Noch im ersten Quartal 2013 sollen die ersten der vorerst zehn Leipziger Seniorenbüros eröffnet werden, heißt es aus dem Leipziger Sozialamt. Es lägen "hinreichend viele Bewerbungen von qualifizierten Einrichtungen" vor. Damit setzt die Stadt das Konzept zur Neuausrichtung der offenen Seniorenarbeit um, das der Stadtrat im November beschloss. Seniorenbüro klingt nicht unbedingt hipp. Für die Leipziger Sozialverwaltung steht Seniorenbüro hingegen für "Innovation". Schließlich wird 2024 jeder dritte Leipziger über 60 Jahre alt sein.

Die Erläuterung liefert die Stadtverwaltung in dem jüngst beschlossenen Konzept zur Neuausrichtung der offenen Seniorenarbeit. “Insbesondere werden durch die Seniorenbüros und Netzwerke der Seniorenarbeit wichtige strategische Themen aufgenommen, die die Stadt in den nächsten Jahren im demografischen und Altersstrukturwandel zu bewältigen hat: Lebenslanges Lernen, Förderung bürgerschaftlichen/ehrenamtlichen Engagements, Pflegevernetzung, altersgerechte Anpassung des Wohnungsbestandes, Umsetzung von Landeskonzepten (z.B. Gesamtkonzept zur Versorgung älterer Menschen mit Behinderung in Sachsen)”, heißt es in der einschlägigen Ratsdrucksache V/ 2563.

Neue Strukturen benötigen mehr Geld: Die für die Förderung der Seniorenarbeit vorgesehenen Haushaltsmittel werden ab 2013 um 275.870 Euro erhöht. Damit soll insbesondere die Einrichtung von zehn Seniorenbüros finanziert werden: eines je Stadtbezirk.

“Die Seniorenbüros werden – wie vom Stadtrat am 22.11.2012 beschlossen – im Verlauf des Jahres 2013 eröffnet”, teilt dazu das Sozialamt auf L-IZ-Anfrage mit, “wir gehen davon aus, dass dies für die ersten noch im ersten Quartal 2013 erfolgen wird.” Zudem lagen dem Amt Ende November “hinreichend viele Bewerbungen von qualifizierten Einrichtungen vor”.”Eine sehr schöne Vorlage”, freut sich die bündnisgrüne Stadträtin Katharina Krefft. “Der Seniorenbeirat hat ja eine stadtweite Einrichtung von Seniorenbüros gefordert, um zu ermöglichen, dass alte Menschen möglichst lange in ihrer Wohnung leben können”, erinnert die Sozialexpertin an die Genese des Konzeptes. “Mit dem Vorschlag der Neuausrichtung der offenen Seniorenarbeit wird dieses nicht nur grundsätzlich ermöglicht, sondern auch finanziert”, so Krefft.

Gleichwohl hätte sich Katharina Krefft im Vorfeld eine frühzeitige Einbindung des Seniorenbeirates der Stadt in die Erarbeitung des Konzeptes gewünscht. “Immerhin wurde mit dem Antrag des Seniorenbeirates, den wir sehr unterstützen, erreicht, dass im ersten Jahr evaluiert und nachjustiert wird: also nachgeprüft: Werden die Ziele Integration Älterer und die Förderung ihrer Selbstständigkeit tatsächlich erreicht?”, sieht sie einen Teilerfolg. Zudem soll der Seniorenbeirat bei der Entscheidung über die Vergabe der Seniorenbüros beteiligt werden – aus Sicht der Grünen-Politikerin “eine wesentliche Frage”.Linken-Stadträtin Birgitt Mai verweist auf die positiven Erfahrungen, die in einer Testphase mit dem Seniorenbüro Grünau gemacht wurden. Die im ersten Quartal 2012 gestartete Einrichtung in der Stuttgarter Allee 21 “hat gezeigt, dass der Bedarf einer solchen Stätte vorhanden ist”, so Mai in der Stadtratsdebatte am 22. November 2012, “ebenfalls zeigen das auch die Erfahrungen des Seniorenbüros in Großzschocher.”

Informationen über Angebote im kulturellen, sportlichen und geselligen Bereich für ältere Menschen, Möglichkeiten freiwilligen Engagements für Senioren und über Mehrgenerationshäuser seien den älteren Menschen noch nicht flächendeckend bekannt, unterstrich Birgitt Mai. Deshalb sei nun Öffentlichkeitsarbeit sehr wichtig: Eben “Flyer, Presse, Internet etc, um alle Seniorinnen und Senioren zu erreichen, damit die neu entstehenden Seniorenbüros bekannt gemacht und besucht werden”.

Die neuen Einrichtungen hätten schließlich künftig eine “Schlüsselfunktion im System offener Angebote im jeweiligen Stadtteil” – als Anlaufstelle, Koordinierungs- und Vernetzungspunkt.

Niemand könne den demografischen Wandel leugnen, argumentierte auch SPD-Stadtrat Claus Müller, “und das ist auch der Grund, weshalb wir die ältere Generation stärker ins Bewusstsein rücken müssen und wollen”. In seiner Stadtratsrede verwies auch der Sozialdemokrat darauf, dass Grundlage des neuen Konzeptes ein Antrag war, den der Leipziger Seniorenbeirat entwickelt hatte.

“Hervorzuheben ist hierbei die Aufgabe der Seniorenbüros, die die Selbstbestimmtheit und Selbständigkeit von Seniorinnen und Senioren fördern sollen”, betonte Müller. Das entspräche dem Willen der älteren Menschen. Für Müller ist mit Blick auf die demografische Entwicklung auch klar: “Dies kann nur ein Anfang der Angebote der offenen Seniorenarbeit sein.”

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