klarkommt oder doch eher von viel Freiraum profitiert. Letztendlich ist es ebenso wichtig als Elternteil einmal die eigenen Werte zu reflektieren. Erziehung ist kein festes Rezept. Es ist ebenso okay, Dinge auszuprobieren und anzupassen. Was heute funktioniert, kann in einem Jahr überholt sein – Kinder entwickeln sich ja ständig. Wichtig ist, dass sich das Kind stets geliebt, sicher und verstanden fühlt.

Aus dem Rhythmus gekommen

Außergewöhnliche Belastungen für den Mikrokosmos „Familie“ können beispielsweise eine schwere Erkrankung eines Familienmitgliedes sein, was den Erziehungs- und Familienalltag stark beeinflussen kann. Kinder mit einer schweren Erkrankung benötigen häufig mehr Aufmerksamkeit, Struktur und Fürsorge, was bei Eltern zu einer ständigen Gratwanderung zwischen Schutz und Förderung führen kann.

Allein 15-20 % aller Kinder sind von Neurodermitis betroffen, einer chronischen Hauterkrankung. Zudem können berufliche Sorgen, Terminbelastungen und emotionale Erschöpfung die elterliche Geduld und Gelassenheit auch mal auf die Probe stellen. Wird die Erschöpfung zu groß oder leiden auch Geschwisterkinder darunter, ist es bestimmt ratsam, Unterstützung von außen (z. B. durch psychosoziale Beratung oder Selbsthilfegruppen) in Anspruch zu nehmen.

Manchmal gerät die kleine Welt aus dem Gleichgewicht. Foto: rubberduck1951 via pixabay

Miteinander statt Gegeneinander

Damit Erziehung gelingen kann, ist das Zusammenwirken verschiedener Akteure von großer Bedeutung. Eltern, Lehrkräfte und andere Bezugspersonen bringen jeweils ihr eigenes Erfahrungswissen ein und können in einem offenen Dialog voneinander lernen. Klar definierte Rollen und ein respektvolles Miteinander reduzieren Reibungspunkte und Missverständnisse.

Oft ist das größte Hindernis unzureichende Kommunikation: Kinder spüren rasch, wenn die Erwachsene in ihrem Umfeld keine einheitliche Haltung besitzen. Ein konstruktiver Umgang mit Differenzen ermöglicht es hingegen, Kompromisse zu finden und sich bestmöglich auf den Bedarf der Kinder einzulassen. So entsteht eine Atmosphäre, in der Erziehung nicht als einseitige Maßnahme verstanden wird, sondern als Prozess des gemeinsamen Wachsens.

Es muss nicht immer ein großer Ausflug sein. Schon 10 Minuten ungeteilte Aufmerksamkeit können den Tag des Kindes besonders machen. Foto: Dana auf Pixabay

Tipps für den Alltag

Für viele Erziehenden ist es herausfordernd, im Tagesablauf neben Beruf und Haushalt auch noch Raum für individuelle Förderung zu schaffen. Dennoch kann es hilfreich sein, Rituale zu etablieren wie ein gemeinsames Frühstück oder eine feste Vorlesezeit. Auch kleine Anliegen sind für Kinder groß. Ein kurzer Gedankenaustausch am Abend kann zum Beispiel bei der Selbstreflexion helfen und zudem dem Kind das Gefühl vermitteln, auch gehört zu werden. Kinder lernen oft durch Nachahmung.

Das ist nicht nur bei praktischen Fähigkeiten zu beobachten, sondern auch bei dem Umgang mit Konflikten und Emotionen. Viele Elternteile leiden unter Stress, sei es durch die Arbeit oder den Haushalt bedingt. Ein wichtiger Tipp ist es als Elternteil, die Selbstfürsorge nicht zu vernachlässigen. Nur wer selbst einigermaßen in Balance ist, kann geduldig und präsent sein. Auch kleine Auszeiten oder Gespräche mit Freunden können den Eltern helfen, Kraft zu tanken.

Perspektiven in der Zusammenarbeit

Viele Erziehungseinrichtungen experimentieren inzwischen mit neuen Ansätzen, um der Individualität der Kinder gerecht zu werden. Außerdem werden Eltern öfter in schulische Entscheidungen einbezogen, wodurch die Verantwortung geteilt und Akzeptanz gefördert wird. Darüber hinaus haben zahlreiche Gemeinden erkannt, dass ein funktionierendes Netzwerk zwischen Vereinen, Beratungsstellen und Bildungsinstitutionen essenziell ist, um junge Menschen, aber auch die Erziehungsberechtigten bei ihren Interessen zu unterstützen.

Gleichzeitig darf nicht übersehen werden, dass viele Schulen derzeit an ihre Belastungsgrenzen stoßen: Personalmangel, wachsende Anforderungen und strukturelle Defizite erschweren die Arbeit mit den Kindern. Umso wichtiger wird die Zusammenarbeit aller Beteiligten, um im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten stabile Umfelder und Räume zu schaffen. Ein Schlüsselwort in der Erziehung ist und bleibt „Kommunikation“.

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