Von wegen seriös. Während die NPD-Spitze neuerdings bemüht ist, sich nach außen ein bürgerliches Image zu verpassen, pflegt ihr Fußvolk weiterhin NS-Nostalgie. In Leipzig laden Kameraden am heutigen 4. Februar zu einem Zeitzeugenvortrag ein. Die Veranstaltung wird seit einigen Wochen konspirativ bei Facebook beworben.

Als Gast erwarten die Organisatoren den ehemaligen Unterscharführer Rolf D. Er soll in der 17. SS-Division gedient haben. Der alte Mann dürfte jede Menge revisionistischen Geschichtskitt im Gepäck haben, denn er wird ab 17.30 Uhr über seine Kriegserlebnisse und die anschließende Gefangenschaft berichten. Dass sein Vortrag alle historischen Tatsachen berücksichtigt, scheint unwahrscheinlich. Veranstaltungen wie diese dienen der Szene dazu, die eigenen Reihen ideologisch zu festigen und den inneren Zusammenhalt zu stärken. Im Anschluss soll “ein bekannter Liedermacher” auftreten.

Sicher nicht ohne Grund geben die Organisatoren, wie in der Szene üblich, den Veranstaltungsort erst seit heute Mittag Preis. Kommen darf jeder, der von dem Termin Wind bekommen hat. “Die Veranstaltung ist in der Odermannstraße 8”, bekommt man zu hören, ruft man bei der Handynummer an, die in der Einladung genannt wird. Dort befindet sich seit November 2008 das hiesige NPD-Zentrum. Warum also die Geheimniskrämerei? Möglicherweise erklärt sich die Konspirativität mit dem Bauordnungsverfahren, dass gegen Treff anhängig ist.

Laut Bauauflagen dürfen sich höchstens 100 Menschen in dem Veranstaltungsbau aufhalten. Bei vergangenen Veranstaltungen wurde die Zahl augenscheinlich mehrfach überschritten. Zudem steht nach wie vor der Verdacht im Raum, dass die Betreiber gegen das Gaststättengesetz verstoßen. Nach L-IZ-Informationen boten sie in der Vergangenheit alkoholische Getränke an, ohne den Ausschank zuvor beim Ordnungsamt angezeigt zu haben. Gut möglich, dass sich die Gäste auch heute wieder eifrig zuprosten werden. Der NPD-Treff ist laut Facebook schon seit 14 Uhr geöffnet.

Berichtigung: Der Dienstgrad eines Unterscharführers entspricht dem des Unteroffiziers. Somit handelt es sich nicht um einen Offiziersrang, sondern einen Mannschaftsdienstgrad. Wir bitten den Fehler zu enstchuldigen und bedanken uns bei den Lesern für diesen Hinweis.

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