Von "Trick Schule": Könnte es nicht sein, dass ein paar dieser Schüler doch einfach keine Lust auf Schule haben, weil es mühsam ist, zu arbeiten? Ich kann Ihren anderen Argumenten folgen, aber Schulschwänzen ist vor allem eine Entscheidung des Kindes.

Nur wenn die Eltern nicht dafür sorgen, dass das Kind in die Schule geht, dann sollte die Gesellschaft reagieren.

Antwort von Ilse Schnickenfittich

Liebe “Trick Schule”,

vielen Dank für Ihre durchaus zustimmende Mail an mich, ich liebe diese elektronische Post, auch wenn ihr ein wenig das Persönliche fehlt. Das können wir dann aber sicher bei Facebook nachholen, indem wir jeder Fotos vom letzten Sommerfest hochladen.

Vorab – nehmen Sie die folgenden Zeilen nicht persönlich, wir kennen uns schließlich gar nicht und so ist es eher ein “weiterdenken” auf Ihren Anstoß hin.

Ich stimme Ihnen durchaus zu, dass Eltern nicht immer in der Lage sind, alles im Blick zu behalten. Oft genug natürlich, weil sie selbst viel um die Ohren haben, vielleicht sogar schlicht zuviel. Bei der Entscheidungskraft von Kindern bin ich etwas unschlüssig – leben sie doch allzuoft und lange Zeit das Leben ihrer Vorbilder unbewusst nach oder verarbeiten gerade die Pubertät intensiver als andere. Doch nun zur Frage, wie die “Gesellschaft” reagiert, wenn das Kind droht in den Brunnen zu stürzen.

Ich frage mich nämlich, ob nicht bei einem Elternhaus, wo dies so ist, eher das Sozialamt, die Nachbarn oder/und vor allem die Pädagogen in den Schulen und die Schulen selbst statt einer Bußgeldstelle und die Polizei zuständig sind die gemeinsame Lösung zu finden, um vor allem den Kindern einen Weg in eine Zukunft mit einer guten Ausbildung zu ebnen.

Aber irgendwie scheint es da, wo es für diese Frage wichtig wäre, durch Entscheidungen der “Gesellschaft” einen konstanten Geldmangel zu geben. Oder irgendwer hat beschlossen, dass man die Blagen der “Problemfamilien” eigentlich doch nicht wirklich braucht – sagt es nur nicht laut oder gar öffentlich?

Sprechen wir es doch einfach mal aus, vielleicht gewinnt dieser Gedanke so an Schärfe und Genauigkeit: diese dummen, faulen, gern auch mal verdreckten Idiotenkinder – also Kinder von Idioten – benötigt diese Gesellschaft für das zukünftige Bruttoinlandprodukt und die Hochleistungsberufe nicht. Sie sind auch später nicht in der Lage, uns die Ausreise zum Mars zu organisieren, haben garantiert keine Lust für drei Alte zu schuften und werden sich wohl auch dann nicht so in unsere Raster einpassen, wie es sich gehört.

Ökonomisch gesehen ist es also eine Fehlinvestition, sich mit ihnen zu befassen, den Schaden, den sie vielleicht später frustiert anrichten, schon mitgerechnet.

Denn sie haben keine Lust sich zu bemühen, denn Lernen ist eine Mühsal, keine Freude. Sie sind einfach Abfall, wie es ihre Eltern und wahrscheinlich schon die Großeltern sind und waren. Suchen wir eine Tonne für sie – vielleicht werden sie so ja wenigstens noch zu Philosophen. Obwohl die heute auch keiner mehr braucht – marktradikale Philosophien sind so einleuchtend einfach, dass man sie auch ohne Hirnnutzung versteht.

Also erhöhen wir einfach weiter den Druck, statt den betroffenen Familien zu helfen. Das ist einfacher und vor allem preiswerter zu realisieren, als diesen seltsamen, oft irritierend komplexen Weg der Zuwendung zu gehen, strauchelnde Kinder zu bestärken und zu ermutigen. Und fragen wir bloß nicht nach – sie könnten uns ihre Probleme anvertrauen – und so etwas belastet.

Dafür hat doch kein Mensch Zeit und Strafe muss eben sein. Uns allen also eine weitere arbeitsreiche Woche. Den Rest erklärt uns RTL – da werden sie geholfen und versendet.

Mit erzieherischen Grüßen

Ihre Ilse Schnickenfittich

Sekretariat der Leipziger Internet Zeitung

Zum Beitrag vom vom 19. August 2012

Schwarwels Fenster zur Welt: Schwarze Pädagogik

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