Von Dr. Thomas Feist: Wer mit der großen Keule anderen "Ralostigkeit" vorwirft, wird sich selbst an diesem Kriterium messen lassen müssen. Und da sieht es bei Herrn Tiefensee - seit neuestem offenbar Bildungsexperte seiner Partei - in der Tat zappenduster aus.

Bevor man international hochanerkannten Wissenschaftlern wie dem Präsidenten der Alexander-von-Humboldt-Stfitung Prof. Dr. mult. Helmut Schwarz vorwirft, er wüsste nicht wovon er redet (und worin ich ihm beigepflichtet habe), sollte sich Herr Tiefensee einmal mit Untersuchungsergebnissen zu Studiengebühren – insbesondere mit dem ins Leere laufenden Vorwurf, sie würden “finanziell Schwache vom Studium abhalten” – beschäftigen, um dort genau das Gegenteil zu erfahren. Und auch sein pauschaler Vorschlag zu einem “guten und gerechten Bildungssystem” geht nach hinten los.

Erst durch die immensen Anstrengungen der christlich-liberalen Koalition sind wir heute auf einem so hohen Budget des Bundes für Bildung und Forschung wie nie zuvor. Ich nenn gern noch einmal die Zahl für meinen Kollegen: 13 Milliarden zusätzlich haben wir in dieser Legislatur dafür bereitgestellt. Unter anderem auch dafür, Übergänge und Anschlüsse im Bildungssystem zu erleichtern und zu verbessern – eine Aufgabe, die die SPD nie hinbekommen hat. Stattdessen war ein verquerer Wust von neben- und gegeneinander laufenden Maßnahmen im Bildungsbereich das Erbe rot-grüner Politik. Gern formuliere ich es auch noch einmal so, dass Herr Tiefensee die Tragweite versteht: der Bund hatte nie vor, “Probleme in der Hochschulbildung nur über den Geldbeutel zu lösen”, aber Geld ist eben auch von Nöten, nicht nur warme Worte.

Dass in Bayern das Instrument der Studiengebühren ausläuft, ist mir wohl bekannt. Ich weiß aber auch, dass hier auch andere Motivationen dahinterstecken, als die, welche man reflexartig vermutet.

Abschließend bleibt mir nur noch der Hinweis, dass wir für ein zukunftsfähiges Bildungssystem am Anfang der Bildungskarrieren investieren müssen. Ich würde mir wünschen, dass wir es schaffen, KiTa-Plätze allgemein beitragsfrei anzubieten, statt den Bildungs- und Einkommensgewinnern (=Studenten) ihren Aufstieg auf Kosten aller derjenigen zu finanzieren, die eben nicht studieren: der Maurer, die Verkäuferin oder der Familienunternehmer. Nur am Rande: jeder Handwerker, der sein Meisterstudium absolviert, muss dies bezahlen – jeder Selbstständige, der ein Aufbaustudium macht, auch. Anscheinend scheint das eine Selbstverständlichkeit zu sein, mit der sich Herr Tiefensee nicht einmal ansatzweise beschäftigen muss. Aber dann würde die Welt wohl etwas zu kompliziert für platte Sprüche…

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