Der Runzelhornvogel zieht das durch, was so manch einer in der Menschenwelt sich hin und wieder denkt: Er mauert seine "Alte" in einem kleinen Kabuff für ein paar Monate ein. Doch Ruhe hat er vor ihr nicht, will er auch nicht. Nein, mit der "Verbannung" fängt die Arbeit erst richtig an.

Gondwanaland-Leiter Michael Ernst kennt alle seine Tiere in der Tropenhalle, zumindest alle, die der Zoo sich zugelegt hat, er und sein Team kennen ihre Gewohnheiten und ihre Besonderheiten. Bekanntlich hat jedes Tier von beidem genügend und die meisten mussten schon beim Bau der Halle berücksichtigt werden.

So steht im Gehege der beiden Runzelhornvögel ein künstlicher Baum mit einer integrierten Höhle. Sie ist für die Nashornvögel ein wichtiger Ort, in der Brutzeit der wichtigste, wie Ernst und Team wissen. “Nachdem sich die Vögel gepaart haben, geht das Weibchen mit den Eiern in diese Höhle.”Die Zootierpfleger im Gondwanaland sind bestens auf dieses Szenario vorbereitet. Mit der Baumhöhle ist es nämlich nicht getan. “In der freien Natur mauern die Männchen ihr Weibchen zum Schutz Stück für Stück mit Lehm ein, den sie von überall holen. Wir stellen ihnen den Lehm in einer großen Wanne zur Verfügung.” Das Pärchen kann so unter halbwegs authentischen Bedingungen seinen Nachwuchs bekommen, beobachtet vom Zoo-Team, denn die Höhle wird videoüberwacht. Nicht zuletzt, weil sich das Weibchen während der Brutzeit auch noch mausert, also komplett ihr Federkleid abwirft und ein neues durch Wachstum entsteht.

“Währenddessen hat auch das Männchen reichlich zu tun, denn er muss sein Weibchen mit Essen versorgen, fliegt deshalb umher, um Futter aufzutreiben.” Beim Zumauern hat der Runzelhornvogel, dieser “Fuchs”, eine kleine Öffnung, gerade mal schnabelgroß, gelassen, um das Fressen durchzuschleusen. Ein Glück, dass das Weibchen nicht wählerisch ist und nur Insekten und hin und wieder einen Frosch haben möchte. Die Brutzeit der Vögel beträgt ungefähr einen Monat, danach dauert es noch mal zwei Monate, bis die Jungtiere flügge werden. Wenige Tage bevor das passiert, hackt das Weibchen die Höhle von innen wieder auf und sorgt zusammen mit dem Männchen für die Rundumversorgung der Kleinen, die irgendwann aus der Höhle entschwinden.

Auch sie werden einen Partner finden, mit dem sie, wie im Milieu der Runzelhornvögel üblich, sehr lang zusammenleben werden. Sie sollten sich dabei allerdings nicht irritieren lassen, dass ihr Partner anders aussieht als sie. Männchen sind deutlich farbenfroher auf und am Schnabel, Weibchen dagegen eher zurückhaltend “gekleidet” mit wenigen blauen Einsprengseln in dieser Gegend.

Bisher weiß niemand genau, wie alt ein Runzelhornvogel werden kann. Die ältesten Vögel sind älter als die Wissenschaft, die sich mit diesen Tieren, die vornehmlich in Malaysia und Indonesien zu finden sind, beschäftigt. Das älteste Tier soll wohl 47 Jahre alt geworden sein. Er wird sicher zu dem Zeitpunkt nicht nur am Schnabel runzlig gewesen sein, denn davon haben die Tiere ihren Namen.

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